Hoffnungsschimmer aus Wuhan
(dpa) - Der Großteil der ersten genesenen Corona-Patienten hat noch immer Antikörper im Blut – und ist vermutlich über Jahre immun. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie an 327 Covid-19Patienten im chinesischen Wuhan, die zu den weltweit ersten infizierten Erkrankten gehören. Bei mehr als 80 Prozent der Patienten seien sechs Monate nach ihrer Erkrankung noch biologisch aktive Antikörper nachgewiesen worden, sagte der an der Studie beteiligte deutsche Virologe Ulf Dittmer.
- Nur 25 Minuten haben nach Zeitrechnung der Europäischen Union gefehlt, um den mehr als 91-stündigen Brüsseler Sondergipfel zum längsten in der Geschichte zu machen. In die Historie wird er dennoch eingehen: Erstmals hat die EU beschlossen, gemeinsam im großen Stil Schulden aufzunehmen und diese gemeinsam über Jahrzehnte abzustottern: Das Paket umfasst 1074 Milliarden Euro für den siebenjährigen Haushalt bis 2027 sowie 750 Milliarden Euro für ein Konjunktur- und Investitionsprogramm. Das Echo auf den nach zähen Verhandlungen gefundenen Kompromiss fiel jedoch geteilt aus. Die beteiligten Politiker zeigten sich glücklich. Kritik kam von der Opposition in Berlin und vielen Umweltschützern,
unter anderem der Klimaaktivistin Greta Thunberg.
„Das war nicht einfach“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Brüssel. Für sie zähle aber, „dass wir uns zum Schluss zusammengerauft haben“. Der Haushalt sei auf die Zukunft Europas ausgerichtet. Für Deutschland sind damit jedoch auch höhere Aufwendungen verbunden. Der Bund muss ab sofort jährlich gut 40 Milliarden Euro nach Brüssel überweisen. Das sind rund zehn Milliarden Euro mehr als zuvor. Nicht eingerechnet ist hierbei das EU-Geld, das aus Brüssel an Deutschland zurückfließt. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen verteidigte die Beschlüsse bei dem viertägigen Gipfel und betonte vor allem auch den Nutzen für Deutschland. Sie und auch EU-Ratschef Charles Michel nannten den Beschluss „historisch“. „Historischer
Tag für Europa“, schrieb auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf Twitter. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán feierte, dass die Vergabe von EU-Geldern nicht wie geplant an die Einhaltung rechtsstaatlicher Standards geknüpft werde. Das stimmt so nicht, tatsächlich ist die entsprechende Klausel dazu in der Abschlusserklärung aber reichlich vage formuliert.
Nicht nur daran gab es Kritik. „Mitten in der Corona-Krise weniger Geld für Gesundheit, Forschung und auch Klimaschutz vorzusehen, ist nicht sparsam, sondern dumm“, sagte Katrin Göring-Eckardt, die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag. Norbert Röttgen, Bewerber um den CDU-Vorsitz, erklärte: „Jetzt an Gesundheit, an europäischer Flüchtlingspolitik, an Forschung und Außenpolitik zu sparen, glaube ich, das ist an der falschen Stelle gespart.“
AfD-Fraktionschefin Alice Weidel kritisierte die gemeinsame Schuldenaufnahme: „Noch nie hat eine Regierungschefin so lange und hartnäckig darum gekämpft, die Steuergelder ihrer Bürger im ganz großen Stil an andere verschenken zu dürfen, wie Angela Merkel in Brüssel.“
Professor Werner Weidenfeld, Direktor des Centrums für angewandte Politikforschung in München, sagte der „Schwäbischen Zeitung“: „Es war klar, dass Europa angesichts dieser existenziellen Krise, bei der es um Leben und Tod, wirtschaftlichen Niedergang und Kommunikation geht, kraftvoll handeln musste. Alle Seiten hatten dabei zwei Auditorien zu bedienen: die europäische und die nationale Ebene. Nach diesem dramatischen Gipfel ist die EU gestärkt und jeder kann zu Hause erklären, was er in dem Drama durchgesetzt hat.“