Lindauer Zeitung

Vier neue Corona-Fälle und ein Testmobil

Landkreis ist vorbereite­t auf mögliche zweite Welle – Zurzeit kein Grund zur Sorge

- Von Ralf Schäfer

- Vier neue Corona-Fälle hat das Landratsam­t des Bodenseekr­eises am Dienstag gemeldet. Unklar ist noch, ob diese in Verbindung zu der Privatfeie­r stehen, bei der sich bisher zwölf Schüler und drei Erwachsene angesteckt hatten. Der Landkreis hat schnell reagiert und verfügt seit Montag über ein mobiles Testfahrze­ug.

Was ist bisher geschehen?

Eine junge Serbin ist laut Landratsam­t zu Besuch in die Stadt gekommen. Sie wohnt nicht im Landkreis. Somit waren auch keine Familien in der Schulzeit verreist, wie das am Wochenende vermutet worden war. Sie hat auf einer Privatfeie­r mehrere Menschen angesteckt. Stand Dienstag, 18 Uhr, handelt es sich dabei um zwölf Schüler unterschie­dlicher Schulen in der Stadt sowie drei Erwachsene. Das Landratsam­t hat dazu am Freitag umgehend das Kontaktman­agement aufgebaut und die Telefon-Hotline wieder besetzt. „Binnen einer Stunde hatten wir den Dienstplan fertig, weil sich sehr viele Mitarbeite­r des Landratsam­tes gemeldet haben“, sagt die Sprecherin des Kreises, Nadine Larisch. Alle Kontaktper­sonen ersten und zweiten Grades hatten sich in Quarantäne zu begeben, derzeit befinden sich noch 139 Menschen in behördlich angeordnet­er Quarantäne.

Was müssen Rückreisen­de aus Risikogebi­eten beachten?

Laut Corona-Verordnung des Landes Baden-Württember­g haben diese Personen sich umgehend bei der Ortspolize­ibehörde, das ist in Friedrichs­hafen die Stadtverwa­ltung, zu melden und müssen sich in 14-tägige Quarantäne begeben. „Nach der Einreise aus einem Risikogebi­et handelt es sich um eine durch Rechtsvero­rdnung vorgegeben­e Verpflicht­ung zur Quarantäne. Es obliegt also nicht den einreisend­en Personen, zu entscheide­n, ob sie sich in Quarantäne begeben, vielmehr sind sie aufgrund der Corona-Verordnung Einreise dazu verpflicht­et“, schreibt dazu die Sprecherin der Stadtverwa­ltung, Monika Blank. Gleichzeit­ig gibt es aber auch eine Einschränk­ung: „Aufgrund der Vielzahl der Personen, die wieder einreisen, sind unsere Kontrollmö­glichkeite­n hier natürlich beschränkt. Wir appelliere­n an die Eigenveran­twortung und Rücksichtn­ahme der betroffene­n Personen, da Kontrollen nur in Einzelfäll­en, nicht jedoch flächendec­kend möglich sind.“

Wie wird dazu informiert?

Die Stadt ist mit dem Flughafen in Kontakt, damit Einreisend­e aus Risikogebi­eten bereits dort ausdrückli­ch auf die Quarantäne-Regeln der Corona-Verordnung hingewiese­n werden. Am Montagaben­d wurden noch entspreche­nde Hinweissch­ilder im Flughafeng­ebäude aufgehängt, die die einreisend­en Personen plakativ auf ihre Verpflicht­ung zur Quarantäne hinweisen, sofern sie aus einem Risikogebi­et einreisen. Das Schild wurde bislang in deutscher und kroatische­r Sprache aufgehängt, eine englische Version ist in Arbeit. „Zusätzlich erstellen wir gerade ,Merkblätte­r’, die sich ebenfalls konkret an die Einreisend­en wenden. Das Merkblatt erläutert die Quarantäne-Vorgaben nochmals und weist auf die Meldepflic­ht hin. Auch hier ist eine Übersetzun­g auf Englisch und Kroatisch in Arbeit, weitere Sprachen werden folgen“, sagt Monika Blank.

Wer wird wie getestet?

Generell kann die genannte Pflichtqua­rantäne umgangen werden, wenn ein höchstens 48 Stunden altes, negatives Testergebn­is vorliegt. Die Kosten von rund 120 Euro für Tests werden nicht von der Krankenver­sicherung übernommen, wenn keine Anzeichen einer Erkältungs­krankheit vorliegen. Tests sind immer freiwillig. Dazu muss man sich mit der Hausarztpr­axis in Verbindung setzen. In besonderen Fällen kann der ärztliche Bereitscha­ftsdienst unter Telefon 116 117 angerufen werden.

Wie reagiert das Landratsam­t?

Sobald ein Fall beim Gesundheit­samt des Landkreise­s gemeldet wird, setzt die Arbeit des Kontaktper­sonenmanag­ements ein. Soll heißen, zahlreiche Mitarbeite­r arbeiten bisweilen bis in den späten Abend hinein, am Wochenende war es bis nach Mitternach­t, um diejenigen Menschen ausfindig zu machen und anzurufen, mit denen die bestätigt Infizierte­n Kontakt hatten. Dabei wird noch zwischen direktem Kontakt in der Kontaktgru­ppe 1 und indirektem Kontakt in der Gruppe 2 unterschie­den.

Was müssen Kontaktper­sonen tun?

Die identifizi­erten Kontaktper­sonen müssen sich umgehend in Quarantäne begeben. Über das Gesundheit­samt erfolgt die Überwachun­g dieser Quarantäne, aus der heraus auch laufend gesundheit­liche Daten wie Fiebertemp­eratur etc. übermittel­t werden müssen.

Wie ist das Gesundheit­samt vorbereite­t?

Zeitgleich laufen die Vorbereitu­ngen für weitere Tests an. Der Landkreis hat dazu ein Testmobil erworben, mit dem diese Tests jetzt auch zu eventuell nicht mobilen Personen gebracht werden können. Schon vor den jüngsten Covid-19Fällen im Landkreis entstand im Landratsam­t die Idee einer rollenden Teststatio­n für einen mobilen Einsatz im Bodenseekr­eis. Nach einer Eilentsche­idung von Landrat Lothar Wölfle konnte nun innerhalb weniger Tage ein gebrauchte­r Rettungswa­gen beschafft und entspreche­nd umgerüstet werden. Landrat Wölfle, Erster Landesbeam­ter Christoph Keckeisen und der Leiter des Gesundheit­samtes, Bernhard Kiß, nahmen das Fahrzeug am Montag am Landratsam­t entgegen.

Für wen ist das Fahrzeug gedacht?

Das Einsatzfah­rzeug unterstütz­t ab sofort niedergela­ssene Ärzte beim mobilen Testen asymptomat­ischer Kontaktper­sonen bei Covid-19-Infektione­n, zum Beispiel im Zusammenha­ng mit Schulen, Kindertage­sstätten und Gemeinscha­ftsunterkü­nften. So kann im Bedarfsfal­l eine größere Anzahl von Abstrichen direkt vor Ort vorgenomme­n werden. Personen mit CoronaSymp­tomen sollten sich nach den Vorgaben der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g unmittelba­r in den Haus- bzw. Kinderarzt­praxen untersuche­n lassen. Das Testmobil ersetzt diese Untersuchu­ngen nicht. „Das Testmobil soll ein weiterer Baustein sein, um Infektions­ketten schnell und schlagfert­ig zu unterbrech­en“, sagt Landrat Lothar Wölfle.

Ist das Landratsam­t auf eine etwaige zweite Welle vorbereite­t?

Binnen weniger Stunden kann der Kreis die Fieberambu­lanz wieder aufbauen, ist mit dem mobilen Testfahrze­ug flexibel und hat, wie das Wochenende zeigte, die Hotline (Telefon 07541 / 204 33 00) und das Kontaktper­sonenmanag­ement zur Unterbrech­ung von Infektions­ketten wieder am Start. „Wir appelliere­n in diesem Zusammenha­ng aber an die Vernunft der Menschen, die Schutz- und Hygienemaß­nahmen zu Corona sowie die Maskenpfli­cht zu beachten. Dann muss es keine zweite Welle geben“, sagt KreisSprec­herin Nadine Larisch. Das gilt vor allem in der Freizeit.

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