Vier neue Corona-Fälle und ein Testmobil
Landkreis ist vorbereitet auf mögliche zweite Welle – Zurzeit kein Grund zur Sorge
- Vier neue Corona-Fälle hat das Landratsamt des Bodenseekreises am Dienstag gemeldet. Unklar ist noch, ob diese in Verbindung zu der Privatfeier stehen, bei der sich bisher zwölf Schüler und drei Erwachsene angesteckt hatten. Der Landkreis hat schnell reagiert und verfügt seit Montag über ein mobiles Testfahrzeug.
Was ist bisher geschehen?
Eine junge Serbin ist laut Landratsamt zu Besuch in die Stadt gekommen. Sie wohnt nicht im Landkreis. Somit waren auch keine Familien in der Schulzeit verreist, wie das am Wochenende vermutet worden war. Sie hat auf einer Privatfeier mehrere Menschen angesteckt. Stand Dienstag, 18 Uhr, handelt es sich dabei um zwölf Schüler unterschiedlicher Schulen in der Stadt sowie drei Erwachsene. Das Landratsamt hat dazu am Freitag umgehend das Kontaktmanagement aufgebaut und die Telefon-Hotline wieder besetzt. „Binnen einer Stunde hatten wir den Dienstplan fertig, weil sich sehr viele Mitarbeiter des Landratsamtes gemeldet haben“, sagt die Sprecherin des Kreises, Nadine Larisch. Alle Kontaktpersonen ersten und zweiten Grades hatten sich in Quarantäne zu begeben, derzeit befinden sich noch 139 Menschen in behördlich angeordneter Quarantäne.
Was müssen Rückreisende aus Risikogebieten beachten?
Laut Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg haben diese Personen sich umgehend bei der Ortspolizeibehörde, das ist in Friedrichshafen die Stadtverwaltung, zu melden und müssen sich in 14-tägige Quarantäne begeben. „Nach der Einreise aus einem Risikogebiet handelt es sich um eine durch Rechtsverordnung vorgegebene Verpflichtung zur Quarantäne. Es obliegt also nicht den einreisenden Personen, zu entscheiden, ob sie sich in Quarantäne begeben, vielmehr sind sie aufgrund der Corona-Verordnung Einreise dazu verpflichtet“, schreibt dazu die Sprecherin der Stadtverwaltung, Monika Blank. Gleichzeitig gibt es aber auch eine Einschränkung: „Aufgrund der Vielzahl der Personen, die wieder einreisen, sind unsere Kontrollmöglichkeiten hier natürlich beschränkt. Wir appellieren an die Eigenverantwortung und Rücksichtnahme der betroffenen Personen, da Kontrollen nur in Einzelfällen, nicht jedoch flächendeckend möglich sind.“
Wie wird dazu informiert?
Die Stadt ist mit dem Flughafen in Kontakt, damit Einreisende aus Risikogebieten bereits dort ausdrücklich auf die Quarantäne-Regeln der Corona-Verordnung hingewiesen werden. Am Montagabend wurden noch entsprechende Hinweisschilder im Flughafengebäude aufgehängt, die die einreisenden Personen plakativ auf ihre Verpflichtung zur Quarantäne hinweisen, sofern sie aus einem Risikogebiet einreisen. Das Schild wurde bislang in deutscher und kroatischer Sprache aufgehängt, eine englische Version ist in Arbeit. „Zusätzlich erstellen wir gerade ,Merkblätter’, die sich ebenfalls konkret an die Einreisenden wenden. Das Merkblatt erläutert die Quarantäne-Vorgaben nochmals und weist auf die Meldepflicht hin. Auch hier ist eine Übersetzung auf Englisch und Kroatisch in Arbeit, weitere Sprachen werden folgen“, sagt Monika Blank.
Wer wird wie getestet?
Generell kann die genannte Pflichtquarantäne umgangen werden, wenn ein höchstens 48 Stunden altes, negatives Testergebnis vorliegt. Die Kosten von rund 120 Euro für Tests werden nicht von der Krankenversicherung übernommen, wenn keine Anzeichen einer Erkältungskrankheit vorliegen. Tests sind immer freiwillig. Dazu muss man sich mit der Hausarztpraxis in Verbindung setzen. In besonderen Fällen kann der ärztliche Bereitschaftsdienst unter Telefon 116 117 angerufen werden.
Wie reagiert das Landratsamt?
Sobald ein Fall beim Gesundheitsamt des Landkreises gemeldet wird, setzt die Arbeit des Kontaktpersonenmanagements ein. Soll heißen, zahlreiche Mitarbeiter arbeiten bisweilen bis in den späten Abend hinein, am Wochenende war es bis nach Mitternacht, um diejenigen Menschen ausfindig zu machen und anzurufen, mit denen die bestätigt Infizierten Kontakt hatten. Dabei wird noch zwischen direktem Kontakt in der Kontaktgruppe 1 und indirektem Kontakt in der Gruppe 2 unterschieden.
Was müssen Kontaktpersonen tun?
Die identifizierten Kontaktpersonen müssen sich umgehend in Quarantäne begeben. Über das Gesundheitsamt erfolgt die Überwachung dieser Quarantäne, aus der heraus auch laufend gesundheitliche Daten wie Fiebertemperatur etc. übermittelt werden müssen.
Wie ist das Gesundheitsamt vorbereitet?
Zeitgleich laufen die Vorbereitungen für weitere Tests an. Der Landkreis hat dazu ein Testmobil erworben, mit dem diese Tests jetzt auch zu eventuell nicht mobilen Personen gebracht werden können. Schon vor den jüngsten Covid-19Fällen im Landkreis entstand im Landratsamt die Idee einer rollenden Teststation für einen mobilen Einsatz im Bodenseekreis. Nach einer Eilentscheidung von Landrat Lothar Wölfle konnte nun innerhalb weniger Tage ein gebrauchter Rettungswagen beschafft und entsprechend umgerüstet werden. Landrat Wölfle, Erster Landesbeamter Christoph Keckeisen und der Leiter des Gesundheitsamtes, Bernhard Kiß, nahmen das Fahrzeug am Montag am Landratsamt entgegen.
Für wen ist das Fahrzeug gedacht?
Das Einsatzfahrzeug unterstützt ab sofort niedergelassene Ärzte beim mobilen Testen asymptomatischer Kontaktpersonen bei Covid-19-Infektionen, zum Beispiel im Zusammenhang mit Schulen, Kindertagesstätten und Gemeinschaftsunterkünften. So kann im Bedarfsfall eine größere Anzahl von Abstrichen direkt vor Ort vorgenommen werden. Personen mit CoronaSymptomen sollten sich nach den Vorgaben der Kassenärztlichen Vereinigung unmittelbar in den Haus- bzw. Kinderarztpraxen untersuchen lassen. Das Testmobil ersetzt diese Untersuchungen nicht. „Das Testmobil soll ein weiterer Baustein sein, um Infektionsketten schnell und schlagfertig zu unterbrechen“, sagt Landrat Lothar Wölfle.
Ist das Landratsamt auf eine etwaige zweite Welle vorbereitet?
Binnen weniger Stunden kann der Kreis die Fieberambulanz wieder aufbauen, ist mit dem mobilen Testfahrzeug flexibel und hat, wie das Wochenende zeigte, die Hotline (Telefon 07541 / 204 33 00) und das Kontaktpersonenmanagement zur Unterbrechung von Infektionsketten wieder am Start. „Wir appellieren in diesem Zusammenhang aber an die Vernunft der Menschen, die Schutz- und Hygienemaßnahmen zu Corona sowie die Maskenpflicht zu beachten. Dann muss es keine zweite Welle geben“, sagt KreisSprecherin Nadine Larisch. Das gilt vor allem in der Freizeit.