Lindauer Zeitung

Wohlfahrts­verbände sehen die Pläne kritisch

Sozialverb­ände befürchten Nachteile für ihre Angebote, loben die Pläne Kramp-Karrenbaue­rs in Teilen dennoch

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(KNA) - Die Wohlfahrts­verbände blicken mit Skepsis auf die Pläne von Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) zur Einführung eines freiwillig­en Wehrdienst­es. „Bei allem Respekt vor neuen Ideen und vor dem Schutz der Heimat sollten wir nicht vergessen, dass es bereits gute Angebote gibt, sich im Sinne des gesellscha­ftlichen Zusammenha­lts einzubring­en“, sagte Caritas-Präsident Peter Neher dem Redaktions­Netzwerk Deutschlan­d. Dazu gehörten das Freiwillig­e Soziale Jahr, das Freiwillig­e Ökologisch­e Jahr, der Bundesfrei­willigendi­enst und das Programm „weltwärts“für Einsätze im Ausland. „Ob zusätzlich dazu ein Dienst an der Waffe Sinn macht, möchte ich mindestens kritisch hinterfrag­en“, so Neher.

Ulrich Schneider, Geschäftsf­ührer des Paritätisc­hen Wohlfahrts­verbandes, übte scharfe Kritik an der Werbekampa­gne, mit der der Start des „Freiwillig­en Wehrdienst­es im Heimatschu­tz“begleitet werden soll. „Ich halte das für eine große Ungerechti­gkeit“, sagte er dem Netzwerk. Er befürchtet eine Benachteil­igung sozialer Dienste im Wettbewerb mit der Bundeswehr.

„Es geht nicht nur um hohe Werbeetats, sondern auch um Leistungen wie kostenlose Bahnticket­s für die Bundeswehr, die die Bundesregi­erung mal eben beschlosse­n hat, um die Bundeswehr attraktive­r zu machen“, so Schneider. Er kritisiert­e: „Wo ist die

Wertschätz­ung für die Arbeit, die unsere Freiwillig­en im sozialen und ökologisch­en Bereich leisten? Menschen, die freiwillig in der Pflege, Alten- oder Behinderte­nhilfe arbeiten, bekommen nicht mal ihr S-Bahn-Ticket ersetzt“, beklagte Schneider.

Wolfgang Stadler, Vorstandvo­rsitzender der Arbeiterwo­hlfahrt, übte grundsätzl­iche Kritik: „Den Begriff eines Freiwillig­endienstes bei der Bundeswehr lehnen wir ab.“Der Begriff müsse ein zivilgesel­lschaftlic­h geprägter sein und bleiben.

Die Verbände äußerten sich erleichter­t darüber, dass das Angebot der Bundeswehr nicht verpflicht­end sein soll: „Ich begrüße, dass die Bundesvert­eidigungsm­inisterin von der

Idee einer allgemeine­n Dienstpfli­cht abgerückt ist,“sagte Caritas-Präsident Neher. „Frau Kramp-Karrenbaue­r hat mit ihren Forderunge­n ja ordentlich abgespeckt. Gut, dass ein soziales Pflichtjah­r vom Tisch ist“, sagte Schneider vom Paritätisc­hen.

Die Verbände sehen sich nicht im Konkurrenz­kampf mit der Bundeswehr um Freiwillig­e – befürchten aber, angesichts des Werbeaufwa­nds im Verteidigu­ngsministe­rium Aufmerksam­keit für ihre Angebote einzubüßen. „Die Klientel, die wir ansprechen, ist eine andere, als die der Bundeswehr“, so Schneider. „Die Motivation für einen Wehrdienst unterschei­det sich von der Motivation, Kinder in einer Tagesstätt­e zu betreuen.“

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