Wieder etwas besser kaufgelaunt
Der Konsumklimaindex des Marktforschungsinstituts GfK ist im Juli gestiegen – Ökonomen bezweifeln langfristige Effekte
- Die Mehrwertsteuersenkung, die noch bis Jahresende gilt, scheint Wirkung zu zeigen. Denn die Verbraucher in Deutschland entdecken die Lust am Einkaufen wieder. Das lässt jedenfalls der aktuelle Konsumklimaindex des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK vermuten. Der stieg im Juli von -18,6 auf -9,4 Punkte. Im August sollte sich dieser Wert auf -0,3 Punkte ebenfalls deutlich verbessern, prophezeit die GfK mit Blick auf die Vförmige Entwicklung.
Auch die Verbraucher setzen auf eine Konjunkturerholung. Vor allem aber rechnen sie wieder mit höheren Einkommen, und sie beabsichtigen offenbar, geplante größere Anschaffungen wie Fahrzeuge oder Möbel vorzuziehen. Dazu trage die Reduzierung der Mehrwertsteuer seit Anfang Juli von 19 auf 16 Prozent bei, glaubt Rolf Bürkl, Konsumexperte der GfK. An einer nachhaltigen Wirkung der Senkung zweifelt er jedoch. Er verweist auf das Jahr 2007, als die Mehrwertsteuer zum letzten Mal erhöht wurde: „Diese Senkung der Mehrwertsteuer
im zweiten Halbjahr wird sicherlich dazu führen, dass es zu Vorzieheffekten kommt, dass also ohnehin geplante Anschaffungen, die vielleicht erst für das erste Halbjahr 2021 vorgesehen waren, jetzt vorgezogen werden.” Deshalb werde die
Mehrwertsteuer auf Sicht von einem Jahr dann nicht einen so großen Effekt auf den Konsum haben.
Immerhin aber steigt die Stimmung. Andreas Scheuerle, Volkswirt der Dekabank, sieht einen positiven Trend, weil die Zahlen sich zum dritten Mal in Folge nach dem scharfen Einbruch in der Corona-Krise im April verbessert haben, der Index sogar um 23 Punkte gestiegen sei. „Von Normalität aber sind wir noch weit entfernt“, sagt er, denn diese Werte lägen unter denen, die in der globalen Finanzkrise 2009 gemessen wurden. Es gebe immer noch viel „Sand im Getriebe”, den auch die Verbraucher sehen: Das Risiko einer zweiten Infektionswelle bleibt bestehen, im Herbst könnte der erwartete Anstieg der Insolvenzen zu Entlassungen führen. Das dürfte die Konsumstimmung wieder trüben: „Und auch die Lohnentwicklung gerade auch mit Blick auf das nächste Jahr dürfte eher verhaltener sein als die in den vergangenen Jahren.“Das seien keine sonderlich guten Rahmenbedingungen insgesamt für den Konsum. Im Vergleich zu der Lage im Shutdown aber stelle die aktuelle Situation eine deutliche Verbesserung dar. Ein besseres Konsumklima helfe der Konjunktur, wichtiger aber seien die Einkommen. Durch die Konjunkturpakete der Bundesregierung haben die Haushalte etwas mehr in ihren Portemonnaies als im Frühjahr. So wirke sich wohl auch der Kinderbonus aus, der an die berechtigten Familien ausgezahlt werde. Aber auch das könnte sich schon im nächsten Jahr wieder etwas „verflüchtigen“, meint der Volkswirt. Die Zeiten bleiben auch unsicher.