Lindauer Zeitung

Weißensber­ger Igel Guschtl verliert Auge durch Rasenrobot­er

Die selbstfahr­enden Mäher verletzen Igel immer häufiger lebensgefä­hrlich – Eine Tierärztin aus Aeschach mahnt

- Von Emanuel Hege

- Guschtl hat es erwischt – der Igel aus Weißensber­g liegt mit einer schweren Gesichtsve­rletzung in einer Tierarztpr­axis in Aeschach. Schuld ist ein Rasenrobot­er. Die sind mittlerwei­le auch im Landkreis weit verbreitet. Eine gemütliche Alternativ­e für die heimische Oase, jedoch lebensgefä­hrlich für Tiere. Vor allem für Igel.

Seit sieben Jahren lebt ein Igel auf der Terrasse von Heidi Müller in Weißensber­g. „Natürlich wissen wir nicht, ob es über alle Jahre immer der gleiche Igel war“, gesteht Müller, das hielt sie und ihre Familie aber nicht davon ab, den kleinen Mitbewohne­r auf den Namen Guschtl zu taufen. Guschtl genießt aber gerade nicht die Weißensber­ger Sommer-Sonne, sondern liegt nach einer Operation in der Tierarztpr­axis von Dr. Barbara Zaltenbach­Hanßler in Aeschach. „Wir haben ihn aufgefunde­n mit einer Gesichtshä­lfte komplett aufgeschra­mmt“, erzählt Müller, „das eine Auge fehlte“. Eine typische Verletzung, beigefügt durch einen selbstfahr­enden Rasenrobot­er. Jetzt will Heidi Müller aufklären. Die Roboter gehören bei Dämmerung und in der Nacht ausgeschal­tet – zu dieser Zeit sind nämlich Igel aktiv. „In unserer Nachbarsch­aft schalten eigentlich alle abends den Roboter aus, aber Igel haben einen ziemlich großen Bewegungsr­adius“, sagt Müller. Sie glaubt, Guschtl habe sich mit der Verletzung von einem entfernten Garten zurückgekä­mpft.

„Guschtl ist angemäht worden, das passiert jetzt immer häufiger“, sagt Barbara Zaltenbach-Hanßler. Sie behandelt Guschtl, doch nicht nur ihn. In den vergangene­n Wochen kam bei Zaltenbach-Hanßler eine zweistelli­ge Anzahl an Igel-Patienten an, die von einem Rasenrobot­er verletzt wurden. Typisch sind Verletzung­en am Kopf, sagt sie, aber die Rasenrobot­er haben Igeln auch schon Beine abgetrennt. Auch die Tierärztin sieht das Problem in der nächtliche­n Nutzung der Mäher. „Tagsüber sollte nichts passieren, außer Ende August bis Anfang September vielleicht. Da gebären Igel ihre Jungen, und die Mütter sind dann öfter unterwegs“, sagt Zaltenbach­Hanßler.

Das Problem ist nicht neu, landwirtsc­haftliche Maschinen verletzen und töten schon seit Längerem Tiere, die von den Geräten häufig überrascht werden. Die Gefahr für den Igel durch den Rasenrobot­er wird nun erst langsam zu einem großen Problem, sagen Zaltenbach­Hanßler und Müller. „Auch Laubbläser können gefährlich sein“, mahnt Zaltenbach­Hanßler vor den modernen Bedrohunge­n für Tiere. Das Zuhause von Igel, Siebenschl­äfer und Eichhörnch­en wird durch die Räumgeräte immer häufiger zerstört.

Guschtl darf bald wieder zurück auf die heimische Terrasse in Weißensber­g. Heidi Müller hofft, dass in Zukunft mehr Menschen über die Gefahr der Roboter erfahren und die Laufzeiten ihrer Geräte anpassen. Sodass Guschtl noch lange durch die Nachbarsch­aft streifen kann.

„Wir haben ihn aufgefunde­n mit einer Gesichtshä­lfte komplett aufgeschra­mmt. Das eine Auge fehlte.“

Heidi Müller

 ?? FOTO: EMANUEL HEGE ?? Guschtl auf dem OP-Tisch bei Tierärztin Dr. Barbara Zaltenbach-Hanßler. Ein Rasenrobot­er hat dem Igel aus Weißensber­g ein Auge abgetrennt. Die Mähmaschin­en sollten über Nacht unbedingt ausgestell­t werden.
FOTO: EMANUEL HEGE Guschtl auf dem OP-Tisch bei Tierärztin Dr. Barbara Zaltenbach-Hanßler. Ein Rasenrobot­er hat dem Igel aus Weißensber­g ein Auge abgetrennt. Die Mähmaschin­en sollten über Nacht unbedingt ausgestell­t werden.

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