Weißensberger Igel Guschtl verliert Auge durch Rasenroboter
Die selbstfahrenden Mäher verletzen Igel immer häufiger lebensgefährlich – Eine Tierärztin aus Aeschach mahnt
- Guschtl hat es erwischt – der Igel aus Weißensberg liegt mit einer schweren Gesichtsverletzung in einer Tierarztpraxis in Aeschach. Schuld ist ein Rasenroboter. Die sind mittlerweile auch im Landkreis weit verbreitet. Eine gemütliche Alternative für die heimische Oase, jedoch lebensgefährlich für Tiere. Vor allem für Igel.
Seit sieben Jahren lebt ein Igel auf der Terrasse von Heidi Müller in Weißensberg. „Natürlich wissen wir nicht, ob es über alle Jahre immer der gleiche Igel war“, gesteht Müller, das hielt sie und ihre Familie aber nicht davon ab, den kleinen Mitbewohner auf den Namen Guschtl zu taufen. Guschtl genießt aber gerade nicht die Weißensberger Sommer-Sonne, sondern liegt nach einer Operation in der Tierarztpraxis von Dr. Barbara ZaltenbachHanßler in Aeschach. „Wir haben ihn aufgefunden mit einer Gesichtshälfte komplett aufgeschrammt“, erzählt Müller, „das eine Auge fehlte“. Eine typische Verletzung, beigefügt durch einen selbstfahrenden Rasenroboter. Jetzt will Heidi Müller aufklären. Die Roboter gehören bei Dämmerung und in der Nacht ausgeschaltet – zu dieser Zeit sind nämlich Igel aktiv. „In unserer Nachbarschaft schalten eigentlich alle abends den Roboter aus, aber Igel haben einen ziemlich großen Bewegungsradius“, sagt Müller. Sie glaubt, Guschtl habe sich mit der Verletzung von einem entfernten Garten zurückgekämpft.
„Guschtl ist angemäht worden, das passiert jetzt immer häufiger“, sagt Barbara Zaltenbach-Hanßler. Sie behandelt Guschtl, doch nicht nur ihn. In den vergangenen Wochen kam bei Zaltenbach-Hanßler eine zweistellige Anzahl an Igel-Patienten an, die von einem Rasenroboter verletzt wurden. Typisch sind Verletzungen am Kopf, sagt sie, aber die Rasenroboter haben Igeln auch schon Beine abgetrennt. Auch die Tierärztin sieht das Problem in der nächtlichen Nutzung der Mäher. „Tagsüber sollte nichts passieren, außer Ende August bis Anfang September vielleicht. Da gebären Igel ihre Jungen, und die Mütter sind dann öfter unterwegs“, sagt ZaltenbachHanßler.
Das Problem ist nicht neu, landwirtschaftliche Maschinen verletzen und töten schon seit Längerem Tiere, die von den Geräten häufig überrascht werden. Die Gefahr für den Igel durch den Rasenroboter wird nun erst langsam zu einem großen Problem, sagen ZaltenbachHanßler und Müller. „Auch Laubbläser können gefährlich sein“, mahnt ZaltenbachHanßler vor den modernen Bedrohungen für Tiere. Das Zuhause von Igel, Siebenschläfer und Eichhörnchen wird durch die Räumgeräte immer häufiger zerstört.
Guschtl darf bald wieder zurück auf die heimische Terrasse in Weißensberg. Heidi Müller hofft, dass in Zukunft mehr Menschen über die Gefahr der Roboter erfahren und die Laufzeiten ihrer Geräte anpassen. Sodass Guschtl noch lange durch die Nachbarschaft streifen kann.
„Wir haben ihn aufgefunden mit einer Gesichtshälfte komplett aufgeschrammt. Das eine Auge fehlte.“
Heidi Müller