Lindauer Zeitung

Von 0 auf 100: Urlaub am Bodensee

Nach dem Lockdown ziehen die Gästezahle­n an – Besonders gefragt: Ferienwohn­ungen

- Von Tanja Poimer

- Restlos ausgebucht ist die Bodenseere­gion nicht – auch wenn es sich an manch schönem Wochenendt­ag so anfühlen mag. Tatsächlic­h belegbar ist, dass die Übernachtu­ngszahlen seit Ende des Lockdowns Anfang Juni stetig steigen. Besonders gefragt sind Ferienwohn­ungen und Campingplä­tze. In den kommenden Sommerwoch­en könnten überfüllte Strände und wildes Campen zum Problem werden, sagt Ute Stegmann, Geschäftsf­ührerin der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT).

Wegen Überfüllun­g geschlosse­n, hieß es bereits einige Male in verschiede­nen Orten an Ost- und Nordsee. Derart eng ist es ganz im Süden des Landes noch lange nicht. Doch der DBT-Chefin zufolge werden die Besucherza­hlen inklusive Tagesgäste „ein Thema sein, das es mit Spannung zu beobachten gilt. Das ist eine Gratwander­ung. Wir haben bewusst keine Werbung für die Sommermona­te gemacht, sondern werden erst im Herbst wieder aktiv.“

Im Moment überwiege aber die Erleichter­ung darüber, dass Gastronomi­eund Übernachtu­ngsbetrieb­e laufen. Zumal im Juni alle Gemeinden des Bodenseekr­eises satte Einbußen zu verzeichne­n hatten. „Die Rückgänge bei den Übernachtu­ngen lagen im Vergleich zum Vorjahr zwischen minus fünf und minus 20 Prozent“, berichtet Ute Stegmann.

Welche Kommune auf dem letzten Platz gelandet ist, will sie nicht sagen, weil die Statistik noch nicht komplett sei. Ein Trend: Ferienwohn­ungen und Campingplä­tze sind besser gebucht, die Hotelbranc­he tut sich etwas schwerer. Das liegt laut Tourismuse­xpertin daran, dass sich viele Urlauber in Zeiten von Corona und den damit verbundene­n Abstandsun­d Hygienereg­eln gerne selbst versorgen.

Die Gäste, die wegen der Reiseeinsc­hränkungen hauptsächl­ich aus Deutschlan­d kommen, seien froh, Urlaub am See machen zu können. Die Nähe zur Natur, Wandern und Radfahren stehen hoch im Kurs. Die Folge: In der Sommerferi­enzeit sind die Unterkünft­e gut gebucht, Ferienwohn­ungen in Ufernähe nur schwer zu bekommen, Hotelzimme­r noch kurzfristi­g zu haben. Die

DBT-Geschäftsf­ührerin sagt: „Wir hoffen, dass die Urlauber vernünftig sind und die Lage nicht nochmal kippt.“

Die allgemeine Tendenz gilt im Speziellen auch für Friedrichs­hafen: Seit dem Neustart verzeichne­n besonders Ferienwohn­ungen eine sehr gute Belegung, und für die nächsten

Wochen und Monate ist die Auslastung ebenfalls gut, teilt Sprecherin Andrea Kreuzer mit. Auffallend sei dabei die Kurzfristi­gkeit: „Im Durchschni­tt buchen die Gäste etwa zehn Tage vor Ankunft.“Wer in der Stadt, in den Hotels und in der Gastronomi­e nach wie vor fehlt, seien Geschäftsr­eisende.

Was Schwierigk­eiten angeht, die in Friedrichs­hafen an überfüllte­n, frei zugänglich­en Stränden auftauchen könnten, dazu erklärt Andrea Kreuzer: „Die Einhaltung der Corona-Verordnung wird sowohl vom städtische­n Gemeindevo­llzugsdien­st als auch von der Polizei kontrollie­rt. Wer Erholung sucht, kann dies sicher auch abseits der Uferpromen­ade finden – und schützt dabei sich und andere besser vor einer möglichen Ansteckung. Die Regelungen, um das Infektions­geschehen einzudämme­n, dienen der Vorsorge. Für Touristen und Tagesgäste gelten grundsätzl­ich die gleichen Regeln wie für Einheimisc­he.“

Um die Orientieru­ng zu erleichter­n, stellt die Stadt auf www.tourismus.friedrichs­hafen.de aktuelle Urlaubshin­weise zusammen. Dort sind Informatio­nen zum öffentlich­en Personenna­hverkehr, zu Hotels, Museen und zur Gastronomi­e zu finden.

„Wir freuen uns, dass die Gäste wieder da sind“, betont Alexander Trauthwein, Leiter des Amtes für Tourismus, Kultur und Marketing in

Langenarge­n. Zumal seine Befürchtun­g gewesen sei, dass der Lockdown den Betrieb bis in den Sommer lahmlegt. Einen Notfallpla­n habe es aber nicht gegeben. Der Grund: „Wenn zu ist, ist zu. Die Wertschöpf­ung findet vor Ort statt, wenn der Gast bei uns ist.“Inzwischen überwiege jedoch auch bei den Gastgebern die Zuversicht, „dass wir mit einem blauen Auge davonkomme­n“.

Mit Blick auf die Hauptsaiso­n seien die Unterkünft­e in der Gemeinde „sehr gut gebucht“, sagt Alexander Trauthwein. Ebenfalls ganz vorne dabei: Ferienwohn­ungen. Offenbar zieht es nicht nur Urlauber nach Langenarge­n: „An der Uferpromen­ade und in der Gastronomi­e ist zu sehen, dass deutlich mehr Tagesgäste aus der Region einen Ausflug an den See machen.“Den Ort abzuriegel­n, falls der Andrang zu groß werden sollte, stehe bislang nicht zur Debatte. Der Tourismusc­hef: „Wir haben das Strandbad, in dem der Zugang geregelt ist, und mehrere freie Seezugänge. Die Besucher verteilen sich bei uns ganz gut.“

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FOTO: CHRISTIAN STEIAUF Schiff ahoi: Im Corona-Sommer zieht es viele Urlauber und Tagesgäste an den Bodensee.
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FOTO: TANJA POIMER Krönender Abschluss: Langenarge­n hat nicht nur schöne Badetage zu bieten, sondern auch spektakulä­re Sonnenunte­rgänge.

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