Lindenberger Stadtbücherei: Die große Lösung wird es nicht
Einem Neubau in nächster Zeit erteilt Bürgermeister Ballerstedt eine Absage – Wie die Lindenberger Stadträte die räumliche Situation beurteilen und wie es weitergeht
- Der Lindenberger Stadtrat bildet eine interfraktionelle Arbeitsgruppe, die sich Gedanken über die Zukunft der Stadtbücherei machen soll. Das hat das Gremium mit 16:7-Stimmen beschlossen. Damit hat die gemeinsame Fraktion von SPD und ULLi (Unabhängige Liste Lindenberg) zumindest einen Teilerfolg erzielt. Sie hat das Thema aufs Tapet gebracht. „Wir können es nicht weiter auf die lange Bank schieben“, bekräftige Fraktionssprecher Helmut Wiedemann. Allerdings machte Bürgermeister Eric Ballerstedt ihm und seinen Mitstreitern nur wenig Hoffnung auf einen baldigen Neubau: „So leid es mir tut: Das ist in den nächsten zwei, drei, vier Jahren nicht umsetzbar.“
Die SPD hatte bereits 2017 ein Positionspapier zur Stadtbücherei verfasst. Seitdem sei nicht viel geschehen, bedauerte Wiedemann. Nun sei genug geredet, sondern Zeit, zu handeln, sagte er deshalb. Die Verhältnisse in der Bücherei, die im ersten Stock eines über 100 Jahre alten Gebäudes im Brennterwinkel untergebracht ist, seien nicht mehr zeitgemäß und für eine Stadt wie Lindenberg nicht angemessen. Die Fläche von 200 Quadratmetern sei viel zu klein, die Räume beengt. Der Zugang ist nicht barrierefrei. Eltern müssten ihren Kinderwagen immer im Treppenhaus
stehen lassen. Auch der Brandschutz und die Besuchertoilette seien verbesserungswürdig. Ganz zu schweigen vom „Geruch nach Modrigkeit und Schimmel“, der aus dem Keller ins Erdgeschoss komme. Für SPD und ULLi gibt es deshalb nur zwei Alternativen: Neubau oder Umzug in ein anderes Gebäude. Sie stellten deshalb den Antrag, eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Fraktionen einzurichten, die bis Ende 2020 dem Gremium Vorschläge zur Entscheidung unterbreiten soll.
Dass die räumliche Situation verbessert werden soll, darin ist sich der Rat einig. Allerdings sei ein Neubau
„im Moment nicht zu stemmen“, sagte CSU-Sprecher Ludwig Gehring mit Verweis auf die finanzielle Lage. So leid es ihm angesichts der hervorragenden Arbeit des Bücherei-Teams tue: Seine Fraktion müsse den Antrag von SPD/ULLi ablehnen. Das tat sie dann größtenteils auch. Florian Weber verwies darauf, dass die Freien Wähler das Ansinnen unterstützen wollen. Zugleich plädierte er aber dafür, zunächst einmal jetzt mit geringen Mitteln eine Verbesserung zu schaffen – und dann die Bücherei in eine ganzheitliche Lösung zur Stadtentwicklung einzubetten, in der auch Spielplätze, Kindergärten, Parken und Mobilität eine Rolle spielen sollen.
Die Grünen unterstützen den Antrag. „Wir müssen sagen: Wir wollen es – und wenn genug Geld da ist, greifen wir es an“, sagte Thomas Kühnel. Die Bücherei, die heuer ihr 25-jähriges Bestehen feiert, sei in ihrer jetzigen Form nicht mehr zeitgemäß. „Wir haben Glück, dass das Personal das Maximum herausholt“, sagte er. Eine Bücherei müsse ein Treffpunkt sein, in dem die Leute auch mal Zeitung lesen oder einen Kaffee trinken können. Der Stadtplatz wäre dafür der ideale Standort, so der GrünenSprecher. Die Staatsregierung wolle Bayern bis 2023 barrierefrei machen. Vielleicht könne man an Fördergelder kommen.
Das Geruchsproblem müsste inzwischen gelöst sein, sagte Bürgermeister Eric Ballerstedt. Es sei klar, dass am jetzigen Standort eine Ertüchtigung kaum umsetzbar sei. Allein die Barrierefreiheit koste Platz, da zum Beispiel die Gänge viel breiter werden müssten. Für einen Neubau sei im Moment aber kein Geld da. Er schlug deshalb vor, „dass wir die Augen offen halten nach einem geeigneten Mietobjekt als Zwischenlösung“. Nötig wären dazu allerdings 500 Quadratmeter auf einer ebenen Fläche. Und das ist in der Stadt nicht so einfach zu finden. In jedem Fall möchte er das Bücherei-Team um Dagmar Stich um eine fachkundliche