Klopp hält Wort
Deutscher Trainer hat sich schon jetzt ein Denkmal in Liverpool gesetzt – Er sieht noch Steigerungspotenzial
(dpa/SID) - Jürgen Klopp schwebte der Trophäe förmlich entgegen. Mit großen Schritten stürmte der Meistermacher die letzten Stufen der berühmten Fantribüne The Kop nach oben, schnappte sich die Medaille und ließ sich mit ausgebreiteten Armen von seinen Stars feiern. Als Kapitän Jordan Henderson den Pokal wenige Momente später in den Himmel reckte, war der Abend für den FC Liverpool endgültig perfekt – und die emotionale Party erreichte ihren Höhepunkt.
„Das ist ein großartiger Moment. Ich könnte nicht glücklicher sein“, sagte „King“Klopp nach seiner Krönung – ausgestattet mit umgedrehter Schirmmütze, LFC-Trikot und einem Schal am Arm sah er aus wie ein hartgesottener Fan. Das Lachen bekam Klopp nicht mehr aus dem Gesicht. Im Konfettiregen umarmte er seine Spieler, scherzte und tanzte mit ihnen. Er könne „nicht stolzer sein“, erklärte Klopp. Liverpools Meistercoach von 1990, Kenny Dalglish, übergab den Pokal. Die erste Meisterschaft seit Dalglishs Erfolg hatte die Stadt an der Merseyside schon vor Wochen elektrisiert. Doch im Moment des Erfolgs schwärmte Klopp auch noch einmal von den vorherigen Titeln. „Wir sind die Champions in England, in Europa und der ganzen Welt. Wir haben vier wirklich wichtige Pokale gewonnen“, sagte er und kündigte ein ganz besonderes Erinnerungsfoto an: „Ich bin normalerweise keine Person, die Bilder braucht, aber ich werde ein Bild mit allen vier Trophäen machen.“
Klopp hat sich längst ein Denkmal in Liverpool gesetzt, die Fans folgen dem „fünften Beatle“blind. Die Meisterfeier der Anhänger an der Anfield Road konnte aber selbst er mit seinen Aufrufen nicht stoppen. Tausende Liverpool-Fans waren entgegen den Warnungen nach Anfield gepilgert und feierten das Ende der titellosen Zeit in der Premier League. Noch während des Spiels gegen den FC Chelsea (5:3) musste die Polizei wegen des großen Andrangs die Straßen sperren und eine Bannmeile errichten. Neun Personen wurden festgenommen. Abstandsgebote und Masken interessierte die Fans herzlich wenig. Zu groß war die Sehnsucht nach diesem Moment. Bevor die Helden von Anfield in die rote Partynacht entschwanden, gab Klopp den Fans ein Versprechen. „Macht euch bereit für eine Feier, ich weiß nur nicht wann. Wenn dieses Bullshit-Virus vorbei ist.“Gefeiert wurde trotzdem. Drinnen wie draußen – mit Flaschenbier, Konfettiregen und Feuerwerk. Für die Unterstützung der Fans bedankte sich der Club am Ende einer denkwürdigen Zeremonie auf besondere Weise.
Klopp versammelte das ganze Team um sich und schmetterte als Vorsänger das legendäre „You'll Never Walk alone“in die Liverpooler Nacht.
Als der frühere Dortmunder Meistercoach im Oktober 2015 in die englische Arbeiterstadt kam, war der Club im Mittelmaß verschwunden. Klopp erweckte den stolzen Verein wie einst den BVB zu neuem Leben, versprach den Fans Pokale – und hielt Wort. „Vor fünf Jahren habe ich sie gebeten, von Zweiflern zu Glaubenden zu werden, und sie haben es getan“, richtete der Coach dankende Worte an die Anhängerschaft. Für den früheren Liverpool-Kapitän und -Trainer Graeme Souness war die Verpflichtung von Klopp der Schlüssel zum Erfolg. Souness erinnerte an die Transferpolitik von Klopp. Der Verkauf von Philippe Coutinho für 160 Millionen Euro und im Gegenzug die Verpflichtungen von Abwehrstar Virgil van Dijk und Welttorhüter Alisson Becker sei der beste Deal der Clubgeschichte gewesen.
Und Klopp hat noch lange nicht fertig. Bis 2024 läuft sein Vertrag, viele seiner Stars sind im besten Fußballeralter. Und womöglich kommt noch Verstärkung hinzu. Wie etwa
Thiago vom FC Bayern München. Klopp soll ein großer Fan des Spaniers sein, dessen Vertrag 2021 in München ausläuft und mit einem Preisschild von schätzungsweise 30 Millionen Euro versehen ist. Im Gespräch ist auch immer wieder ein neuer Stürmer. So groß ist der Bedarf im Angriff aber nicht. Mohamed Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino erzielten zusammen 45 Tore. „Wir werden nicht aufhören und können jeden Spieler noch besser machen“, sagte Klopp.
Es klang wie eine Warnung an die Konkurrenten wie Manchester City.