Rückkehr in die Grüne Hölle?
Formel 1 will noch 2020 auf dem Nürburgring fahren – Hockenheimring ist aus dem Rennen
(SID/dpa) - Lange schien es ausgeschlossen, zuletzt wurden die Gerüchte konkreter, nun steht eine Einigung angeblich bevor: Die Formel 1 macht in der Saison 2020 offenbar doch noch Station in Deutschland – allerdings nicht wie zuletzt spekuliert in Hockenheim. Stattdessen könnte die Königsklasse des Rennsport in der Herbst-Kälte der Eifel ein völlig überraschendes Comeback auf dem Nürburgring feiern. Für Sebastian Vettel wäre es das letzte Heimspiel im Dienst der kriselnden Scuderia Ferrari.
Einen Bericht des Fachportals „Motorsport-Magazin.com“wollten die Verantwortlichen des Traditionskurses am Donnerstag zwar nicht bestätigen. Auf Anfrage räumte ein Sprecher aber zumindest „Gespräche zwischen der Formel 1 und dem Nürburgring“ein, die seit der letzten Austragung 2013 allerdings immer wieder stattgefunden hätten: „Auch dieses Jahr haben wir miteinander gesprochen. Zu vermelden gibt es im Moment aber nichts.“
Das könnte sich bald ändern. Im Hintergrund arbeitet die Formel 1 mit Hochdruck an der Vervollständigung des Rennkalenders. Durch die Corona-Pandemie war der Startschuss in die Saison 2020 erst am 5. Juli in Österreich gefallen, seither fanden insgesamt drei Rennen in der Alpenrepublik und in Ungarn statt. Fix terminiert sind bisher nur die kommenden sieben Rennen. Wie es nach dem Großen Preis von Russland (27. September) weitergeht, ist noch offen.
Wegen der unsicheren CoronaLage in Asien sowie Nord- und Südamerika gelten Rennen in Übersee derzeit als unwahrscheinlich. Spekuliert wird deshalb über einen weiteren Europa-Dreierpack im Oktober – mit WM-Läufen in Portimao/Portugal, Imola/Italien und eben in Deutschland. Den Zuschlag erhält nun offenbar der Nürburgring, nachdem sich zuletzt Hockenheim als Ersatz-Standort für ein Rennen angeboten hatte. Die Hockenheimring GmbH teilte am Donnerstag mit:
„Wir können bestätigen, dass 2020 kein Formel-1-Rennen am Hockenheimring stattfindet.“
In der ehemaligen Winter-Olympia-Stadt Sotschi hoffen sie auch auf ein Rennen mit Zuschauern. Und das scheint einer der entscheidenden Punkte bei den Verhandlungen mit dem Hockenheimring gewesen zu sein. Die Königsklasse des Motorsports habe signalisiert, dass man einen Grand Prix in Europa zumindest vor einigen Zuschauern stattfinden lassen wolle. „Mit den Verordnungen in Baden-Württemberg ist das nicht machbar“, sagte Veranstalter Jorn Teske. Der andere Knackpunkt waren die Finanzen. „Wir haben immer versucht, eine Lösung zu finden. Wir sind aber immer bei unserer Maßgabe geblieben, dass wir nicht auf Kosten sitzen bleiben dürfen“, sagte Teske. „Wir sind am Ende nicht zusammengekommen.“
Wie auf dem Kurs im Badischen, auf dem seit 2014 viermal der Große Preis von Deutschland ausgetragen wurde, ist ein Formel-1-Lauf auch auf dem Nürburgring eine Frage des Geldes. „Wie wir in der Vergangenheit immer betont haben, muss die Austragung einer Formel 1 auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten für den Nürburgring sinnvoll sein. An dieser Maßgabe hat sich nichts geändert“, sagte der Ring-Sprecher.
2013 hatte Sebastian Vettel (Heppenheim) den bislang letzten Formel-1-Lauf auf dem Nürburgring auf dem Weg zu seinem vierten Weltmeistertitel gewonnen. Auch wenn der 33-Jährige angesichts der derzeitigen Unterlegenheit des Ferrari-Pakets mit ganz anderen Ambitionen in die Eifel reisen würde, dürfte ihm ein Rennen in der Heimat gefallen.
In Rheinland-Pfalz ist die Formel-1-Option für den Nürburgring allerdings noch kein Thema. Eine Sprecherin des für Sport zuständigen Innenministeriums in Rheinland-Pfalz zeigte sich überrascht von den Überlegungen. Die Spekulationen, ob ein Deutschlandrennen wie kolportiert am 11. Oktober stattfindet, gehen also vorerst weiter.