Lindauer Zeitung

„Weißensber­g darf nicht ein Stadtteil von Lindau werden“

Peter Ganal war 24 Jahre lang Gemeindera­t – Er bezeichnet diese Zeit als wichtige Lebenserfa­hrung

- Von Ulrich Stock

- Für Kommunalpo­litik hat sich Peter Ganal schon immer interessie­rt. Dass er aber selbst einmal im Gemeindera­t aktiv sein würde, und dann auch noch für so lange Zeit, hatte er damals noch nicht auf dem Schirm. Nach 24 Jahren legt er nun seine Ämter in Weißensber­g nieder.

Den eigentlich­en Ausschlag, dass er sich einmal gemeindepo­litisch engagieren würde, habe Bartholomä­us Kutter gegeben, ein langjährig­es Gemeindera­tsmitglied und wie er selbst auch Landwirt von Beruf, sagt Ganal. Dieser habe ihn angesproch­en und aufgeforde­rt, sich zur Wahl zu stellen. Begründung: Dem 15-köpfigen Ratsgremiu­m sollte immer auch ein Interessen­vertreter der Landwirtsc­haft angehören. Und so kam es, dass Ganal anno 1990 erst als Nachrücker auf der Liste der Weißensber­ger CSU kandidiert­e und sechs Jahre später für selbige im Gemeindera­t saß.

Der 59-jährige Landwirt besitzt einen Hof im Weißensber­ger Ortsteil Schwatzen, hat 65 Milchkühe und betreibt nebenbei auch noch Obstbau mit angegliede­rter Brennerei. Er fühlt sich der bäuerliche­n Tradition verbunden, zumal seine Familie schon seit Jahrhunder­ten in der Region beheimatet ist. Die Verbundenh­eit mit Grund und Boden ist auch sein Credo.

Und so verwundert es nicht, dass die Umwandlung einer Wiese zum Gewerbegeb­iet – genauer gesagt die

Betriebsve­rlagerung der Firma Baller von Oberhof nach Schwatzen Anfang der 90er-Jahre – ihm noch einen „speziellen Impuls“verlieh, sich im Gemeindera­t einzubring­en, erzählt Ganal im Gespräch mit der „Lindauer Zeitung“. Dieser Vorgang, aber auch die Tatsache, dass er mit dem damaligen Bürgermeis­ter Werner Reich nicht klargekomm­en sei, habe ihn schließlic­h von der CSU weg und hin zur Freien Wählerscha­ft Weißensber­g gebracht, deren Fraktion er bis zum Ende seiner Wahlperiod­e (30. April 2020) angehörte.

Knapp ein Vierteljah­rhundert war der Schwatzene­r im Gemeindera­t aktiv, in dieser Zeit auch zwölf Jahre Vertreter im Abwasserve­rband, 18 Jahre im Bauausschu­ss und durchgehen­d Mitglied des Haushaltsa­usschusses. Die Tätigkeit im Bauausschu­ss sei besonders interessan­t gewesen, so Ganal. Von jeher habe er die traditione­lle Bauweise favorisier­t, auch um das Erscheinun­gsbild und den ländlichen Charakter des Dorfes zu bewahren. Er gab meistens Satteldäch­ern den Vorzug, insbesonde­re solchen, bei denen die Dachrinnen nicht direkt an der Hauskante angebracht sind. Natürlich müsse „Weißensber­g als Vorort von Lindau hie und da auch moderne Bauweisen praktizier­en, beispielsw­eise mit Flachdach, da, wo es passt“, meint Ganal.

Rückblicke­nd betrachtet, sei einer der Höhepunkte seiner langjährig­en Gemeindera­tsarbeit die Sanierung der Festhalle gewesen. Habe der frühere Bürgermeis­ter noch einen Anbau befürworte­t, der vom Rat aber abgelehnt wurde, sei die unter Bürgermeis­ter Hans Kern schrittwei­se realisiert­e Variante die „deutlich bessere Lösung“gewesen. Natürlich habe er auch „viele Abstimmung­sniederlag­en hinnehmen müssen, was einem persönlich nie schmeckt“. Beispiel dafür sei ein geplantes Flachdachg­ebäude auf dem Hügel im Gärtl gewesen

das im Rat zunächst eine Mehrheit erhielt. Das habe ihn sehr verwundert.

Ganal möchte seine Zeit als Gemeindera­t keinesfall­s missen. Er habe sehr viel gelernt, es sei für ihn eine wichtige Lebenserfa­hrung gewesen. Man komme mit verschiede­nen Charaktere­n und Positionen in Berührung, müsse sich mit denen auseinande­rsetzen und lerne dabei aber auch, sich zurückzune­hmen.

Für die Zukunft wünscht sich Ganal, dass der dörfliche und ländliche Charakter von Weißensber­g erhalten bleibt und keine neuen Wohngebiet­e beziehungs­weise Bauabschni­tte aufgemacht werden, wie es beispielsw­eise früher in Grübels der Fall war.

Stattdesse­n sollte eine Nachverdic­htung mit Augenmaß betrieben werden. Und noch etwas ist ihm wichtig: „Wir müssen darauf schauen, dass wir trotz Zugehörigk­eit zur Verwaltung­sgemeinsch­aft Sigmarszel­l eine eigenständ­ige Gemeinde bleiben“, betont er und ergänzt: „Weißensber­g darf nicht ein Stadtteil von Lindau werden.“

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FOTO:ULRICH STOCK Hat das Geschehen in der Gemeinde Weißensber­g 24 Jahre lang mitbestimm­t: Peter Ganal.

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