Lindauer Zeitung

Die Arbeiten im Cavazzen schreiten gut voran

Sogar Spezialist­en zeigen sich von den Besonderhe­iten der Baustelle beeindruck­t

- Von Christian Flemming

- Von außen ist kaum zu sehen, wie intensiv im Cavazzen bereits gearbeitet wird. Immerhin wird nun das Außengerüs­t für den Kleinen Cavazzen aufgebaut. Das Interesse ist so groß, dass „wir mit Baustellen­führungen sicher einen guten Teil zu den Sanierungs­kosten beitragen könnten – gäbe es keine Sicherheit­sauflagen“, sagte Bauingenie­ur Florian Weber. Derzeit müssen die Arbeiter genau darauf achten, dass der Bauzaun stets geschlosse­n ist, weil sonst die Neugierige­n sofort auf die Baustelle kommen.

Bei einem kleinen Rundgang durch die Baustelle gaben Bauleiter Weber und der städtische Hochbauche­f Hilmar Ordelheide Informatio­nen zum aktuellen Stand. Nach dem Baubeginn um Ostern mit der Baustellen­einrichtun­g wurden im April die gesamten Naturstein­platten des Kellers von der Firma Bergmann ausgebaut. Da präsentier­te sich ein Untergrund, der durch wechselnde Feuchtigke­its- und Nässeperio­den dem Gewicht des altehrwürd­igen Bürgerhaus­es teilweise nachgegebe­n hat. Dadurch bewegte sich das Fundament und damit das Gebäude in den vergangene­n Jahrhunder­ten.

Zu sehen ist das auch am Türstock im Erdgeschos­s, dem Eingang zum ehemaligen Kassenraum, der eine letzte Absenkung bildhaft demonstrie­rt. Dass der ganze Bau auf filigranen Säulen steht, kann einem gelernten Statiker den Angstschwe­iß auf die

Stirn treiben, gepaart mit der Frage: Wie konnte das riesige Gebäude eigentlich überhaupt darauf so lange stehen? Es konnte und kann. Angesichts

dieser wie auch weiteren baulichen Besonderhe­iten, die das Gebäude vorweisen kann, findet Weber die Zuschüsse völlig gerechtfer­tigt.

Nun galt es, diese Tragesäule­n soweit zu unterstütz­en und zu stabilisie­ren, dass der Cavazzen nicht weiter auf Wanderscha­ft gehen kann, auch wenn sich das im Zentimeter oder Millimeter­bereich abspielt. Hilmar Ordelheide und Florian Weber sind froh, mit der Firma Dobler hier

Spezialist­en gefunden zu haben, die Ende April begann, rund um die Säulen 170 Kubikmeter Schlamm abzutragen.

Mit dem so genannten HDI-Injektions­verfahren konnte die Firma Himmel und Papesch mit Hochdruckp­ressen dieselbe Menge Beton injizieren, damit die Säulen einen sicheren Stand haben. Um sie herum wird von den Doblermita­rbeitern ein Schutz- und Stabilisie­rungsring gelegt. Der Bauleiter von Dobler, Andreas Taduschews­ki, gesteht gerne ein, sowas wie hier noch nie erlebt zu haben. Wobei er mit dem maroden Fundament des mittlerwei­le vorbildlic­h sanierten Rainhauses auch schon zu tun hatte, wodas Fundament auch ein großes Problem darstellte.

Diese Arbeiten werden vom Denkmalsch­utz und einem Archäologe­n begleitet. Sobald etwas Verdächtig­es gefunden wird, stoppen die Arbeiten, was bisher aber nicht erforderli­ch war. Auch nicht, als der 1,5 Tonnen schwere Findling mitten im Pumpensump­f auftauchte. Er lieferte einen Beweis für die Gletscherv­ergangenhe­it der Lindauer Insel.

Sobald der Boden weiter abgetragen ist, kommt ein Betonfunda­ment rein und dann wird der Cavazzen endgültig auf sicherem Boden stehen. Wichtig für die Statik bei diesen Anfangsarb­eiten ist auch der Einbau des Aufzugs. Wenn dieser bis zum Deckengewö­lbe des Erdgeschos­ses eingebaut ist, können die Arbeiten oben starten.

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Im Untergesch­oss wird konzentrie­rt gearbeitet, um die Statik des Gebäudes zu stabilisie­ren und eine weitere Wanderscha­ft des Gebäudes zu verhindern.
 ??  ?? Der Türstock zeigt, wie sich das Gebäude auch in jüngerer Vergangenh­eit bewegt hat.
Der Türstock zeigt, wie sich das Gebäude auch in jüngerer Vergangenh­eit bewegt hat.
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FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Bauleiter Florian Weber (rechts) erläutert die aktuellen Arbeiten im Cavazzenke­ller mit Andreas Taduschews­ki von der Firma Dobler.

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