Die Arbeiten im Cavazzen schreiten gut voran
Sogar Spezialisten zeigen sich von den Besonderheiten der Baustelle beeindruckt
- Von außen ist kaum zu sehen, wie intensiv im Cavazzen bereits gearbeitet wird. Immerhin wird nun das Außengerüst für den Kleinen Cavazzen aufgebaut. Das Interesse ist so groß, dass „wir mit Baustellenführungen sicher einen guten Teil zu den Sanierungskosten beitragen könnten – gäbe es keine Sicherheitsauflagen“, sagte Bauingenieur Florian Weber. Derzeit müssen die Arbeiter genau darauf achten, dass der Bauzaun stets geschlossen ist, weil sonst die Neugierigen sofort auf die Baustelle kommen.
Bei einem kleinen Rundgang durch die Baustelle gaben Bauleiter Weber und der städtische Hochbauchef Hilmar Ordelheide Informationen zum aktuellen Stand. Nach dem Baubeginn um Ostern mit der Baustelleneinrichtung wurden im April die gesamten Natursteinplatten des Kellers von der Firma Bergmann ausgebaut. Da präsentierte sich ein Untergrund, der durch wechselnde Feuchtigkeits- und Nässeperioden dem Gewicht des altehrwürdigen Bürgerhauses teilweise nachgegeben hat. Dadurch bewegte sich das Fundament und damit das Gebäude in den vergangenen Jahrhunderten.
Zu sehen ist das auch am Türstock im Erdgeschoss, dem Eingang zum ehemaligen Kassenraum, der eine letzte Absenkung bildhaft demonstriert. Dass der ganze Bau auf filigranen Säulen steht, kann einem gelernten Statiker den Angstschweiß auf die
Stirn treiben, gepaart mit der Frage: Wie konnte das riesige Gebäude eigentlich überhaupt darauf so lange stehen? Es konnte und kann. Angesichts
dieser wie auch weiteren baulichen Besonderheiten, die das Gebäude vorweisen kann, findet Weber die Zuschüsse völlig gerechtfertigt.
Nun galt es, diese Tragesäulen soweit zu unterstützen und zu stabilisieren, dass der Cavazzen nicht weiter auf Wanderschaft gehen kann, auch wenn sich das im Zentimeter oder Millimeterbereich abspielt. Hilmar Ordelheide und Florian Weber sind froh, mit der Firma Dobler hier
Spezialisten gefunden zu haben, die Ende April begann, rund um die Säulen 170 Kubikmeter Schlamm abzutragen.
Mit dem so genannten HDI-Injektionsverfahren konnte die Firma Himmel und Papesch mit Hochdruckpressen dieselbe Menge Beton injizieren, damit die Säulen einen sicheren Stand haben. Um sie herum wird von den Doblermitarbeitern ein Schutz- und Stabilisierungsring gelegt. Der Bauleiter von Dobler, Andreas Taduschewski, gesteht gerne ein, sowas wie hier noch nie erlebt zu haben. Wobei er mit dem maroden Fundament des mittlerweile vorbildlich sanierten Rainhauses auch schon zu tun hatte, wodas Fundament auch ein großes Problem darstellte.
Diese Arbeiten werden vom Denkmalschutz und einem Archäologen begleitet. Sobald etwas Verdächtiges gefunden wird, stoppen die Arbeiten, was bisher aber nicht erforderlich war. Auch nicht, als der 1,5 Tonnen schwere Findling mitten im Pumpensumpf auftauchte. Er lieferte einen Beweis für die Gletschervergangenheit der Lindauer Insel.
Sobald der Boden weiter abgetragen ist, kommt ein Betonfundament rein und dann wird der Cavazzen endgültig auf sicherem Boden stehen. Wichtig für die Statik bei diesen Anfangsarbeiten ist auch der Einbau des Aufzugs. Wenn dieser bis zum Deckengewölbe des Erdgeschosses eingebaut ist, können die Arbeiten oben starten.