Anleger im Goldrausch
Für einen Teil des Vermögens kann das Investment in das Edelmetall eine Alternative sein
- Gold verspricht keine Renditen, etwa durch Dividendenoder Zinszahlungen. Aber Gold gilt als wertbeständig – und zwar über Jahrtausende hinweg. So war die Kaufkraft des Edelmetalls im antiken Griechenland oder in Rom in etwa dieselbe wie heute. Eine aufwendig gefertigte Tunika kostete im Römischen Reich 300 nach Christus knapp zwei Aureus Gold, was mit dem Wert eines Maßanzuges von 800 Euro gleichzusetzen ist. „Mit dem Erwerb von Gold haben sich die Anleger schon immer auch Sicherheit erkauft“, sagt dazu Matthias Reiter, Experte für Vermögensmanagement der Kreissparkasse Ravensburg. Kein Wunder also, dass sich das Edelmetall in Zeiten von Corona einer starken Nachfrage erfreut. Verstärkend hinzu kommt die herrschende Nullzinsphase, die Gold keine zusätzlichen Opportunitätskosten beschert. Nach einem rund 23prozentigen Anstieg seit Beginn der Pandemie auf 1632 Euro pro Feinunze (31,103 Gramm) liegt der Preis mittlerweile auf Rekordniveau. Und auch in Dollar scheint mit 1893 Dollar das Allzeithoch von 1921 Dollar von 2011 in Sichtweite zu kommen.
Ob es sich angesichts der hohen Preise lohnt, heute noch in Gold zu investieren? Durchaus, meint Reiter und schlägt für konservative Anleger einen sukzessiven Einstieg in drei Dritteln vor – die erste Position gleich und weitere zwei Positionen dann alle zwei bis drei Monate. Dafür könne man auch eine kleine Verschnaufpause der Goldrallye abwarten, mit der die Kreissparkasse Ravensburg für die Sommerzeit rechnet. Insgesamt aber sieht Reiter keine große Rückschlaggefahr beim Goldpreis, sondern langfristig eher weiter anziehende Kurse. Seine Erwartungen begründet der Anlageexperte mit dem Umstand,
dass der Goldpreis trotz eines extremen Nachfrage-Einbruchs seitens der Industrie zu Corona-Zeiten weiter gestiegen ist. Insbesondere die Schmuckindustrie, die gewerbliche Industrie sowie die Notenbanken hatten deutlich weniger Gold nachgefragt als zuvor. Gleichzeitig aber stiegen die Goldbestände, die auf Verbriefungen allein durch das ETC (Exchange Traded Commodities) Xetra Gold zurückgehen, zum Halbjahr um 18,5 auf 222 Tonnen.
Ob nun Gold in physischer Form oder als verbriefte Position erworben wird, hängt stark von den Anlegerüberlegungen ab. Weder beim Kauf noch beim Verkauf fällt bei beiden Formen Mehrwertsteuer an. In der Regel sind Gewinne nach einer einjährigen Haltefrist steuerfrei. Natürlich hat für viele ein Goldbarren die Funktion eines „Handschmeichlers“, wie Reiter sagt. Je nach Anlagesumme stehen hier den Kunden Stückelungen vom EinGramm-Barren bis zu 1000-GrammBarren oder Münzen ab einer Zehntel Unze zur Auswahl. Zu beachten ist, dass bei Kauf und Verkauf anfallende Preisaufschläge die Geldanlage in der Regel verteuern. Außerdem gilt: Je kleiner der Barren, desto höher der Preis. Weitere Kosten können durch die Miete eines Schließfachs entstehen, die bei 48 bis 70 Euro liegen kann. Eine weitere Option kann eine Schließfachversicherung sein, die sich auf ein Promille des eingelagerten Werts beläuft.
Die Alternative zu physischem Gold sind ETCs, die die Möglichkeit bieten, unkompliziert in Edelmetalle und Rohstoffe zu investieren. Im Unterschied zu ETFs (Exchange Traded Funds) bilden ETCs aber kein Sondervermögen, das im Falle einer Insolvenz des Emittenten geschützt ist.
Vielmehr handelt es sich um Schuldverschreibungen, weshalb der Anleger hier ein Emittentenrisiko trägt. Den bekanntesten Gold-ETCs Xetra Gold oder Euwax Gold II ist gemein, dass sie zu 100 Prozent durch eingelagertes Gold gedeckt sind und der Anleger sich das Edelmetall aufs Gramm genau ausliefern lassen kann. Während bei Xetra Gold eine jährliche Verwahrgebühr von 0,3 Prozent netto anfällt, ist dies bei Euwax Gold II nicht der Fall. Die grammgenaue Lieferung ist teilweise kostenpflichtig.
Angesichts des herrschenden Goldrausches sollten sich Anleger immer klarmachen, dass der Preis für das gelbe Metall stark schwanken kann – eben auch nach unten. Schließlich können nur dann Gewinne erzielt werden, wenn der Goldpreis steigt und man dann auch verkauft. Vor diesem Hintergrund raten Experten immer wieder, fünf, höchstens zehn Prozent des Depotvolumens in Gold anzulegen.