Ab Dezember möglich: In viereinhalb Stunden von München nach Zürich
Verantwortliche der Bahn und Verkehrsstaatssekretär Klaus Holetscheck läuten in Lindau den Endspurt der Elektrifizierung der Strecke ein
- Immer näher rückt der Moment, ab dem zumindest ein Teil der Dieselära in Lindau Vergangenheit sein wird. Nachdem die Oberleitung auf den 155 Kilometern zwischen Geltendorf und Lindau nun lückenlos ist, beginnt jetzt der Endspurt, den der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn, Klaus-Dieter Josel, und der bayerische Verkehrsstaatssekretär Klaus Holetscheck gemeinsam mit Bauleiter Matthias Neumaier in Lindau einläuteten.
„Vier Stunden, das ist eine magische Zahl“, verrät Klaus-Dieter Josel. Magisch und markant für die Bahn, denn das ist die Zeit, mit der die Bahn dem Flugverkehr Paroli bieten kann. Konkret geht es um die Verbindung Zürich – München, auf der ab dem Winterfahrplan die Bahnreisenden mit neuen Schweizer Eurocityzügen zunächst in vier Stunden und 30 Minuten von der einen zur anderen Metropole gelangen werden, später dann in rund drei Stunden und 30 Minuten. Damit kann nach Josels Überzeugung hier die Bahn mit der Luftfahrt konkurrieren. Dass die Schweizer Bahn das genauso sieht, zeigt die kräftige finanzielle Beteiligung, die als Initialzündung das gesamte Vorhaben
erst richtig angeschoben hatte, wie der Bahnvertreter offen zugibt.
Dass mit der Elektrifizierung der Strecke Lindau-Memmingen-München nur ein Teil des Allgäus künftig unter Strom steht, bedauert Staatssekretär
Klaus Holetscheck zwar, zeigt sich aber zuversichtlich, dass sich auch auf der Linie über Kempten etwas tun wird. Ob und wann auch dort elektrifiziert werden wird, das steht noch in den Sternen, aber in Sachen Antriebstechnologie soll sich bald etwas tun. Denn „der Diesellokverkehr muss aus einer Touristenregion wie dem Allgäu raus“, so Holetscheck. Ab Ende September wird es nach seinen Angaben Probefahrten mit wasserstoffbetriebenen Zügen auf dieser Strecke geben.
Auch Josel geht davon aus, dass es noch lange dauern wird, bis auch die Kemptener Strecke mit Oberleitung ausgestattet sein wird, aber jetzt ist er erst einmal glücklich, dass auf der Memminger Strecke ein Ende abzusehen ist. Dieses Projekt verschlang eine halbe Milliarde Euro und gilt noch als Bayerns längste Baustelle, die 3650 Oberleitungsmasten halten rund 240 Kilometer Kupferdraht auf Höhe, Bahnhöfe und Bahnsteige wurden um- und neugebaut und damit barrierefrei, einige Streckenkilometer wurden mit neuen Gleisen an die künftige Spitzengeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern ertüchtigt und – nicht zur Freude aller Anwohner – über 25 Kilometer Schallschutzwände eingebaut. Einige Brücken wurden erhöht, um Platz für die Oberleitungen zu schaffen, an anderen wurde das Gleisniveau dafür abgesenkt, zwei Brücken wurden komplett ersetzt und neue Überführungen geschaffen.
Bis jetzt sieht alles danach aus, dass mit dem Start des Winterfahrplans im Dezember dann groß gefeiert werden kann, denn ab diesem Tag wird die neue elektrische Ära zwischen Zürich und München eingeläutet werden. Bis dahin werden Probefahrten einen reibungslosen Start vorbereiten.