Sommermarkt statt Sommerfest in Kempten
Für abgesagte Allgäuer Festwoche sollen sich Händler und Gastronomen präsentieren
- Sie ist nicht nur das größte Sommerfest in der Region. Sie ist für viele Aussteller eine wichtige wirtschaftliche Plattform. Und sie wird, wie Oberbürgermeister Thomas Kiechle kürzlich sagte, als „Taktgeber für das gesamte Allgäu“in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht gesehen: Die Allgäuer Festwoche. Umso schmerzlicher ist es für viele, dass die Festwoche heuer der CoronaPandemie zum Opfer fällt. Doch ganz ohne ein Event sollen die traditionellen Tage um den Feiertag am 15. August nun doch nicht sein. Ein „kleiner Sommermarkt“im Stadtpark vom 15. bis 17. August kann zwar laut Festwochenchefin Martina Dufner-Wucher die Festwoche nicht ersetzen. Doch damit könnte man Händlern, die heuer auf den Himmelfahrtsmarkt verzichten mussten, wieder eine Plattform bieten. Die Bürger hätten wieder ein Event im Stadtpark.
Auf die Festwoche mussten die Besucher bisher nur ein Mal verzichten: Im Jahr 1990, als am Königsplatz die Tiefgarage gebaut wurde. Doch damals hätte man eine AlternativVeranstaltung durchführen können, erinnert sich FDP-Stadtrat Ullrich Kremser. Seine Partei hatte den Platz vor der Allgäuhalle vorgeschlagen. Das fand keine Zustimmung, weshalb die FDP eine eigene kleine Festwoche ins Leben gerufen hat. Heuer ist das durch Corona nicht möglich. Durchführbar jedoch sei ein Sommermarkt
– und zwar im Stadtpark, hofft Martina Dufner-Wucher vom Kempten Messe- und Veranstaltungsbetrieb. Damit könne man vor allem den Händlern und Schaustellern entgegenkommen. Momentan werde geprüft, welche Vorgaben erfüllt werden müssen und wie viele Händler zugelassen werden dürfen.
Ein Sommerevent dieser Art käme auch dem City-Management entgegen. „Wir befürworten alles, was die Innenstadt belebt“, sagt Elke Roßmanith von der Geschäftsstelle. Deshalb hat auch Vorstandsmitglied und Freie-Wähler-Stadtrat Joachim Saukel einen Antrag gestellt, dass am Feiertag Mariä Himmelfahrt die Geschäfte stundenweise öffnen dürfen. Ein Anlass, wie eine größere Veranstaltung, galt bisher als ausschlaggebend für die Genehmigung. Ob dazu auch ein Sommermarkt zählt, werde momentan rechtlich geprüft, sagt Saukel. Den Geschäftsleuten käme jedoch ein Event in der Innenstadt wieder entgegen: „Grundsätzlich ist alles gut, was stattfindet“. Danach würden sich auch die Bürger sehnen, die sich wieder ein „Stückweit Normalität“wünschten.
Doch es seien vor allem auch die Händler und Schausteller, sagt Dufner-Wucher, denen man entgegenkommen will. Jeden Tag erhalte sie Briefe von Händlern, die in Existenznöten seien und darum bitten, wieder ihr Geschäft betreiben zu können. Diese Probleme sind auch Stadträten bekannt, die im Werkausschuss des Stadtrats über das Markt- und
Veranstaltungsangebot in Kempten mitentscheiden. Grünen-Stadträtin Erna-Kathrein Groll zum Beispiel. Ein Sommermarkt im Stadtpark im August käme deshalb den Händlern entgegen. Auch die Bürger hätten Gelegenheit, bei einem solchen Ereignis wieder durchzuatmen. Doch es müsse alles mit den nötigen Hygienevorschriften über die Bühne gehen und rechtlich geprüft sein.
Das sehen auch andere Aussschuss-Mitglieder so. „Sommermarkt statt Sommerfest“hält jedoch Peter Wagenbrenner für „eine tolle Geschichte“. Auch der CSU-Stadtrat kennt die Sorgen und Nöte der Schausteller und Händler, kann sich neben Fahrgeschäften aber auch Imbissbuden auf einem solchen Markt vorstellen. Grundsätzlich befürwortet das auch seine Ausschuss-Kollegin Ingrid Vornberger. Ein Sommermarkt, der doch ein bisschen Festwochenersatz sein könne – „ja, das ist schon gut“, sagt die SPD-Stadträtin. Die Menschen sollten im Rahmen des Möglichen wieder zur Normalität zurückfinden. Dazu könne eine solche Veranstaltung beitragen. „Die Leute sind hungrig danach, wieder raus zu kommen“, findet auch HansPeter Hartmann. Der Festwochenbeauftragte, der liebend gerne zumindest einen Bieranstich organisiert hätte, ist sicher, dass bei einem Sommermarkt im Stadtpark, den man durchaus bis zur Gerberstraße ausdehnen könne, viele dabei sind. Heuer eben gemäß dem Motto: Sommermarkt statt Sommerfest.