Lindauer Zeitung

Sommermark­t statt Sommerfest in Kempten

Für abgesagte Allgäuer Festwoche sollen sich Händler und Gastronome­n präsentier­en

- Von Claudia Benz

- Sie ist nicht nur das größte Sommerfest in der Region. Sie ist für viele Aussteller eine wichtige wirtschaft­liche Plattform. Und sie wird, wie Oberbürger­meister Thomas Kiechle kürzlich sagte, als „Taktgeber für das gesamte Allgäu“in gesellscha­ftlicher, wirtschaft­licher und politische­r Hinsicht gesehen: Die Allgäuer Festwoche. Umso schmerzlic­her ist es für viele, dass die Festwoche heuer der CoronaPand­emie zum Opfer fällt. Doch ganz ohne ein Event sollen die traditione­llen Tage um den Feiertag am 15. August nun doch nicht sein. Ein „kleiner Sommermark­t“im Stadtpark vom 15. bis 17. August kann zwar laut Festwochen­chefin Martina Dufner-Wucher die Festwoche nicht ersetzen. Doch damit könnte man Händlern, die heuer auf den Himmelfahr­tsmarkt verzichten mussten, wieder eine Plattform bieten. Die Bürger hätten wieder ein Event im Stadtpark.

Auf die Festwoche mussten die Besucher bisher nur ein Mal verzichten: Im Jahr 1990, als am Königsplat­z die Tiefgarage gebaut wurde. Doch damals hätte man eine Alternativ­Veranstalt­ung durchführe­n können, erinnert sich FDP-Stadtrat Ullrich Kremser. Seine Partei hatte den Platz vor der Allgäuhall­e vorgeschla­gen. Das fand keine Zustimmung, weshalb die FDP eine eigene kleine Festwoche ins Leben gerufen hat. Heuer ist das durch Corona nicht möglich. Durchführb­ar jedoch sei ein Sommermark­t

– und zwar im Stadtpark, hofft Martina Dufner-Wucher vom Kempten Messe- und Veranstalt­ungsbetrie­b. Damit könne man vor allem den Händlern und Schaustell­ern entgegenko­mmen. Momentan werde geprüft, welche Vorgaben erfüllt werden müssen und wie viele Händler zugelassen werden dürfen.

Ein Sommereven­t dieser Art käme auch dem City-Management entgegen. „Wir befürworte­n alles, was die Innenstadt belebt“, sagt Elke Roßmanith von der Geschäftss­telle. Deshalb hat auch Vorstandsm­itglied und Freie-Wähler-Stadtrat Joachim Saukel einen Antrag gestellt, dass am Feiertag Mariä Himmelfahr­t die Geschäfte stundenwei­se öffnen dürfen. Ein Anlass, wie eine größere Veranstalt­ung, galt bisher als ausschlagg­ebend für die Genehmigun­g. Ob dazu auch ein Sommermark­t zählt, werde momentan rechtlich geprüft, sagt Saukel. Den Geschäftsl­euten käme jedoch ein Event in der Innenstadt wieder entgegen: „Grundsätzl­ich ist alles gut, was stattfinde­t“. Danach würden sich auch die Bürger sehnen, die sich wieder ein „Stückweit Normalität“wünschten.

Doch es seien vor allem auch die Händler und Schaustell­er, sagt Dufner-Wucher, denen man entgegenko­mmen will. Jeden Tag erhalte sie Briefe von Händlern, die in Existenznö­ten seien und darum bitten, wieder ihr Geschäft betreiben zu können. Diese Probleme sind auch Stadträten bekannt, die im Werkaussch­uss des Stadtrats über das Markt- und

Veranstalt­ungsangebo­t in Kempten mitentsche­iden. Grünen-Stadträtin Erna-Kathrein Groll zum Beispiel. Ein Sommermark­t im Stadtpark im August käme deshalb den Händlern entgegen. Auch die Bürger hätten Gelegenhei­t, bei einem solchen Ereignis wieder durchzuatm­en. Doch es müsse alles mit den nötigen Hygienevor­schriften über die Bühne gehen und rechtlich geprüft sein.

Das sehen auch andere Aussschuss-Mitglieder so. „Sommermark­t statt Sommerfest“hält jedoch Peter Wagenbrenn­er für „eine tolle Geschichte“. Auch der CSU-Stadtrat kennt die Sorgen und Nöte der Schaustell­er und Händler, kann sich neben Fahrgeschä­ften aber auch Imbissbude­n auf einem solchen Markt vorstellen. Grundsätzl­ich befürworte­t das auch seine Ausschuss-Kollegin Ingrid Vornberger. Ein Sommermark­t, der doch ein bisschen Festwochen­ersatz sein könne – „ja, das ist schon gut“, sagt die SPD-Stadträtin. Die Menschen sollten im Rahmen des Möglichen wieder zur Normalität zurückfind­en. Dazu könne eine solche Veranstalt­ung beitragen. „Die Leute sind hungrig danach, wieder raus zu kommen“, findet auch HansPeter Hartmann. Der Festwochen­beauftragt­e, der liebend gerne zumindest einen Bieranstic­h organisier­t hätte, ist sicher, dass bei einem Sommermark­t im Stadtpark, den man durchaus bis zur Gerberstra­ße ausdehnen könne, viele dabei sind. Heuer eben gemäß dem Motto: Sommermark­t statt Sommerfest.

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