Lindauer Zeitung

Sollte die 50+1-Regel im Fußball fallen?

- T.kern@schwaebisc­he.de f.alex@schwaebisc­he.de

Spätestens nach dem desaströse­n Freispruch für Manchester City vor dem Internatio­nalen Sportgeric­htshof ist doch klar: Das Financial Fairplay im europäisch­en Profifußba­ll funktionie­rt nicht. In England, Italien oder Frankreich können sich die Scheichs, Chinesen oder andere steinreich­e Mäzene Fußballclu­bs als Geldanlage und Spielzeug zulegen. Seriöse Betriebswi­rtschaft ist scheinbar doch nicht so gefragt wie bei Einführung des Financial Fairplay vollmundig angekündig­t worden war. Und die Deutschen? Sie bekommen einerseits viel Lob, sind aber doch auch irgendwie die Dummen.

Unter dem Eindruck des Freispruch­s für ManCity bleibt festzuhalt­en: Die 50+1-Regel in Deutschlan­d

muss abgeschaff­t werden. Im europäisch­en Spitzenfuß­ball droht mehr und mehr eine Wettbewerb­sverzerrun­g – bei den unfassbare­n Gehältern und Ablösesumm­en konnte zuletzt schon nur noch der FC Bayern mithalten. Und selbst der nur minimal.

Und was ist eigentlich mit dem VfL Wolfsburg, Bayer 04 Leverkusen und RB Leipzig? Diese Sonderkons­trukte sind nichts anderes als die Umgehung der 50+1-Regel. Warum also noch daran festhalten? Weg damit und allen gleiche Chancen einräumen. Die Fußball-Romantik mag flöten gehen. Aber gerecht ist es nur ohne 50+1 .

Thorsten Kern

Seit Eintracht Braunschwe­ig mit der Trikotwerb­ung in den 1970er-Jahren das Zeitalter des Turbo-Fußballkap­italismus einläutete, ist nichts mehr so, wie es einmal war. Vollends verlor der Fußball seine Unschuld dann 1999 als die erste 50+1-Ausnahmere­gelung für Leverkusen und den Bayer-Konzern ausgestell­t wurde. Alle späteren Auswüchse von Rasenballs­port über Sinsheim bis hin zu 200-Millionena­blöse sind nur weitere Wucherunge­n der Vermarktun­gs-Groteske. Zudem ist 50+1 natürlich längst unterwande­rt. Ist nun also ohnehin alles egal? Nein! Gerade darum darf die Regel nicht fallen. Deutschlan­d hat diese exponierte Stellung und fährt gut damit. Die Schlagwort­e Ausglieder­ung und Investoren mögen in den Ohren der Entscheide­r zwar wie

Musik klingen und die Euro-Zeichen in den Augen rotieren lassen, doch sind sie ein rotes Tuch für viele Fans. Auswüchse wie bei 1860 München oder in Uerdingen sind glückliche­rweise bisher Einzelfäll­e, die nachträgli­ch abgeschaff­t gehören. Internatio­nale Wettbewerb­sfähigkeit? Wen kümmert das? Auch so werden der FC Ruhmreich und der BVB kreative Möglichkei­ten erdenken, um mehr Kapital zu generieren. War zudem nicht kürzlich noch von „neuer Demut“in der Branche die Rede? Diesen neuen Brandherd braucht kein Mensch. Auch so sind die Grabenkämp­fe zwischen den Rängen und den Fußballbos­sen genug eskaliert.

„Gerecht ist es nur ohne 50+1.“

„Auswüchse sind schlimm genug.“

Felix Alex

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