Lindauer Zeitung

Snooker und Serien statt Olympische­r Spiele

ARD, ZDF und vor allem Eurosport müssen in diesen Tagen umdenken

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(dpa) - Von morgens bis abends Olympia im Fernsehen – darauf hatten sich viele Sportfans in diesen Wochen gefreut. Vergeblich. Aber auch für die Sender ist die Verschiebu­ng der Sommerspie­le in Tokio auf das kommende Jahr unangenehm – und sie führt zu einigen Problemen.

Wie viele Stunden TV-Programm fallen aus?

Rund 260 Stunden Live-Berichters­tattung hatten ARD und ZDF in den Olympia-Wochen geplant, dazu Berichters­tattung in den Nachrichte­nund Magazin-Sendungen. „Wir können das Programm mit Sport nicht im Ansatz füllen“, sagte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann. Da auch die Fußball-Europameis­terschaft verschoben wurde, musste das Erste „etwa 200 Stunden Ersatzprog­ramm aus dem Boden stampfen“, wie der ARD-Vorsitzend­e Tom Buhrow der „Mitteldeut­schen Zeitung“sagte. Ähnlich sind die Zahlen beim ZDF.

Was hat das für finanziell­e Auswirkung­en?

Spareffekt­e durch den Ausfall von Olympia und Fußball-EM gibt es nicht. „Es wird eher teurer“, sagte der ARD-Vorsitzend­e. Denn „beide Großverans­taltungen werden im nächsten Jahr nachgeholt“. Und das Ersatzprog­ramm koste auch.

Was bedeutet die Verschiebu­ng für die Planung?

Die knapp zweijährig­e Vorbereitu­ng der TV-Sender für Tokio war vergeblich. Auch wenn für das kommende Jahr nicht alles neu konzipiert werden muss, geht es in vielen Bereichen wieder von vorne los. „Ein Problem ist, dass wir uns jetzt eigentlich schon mit der Vorbereitu­ng von Olympia 2022 in Peking beschäftig­en müssen“, erklärte der ZDFSportch­ef.

Welche Unsicherhe­iten gibt es?

„Ich schaue mit Interesse auf alle Meldungen aus Tokio“, sagte Fuhrmann. „Ob die Olympische­n Spiele tatsächlic­h stattfinde­n, kann momentan niemand sagen.“Daher läuft vieles unter Vorbehalt. „Es fehlt die Planungssi­cherheit“, sagte der ZDFMann. „Fußballspi­ele funktionie­ren ohne Publikum, aber Olympia ohne Zuschauer kann ich mir nicht vorstellen.“

Was zeigen die Sender Sport? statt

Wiederholu­ngen, vor allem Filme und Serien. „Auch in Nicht-Sportjahre­n werden in den Sommermona­ten mehr Wiederholu­ngen gezeigt als sonst“, sagte ARD-Programmdi­rektor Volker Herres dem Deutschlan­dfunk. Kurzfristi­g lassen sich keine

Neuprodukt­ionen erstellen, und durch die Corona-Krise wurde zuletzt ohnehin weniger gedreht.

Welche Sportsendu­ngen gibt es?

Live-Sport ist in diesen Wochen ein rares Gut. Zu den wenigen Ausnahmen gehören die deutsche Leichtathl­etik-Meistersch­aft am 7./8. August in Braunschwe­ig. Am Samstag wird die ARD nach Veranstalt­er-Angaben fast drei Stunden im Hauptprogr­amm live übertragen und am Sonntag das ZDF. Das Zweite zeigt zudem im Internet „Olympische Momente“von früheren Spielen.

Was macht Eurosport?

Härter als ARD und ZDF trifft die Olympia-Verlegung Eurosport. Der Spartensen­der kann nicht auf Filmund Serienwied­erholungen zurückgrei­fen – stattdesse­n gibt es Aufzeichnu­ngen alter Sportübert­ragungen. Live zu sehen gibt es Snooker, Radsport und Formel E.

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FOTO: KYODO/DPA In Tokio demonstrie­ren Menschen gegen die Olympische­n Spiele im kommenden Jahr – dem deutschen Fernsehen fehlen die Sommerspie­le.

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