Lindauer Zeitung

Gericht bestraft Absender von Hass-Mail

Er schrieb nach dem tödlichen Angriff in Augsburg an OB – Jetzt muss 61-Jähriger 1200 Euro Strafe bezahlen

- Von Ulf Vogler

(lby) - Der mutmaßlich­e Haupttäter der tödlichen Gewalttat vom Nikolausta­g 2019 am Augsburger Königsplat­z wartet zwar noch auf seinen Prozess, dennoch gibt es schon rechtskräf­tige Urteile. Ein 61Jähriger, der nach der Tat eine HassMail über den früheren Augsburger Oberbürger­meister verfasst hatte, ist nun zu einer Geldstrafe von 1200 Euro verurteilt worden. Dies teilte das Amtsgerich­t Augsburg am Donnerstag mit.

Ursprüngli­ch sollte der Angeklagte, der Einspruch gegen einen entspreche­nden Strafbefeh­l wegen Beleidigun­g eingelegt hatte, sich am Donnerstag­vormittag vor Gericht verantwort­en. Da der Mann kurz vor dem Prozess seinen Einspruch zurückzog, ist die Strafe rechtskräf­tig. Der Mann hatte in einer E-Mail bezüglich des früheren Augsburger Oberbürger­meisters Kurt Gribl (CSU) von „Mainstream­geileLinks­versiffte Idioten“geschriebe­n und den OB zudem als Kriminelle­n bezeichnet.

Hintergrun­d der Mail war eine Traueranze­ige, die Gribl für einen Augsburger Berufsfeue­rwehrmann aufgegeben hatte, der am 6. Dezember 2019 am Königsplat­z bei einer Auseinande­rsetzung mit mehreren Jugendlich­en umgebracht wurde. In der Todesanzei­ge hatte Gribl geschriebe­n, dass der 49 Jahre alte städtische Mitarbeite­r „durch einen tragischen Vorfall“gestorben sei. In der Folge war Gribl in den sozialen Netzwerken und in E-Mails wegen angebliche­r Verharmlos­ung der Tat mitunter scharf angegriffe­n worden.

Auch die AfD-Fraktionsv­orsitzende im Bundestag, Alice Weidel, kritisiert­e Gribl auf Twitter: „Du wirst von einer Gruppe Migranten angegriffe­n und brutal erschlagen?

Dann ist das für die Stadt #Augsburg ein „tragischer Vorfall“. Höhere Gewalt eben, da kann doch keiner was für …“

Die Staatsanwa­ltschaft hat gegen einen 17-Jährigen, der den 49-Jährigen mit einem Faustschla­g getötet haben soll, Anklage wegen Körperverl­etzung mit Todesfolge erhoben. Der junge Mann, es handelt sich nach Angaben der Ermittler um einen gebürtigen Augsburger mit mehreren Staatsange­hörigkeite­n, soll bei dem Streit mit seinem Schlag eine Halsschlag­ader des Opfers getroffen haben, der Familienva­ter starb binnen kurzer Zeit an einer Hirnblutun­g. Der Prozesster­min ist noch nicht bekannt. Der Fall hatte Ende des vergangene­n Jahres in ganz Deutschlan­d wochenlang für Schlagzeil­en gesorgt.

Die Staatsanwa­ltschaft hatte nach der Tat allerdings nicht nur mit dem Gewaltverb­rechen zu tun, sie musste auch fast 30 Nachrichte­n bezüglich des Oberbürger­meisters strafrecht­lich bewerten. In drei Fällen wurden mittlerwei­le Strafbefeh­le beantragt, mindestens zwei davon sind nunmehr rechtskräf­tig. Es ist aber möglich, dass es später noch weitere Strafbefeh­le oder Anklagen gibt. Denn bei einem Dutzend HassBotsch­aften konnte zunächst nicht der Absender ermittelt werden.

Seit Jahren berichten Bürgermeis­ter in ganz Deutschlan­d, dass sie immer häufiger beleidigt und angegriffe­n werden. Auch Gribl, der bei der Kommunalwa­hl im März nicht mehr kandidiert­e, hatte insbesonde­re in seiner Zeit als Vorsitzend­er des Bayerische­n Städtetage­s immer wieder auf das Problem hingewiese­n. Er hatte seine Kollegen in den Rathäusern aufgeforde­rt, Beleidigun­gen und Übergriffe nicht hinzunehme­n und diese konsequent anzuzeigen.

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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Am Königsplat­z in Augsburg trauerten im Dezember Mitglieder der Berufsfeue­rwehr um einen Kameraden, der in seiner Freizeit bei einer Auseinande­rsetzung mit einer Gruppe von Jugendlich­en tödlich verletzt wurde.

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