Mann+Hummel schließt Stammsitz Ludwigsburg
(lsw) - Nach fast 70 Jahren macht der Filterspezialist Mann+Hummel sein Werk am Hauptsitz in Ludwigsburg dicht. Von der Schließung sind rund 400 Arbeitsplätze betroffen, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Der Firmensitz sowie Forschung und Entwicklung sollen in Ludwigsburg bleiben; die Fertigung aber läuft den Angaben zufolge entweder aus oder wird in andere Werke verlagert.
„Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, denn das Werk besteht bereits seit 1954 in Ludwigsburg“, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Fischer. „Mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens war sie aber nötig.“Die kontinuierliche Überprüfung aller Produktionsstandorte habe ergeben, dass die Wettbewerbsfähigkeit des Betriebs in Ludwigsburg nicht gesichert werden könne. Einen konkreten Zeitplan zur Schließung gibt es bisher nicht.
Die IG Metall rief in einer ersten Reaktion zu einer Schweigeminute vor dem Werk auf. Mann+Hummel produziert in Ludwigsburg unter anderem Kraftstoff-, Öl- und Luftfiltersysteme für die Autoindustrie. Schon vor längerer Zeit hatte das Unternehmen ein Restrukturierungsprogramm aufgelegt, um die schwächelnde Konjunktur und die Umwälzungen in der Autobranche abzufedern. Weltweit sind rund 22 000 Menschen für das Unternehmen tätig. 0 -2 -4 1991
WIESBADEN/WASHINGTON/NÜRNBERG (dpa) - Die Corona-Pandemie stürzt die Wirtschaft großer Industrieländer in die tiefste Krise der Nachkriegszeit. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland brach im zweiten Quartal zweistellig ein. Ähnlich war das Bild in den USA. Regierungen stemmen sich mit gigantischen Konjunkturpaketen gegen die Krise. Zudem wurden viele Einschränkungen, die das Wirtschaftsleben in weiten Teilen im Frühjahr lahmgelegt hatten, seit Mitte Mai gelockert. Ökonomen rechnen daher mit einer Erholung sowohl in Deutschland als auch in den Vereinigten Staaten. Anders als in den USA ist der deutsche Arbeitsmarkt vor allem wegen der Kurzarbeit bislang vergleichsweise gut durch die Krise gekommen.
Das Bruttoinlandsprodukt in Europas größter Volkswirtschaft brach im zweiten Vierteljahr im Vergleich zum Vorquartal um 10,1 Prozent ein, wie aus einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Es war der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen im Jahr 1970. Bereits zum Jahresanfang war die Wirtschaftsleistung gesunken. Deutschland steckt in einer tiefen Rezession. Dekabank-Volkswirt Andreas Scheuerle sprach von einer „Jahrhundertrezession“.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sieht einen ersten Silberstreif am Horizont. „Wir haben im Juli deutliche Anzeichen, dass die konjunkturelle Lage anzieht, dass viele Unternehmen die Talsohle durchschritten haben“, sagte der CDU-Politiker. Es werde aber mindestens bis in den Herbst hinein dauern, „bis wir in der ganzen Breite der Wirtschaft wieder zu Wachstum kommen“. Zugleich appellierte Altmaier an die Menschen, die Infektionszahlen gering zu halten, „dabei müssen alle mitwirken“.
Auch Ökonomen bereiten erste Anzeichen für wieder steigende Infektionszahlen in Deutschland und anderswo Sorgen. „Damit bleibt auch die wirtschaftliche Unsicherheit hoch, und das ist Gift für die Konjunktur“, sagte der Konjunkturchef des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, Stefan Kooths.
Wirtschaftsminister Peter Altmaier
I. Quartal 2009
Die Folgen der Krise für den Arbeitsmarkt halten sich bislang in Grenzen. „Der massive Einsatz von Kurzarbeit hat stärkere Anstiege der Arbeitslosigkeit und Beschäftigungsverluste verhindert“, sagte Bundesagentur-Vorstand Daniel Terzenbach. Die Zahl der Arbeitslosen stieg von Juni auf Juli nur in saisonüblicher Höhe. Im Juli waren 2,91 Millionen Menschen ohne Job, 57 000 mehr als im Juni und 635 000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote legte binnen Monatsfrist um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent zu.
Vor den Sommerferien stellen üblicherweise weniger Betriebe neue Beschäftigte ein und Ausbildungsverhältnisse enden. Terzenbach betonte aber auch, der Arbeitsmarkt
werde noch lange mit den Folgen der Pandemie und den Maßnahmen zur Eindämmung zu kämpfen haben.
In den Vereinigten Staaten lag die Arbeitslosenquote im Juni bei 11,1 Prozent. Vor der Pandemie hatte sie noch 3,5 Prozent betragen. Die Wirtschaftsleistung in der größten Volkswirtschaft der Welt brach im zweiten Quartal aufs Jahr hochgerechnet einer ersten Schätzung zufolge um 32,9 Prozent ein. Das war der stärkste Rückgang in einem Vierteljahr seit Beginn der Aufzeichnungen.
In den USA werden die BIP-Daten eines Quartals hypothetisch auf das ganze Jahr hochgerechnet. Diese Berechnungsweise ist bei größeren Ausschlägen wie im zweiten Quartal allerdings missverständlich. Nach der in Europa gebräuchlichen Berichtsweise im Quartalsvergleich entspräche der Rückgang umgerechnet einem Minus von fast zehn Prozent.
Im ersten Vierteljahr war die USWirtschaft aufs Jahr hochgerechnet bereits um fünf Prozent geschrumpft. Die Zuspitzung der Corona-Pandemie seit Mitte März stürzte die USA dann in eine schwere Wirtschaftskrise. In der zweiten Maihälfte und im Juni gab es bereits wieder Zeichen einer Erholung. Seit Ende Juni hat die Zahl der Neuinfektionen aber wieder dramatisch zugenommen, was zu neuerlichen Einschränkungen des Wirtschaftslebens geführt hat und das Wachstum erneut ausbremsen dürfte.
Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft wäre das keine gute Nachricht. Die USA sind einer der
II. Quartal 2020
Veränderung des Bruttoinlandsprodukts im Vergleich zum Vorquartal, in Prozent
wichtigsten Einzelmärkte für Waren „Made in Germany“. Neben dem Export waren im zweiten Quartal auch die Konsumausgaben der Verbraucher und die Investitionen der Unternehmen zum Beispiel in Geräte und Maschinen eingebrochen.
Volkswirte gehen davon aus, dass in Deutschland mit dem Konjunktureinbruch im zweiten Quartal der Tiefpunkt erreicht ist. „Dies ändert aber nichts daran, dass die deutsche Wirtschaft noch lange brauchen wird, um ihr Vorkrisenniveau wieder zu erreichen“, argumentierte beispielsweise Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.
Um die Konjunktur zu stützen, hat die Bundesregierung für die Jahre 2020 und 2021 ein insgesamt 130 Milliarden Euro schweres Konjunkturpaket aufgelegt. Unter anderem wurde die Mehrwertsteuer vom 1. Juli an für ein halbes Jahr gesenkt. Das soll den Konsum als wichtige Stütze der Konjunktur ankurbeln.
„Wir haben im Juli deutliche Anzeichen, dass die konjunkturelle Lage anzieht.“