Brüderpaar nach Stoß auf Gleis gefasst
(dpa) - Nachdem ein Mann am Bahnhof in Waghäusel (Landkreis Karlsruhe) ins Gleisbett gestoßen und schwer verletzt worden war, hat die Polizei zwei mutmaßliche Täter gefasst. Gegen die 22 und 25 Jahre alten Männer sei Haftbefehl erlassen worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Dem 25-Jährigen werden versuchter Mord sowie gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, dem jüngeren Mann Beihilfe. Die Ermittler gehen davon aus, dass der ältere Verdächtige den 54-Jährigen ohne erkennbaren Grund angegriffen und gestoßen hat. Zudem habe er ihn daran gehindert, zurück auf den Bahnsteig zu gelangen.
Der 54-Jährige war nach dem Stoß am Dienstag von einem Güterzug erfasst und schwer verletzt worden. Der jüngere Beschuldigte soll das Geschehen abgesichert und die Tat so gefördert haben. Die Männer – Brüder – seien in einer Asylbewerberunterkunft festgenommen worden. Auf ihre Spur kamen die Ermittler aufgrund von Zeugenhinweisen. Dem 54-Jährigen gehe es mittlerweile besser, er habe befragt werden können. Dabei sagte er aus, völlig unvermittelt angegriffen worden zu sein.
Von Benno Schwinghammer
(dpa) - Mit deutscher Hightech an Bord ist der USMarsrover „Perseverance“zu seiner Reise zum Roten Planeten gestartet. Der mehr als eine Tonne schwere unbemannte Roboter von der Größe eines Kleinwagens hob am Donnerstagmorgen pünktlich in einer Atlas-VRakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral ab. Im Februar soll er laut US-Raumfahrtagentur Nasa in einem ausgetrockneten See, dem „Jezero Crater“, auf dem Mars landen.
„Perseverance“(auf Deutsch etwa: „Durchhaltevermögen“) ist eine Art verbesserte Version des 2012 auf dem Mars gelandeten „Curiosity“-Rovers und gilt als bislang technisch anspruchsvollster Marsroboter. An Bord hat er unter anderem sieben wissenschaftliche Instrumente, zwei Mikrofone, 23 Kameras, einen Laser und einen kleinen Hubschrauber. Unter
den Geräten sind auch Thermosensoren des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien in Jena. Sie können berührungslos die Oberflächentemperatur messen. Die deutsche Technik soll dazu beitragen, die klimatischen Bedingungen auf dem Nachbarplaneten vor einer ersten bemannten Marsmission zu erforschen.
Die USA planen, von 2024 an auf dem Mond einen Außenposten für eine Marsmission aufzubauen, die vielleicht schon zehn Jahre später starten könnte. Nasa-Chef Jim Bridenstine zufolge zielt die „Perseverance“-Mission auch darauf ab, „dass eines Tages Menschen nicht nur auf dem Mond leben und arbeiten, sondern auch auf einem anderen Planeten“.
Der rund 2,5 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) teure Rover, der acht Jahre lang entworfen und gebaut worden ist, soll auf dem Mars nach Spuren früheren mikrobiellen Lebens suchen, sowie das Klima und die Geologie
des Planeten erforschen und Proben von Steinen und Staub nehmen – einige sollen auch in einem Behälter gesammelt und erst Jahre später zur Erde gebracht werden.
Wissenschaftler erhoffen sich von „Perseverance“unter anderem auch neue Erkenntnisse über die Entstehung des Universums. Bei der Auswertung bedeutender Kameradaten und -bilder wird nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt auch die Expertise seiner Forscher genutzt: Geplant seien Panoramaaufnahmen nicht nur in Farbe, sondern auch in 3-D und mineralogische Analysen mittels Spektrometer.
„Perseverance“ist bereits der fünfte Rover, den die Nasa zum Mars bringen will – nach dem „Sojourner“1997, den Zwillingsrobotern „Spirit“und „Opportunity“2004 und dem einzigen noch aktiven Rover „Curiosity“. Zudem schaffte es unter anderem 2018 der stationäre Nasa-Lander
„InSight“zum Mars, auch mehrere Sonden kreisen um den Planeten.
Trotzdem ist diese Mission auch eine Premiere, denn „Perseverance“kommt zusammen mit „Ingenuity“(„Einfallsreichtum“): einem Minihubschrauber. Zum ersten Mal soll ein Helikopter auf einem fremden Planeten starten. Die Herausforderungen für das nur 1,8 Kilogramm schwere Gerät sind riesig: Die dünne Marsatmosphäre entspricht etwa jener 30 Kilometer über der Erde – herkömmliche Hubschrauber haben es nicht einmal halb so hoch geschafft.
Deshalb drehen die vier „Ingenuity“-Rotorblätter aus Kohlefaser viel schneller, als sie es in der Erdatmosphäre müssten. Zudem muss der Hubschrauber Temperaturen von bis zu minus 90 Grad aushalten können. Wenn alles klappt, soll der Helikopter ein paar kurze Flüge alleine machen, denn fernsteuern lässt „Ingenuity“sich von der Erde kaum, wenn sogar
Licht selbst bei günstigster Konstellation mehr als drei Minuten von einem Planeten zum anderen braucht.
Derzeit stehen Erde und Mars günstig für Flüge zu unserem Nachbarplaneten. Deshalb hatten bereits am 20. Juli die Vereinigten Arabischen Emirate als erste arabische Nation eine Raumsonde in Richtung Mars geschickt. Drei Tage später folgte China mit einem Raumschiff, das unter anderem ein Gefährt von der Größe eines Golfmobils enthält. Beide Sonden sollen wie „Perseverance“im Februar an ihrem Ziel ankommen.
Nasa-Wissenschaftsdirektor Thomas Zurbuchen betonte, dass diese Missionen nicht in Konkurrenz zu „Perseverance“stünden. „Wir sind froh, wenn andere Länder auch mit uns zusammen forschen und auch ihr Geld ausgeben, um eben diese wichtige Forschung zu machen“, so Zurbuchen. Die Wissenschaft sei international: „Wir klatschen einander zu.“