Lindauer Arbeitsmarkt entspannt sich nur langsam
Wegen Corona-Krise hat noch immer nahezu jeder dritte Betrieb zu wenig Aufträge und deswegen Kurzarbeit
- Die Sorgenfalten im Gesicht von Susanne Müller-Koberstein sind zwar etwas geringer, aber noch längst nicht verschwunden. Denn die Statistik für Juli weist zwar einen leichten Rückgang der Arbeitslosen auf 1517 aus, was zum Monatsende für den Landkreis Lindau eine Quote von 3,3 Prozent Arbeitslosigkeit bedeutet. Doch die Folgen der Corona-Krise bleiben sichtbar. So berichtet die Leiterin der Lindauer Arbeitsagentur, dass noch immer nahezu jeder dritte Betrieb im Kreis von Kurzarbeit betroffen ist.
Vor vier Wochen hat die Lindauer Agenturleiterin nach eigenen Worten „schon schwer geschluckt“, als die Arbeitslosenquote auf 3,5 Prozent stieg. Jetzt ist die absolute Zahl der Arbeitslosen im Kreis Lindau um 80 auf 1517 gesunken, „das ist doch wenigstens ein kleiner positiver Trend“, versucht sich Müller-Koberstein
in Optimismus. Was immer noch nicht leicht fällt angesichts der Tatsache, dass die Arbeitslosenzahl im Kreis Lindau vor einem Jahr um fast 600 niedriger lag, die Quote damals nur 2,1 Prozent betragen hat.
Immerhin werde in Hotels und Restaurants wieder fast normal gearbeitet, sagt die Agenturleiterin im Gespräch mit der LZ. Auch in den Bereichen Logistik, Vertrieb sowie Garten- und Landschaftsbau entspanne sich die Situation langsam. Das liest Müller-Koberstein auch daraus ab, dass der ein oder andere Betrieb aus diesen Branchen jetzt wieder neue Mitarbeiter suche.
Wie schwierig die Lage auf dem Lindauer Arbeitsmarkt derzeit ist, zeigt sich am Bestand der offenen Stellen, die der Agentur gemeldet sind: Ende Juli waren im Kreis Lindau nur 700 Arbeitsplätze unbesetzt – das sind 1000 weniger als vor einem Jahr. „Das ist schon wenig für diese Zeit“, stellt auch die Lindauer Agenturleiterin
unumwunden fest. Gut sei wenigstens, dass die offenen Stellen wenigstens aus vielen verschiedenen Bereichen stammen: „Der Mix ist schon faszinierend.“
Nicht viel verändert habe sich im Bereich Kurzarbeit: Noch immer ist nach Müller-Kobersteins Worten nahezu jeder dritte Betrieb im Kreis von Kurzarbeit betroffen, sprich die Auftragslage reicht nicht aus, um alle Mitarbeiter voll zu beschäftigen. In verschiedenen Bereichen entspanne sich die Situation zwar ganz leicht, sodass die Beschäftigten beispielsweise statt Kurzarbeit 50 nun wieder 60 oder 80 Prozent arbeiten dürfen. Aber eben noch nicht wieder voll.
Alle Hände voll zu tun haben übrigens die Beschäftigten der Lindauer Arbeitsagentur selbst: Sie sind in den vergangenen Monaten der CoronaKrise so intensiv mit Kurzarbeit und Hotline-Dienst beschäftigt gewesen, dass sie Erstgespräche mit Entlassenen oft erst nach Wochen führen können. Deswegen will Müller-Koberstein jetzt die Bildungsträger im Kreis in diese Arbeit miteinbinden: „Die können den Arbeitslosen dann auch helfen, einen guten Lebenslauf und gute Bewerbungsunterlagen zu erstellen.“
Der Arbeitsmarkt im Kreis Lindau hat sich im Juli geringfügig erholt. Im Bereich des Arbeitsagenturbezirks Kempten-Memmingen befindet sich die Lindauer Geschäftsstelle jetzt wieder im Mittelfeld. Die Zahlen im Einzelnen: Juni 2020 2,8 % 3,0 % 3,4 % 3,2 % 3,5 % 3,4 % 3,8 % 3,5 %
3,3 %
Mindelheim Marktoberdorf Sonthofen Memmingen Lindau Kempten Füssen Kaufbeuren Allgäu gesamt
Juli 2020 2,9 % 3,1 % 3,1 % 3,2 % 3,3 % 3,5 % 3,6 % 3,6 % 3,3 %