Eröffnung des Waldkindergartens verzögert sich
Bei der Frage nach einem passenden Bauwagen will der Gemeinderat die Erzieherinnen einbinden
- Sigmarszell freut sich auf den neuen Waldkindergarten. Dazu braucht es einen passenden Bauwagen. Bürgermeister Jörg Agthe strebt eine schnelle Entscheidung an – einige Räte wollen jedoch lieber die Erzieherinnen mit einbinden.
„Kaum eine Gemeinde unserer Größe vermag so ein pädagogisches Portfolio zu haben“, sagte Jörg Agthe gleich zu Beginn der Gemeinderatssitzung. Im März hatte sich der Gemeinderat zum Konzept Waldkindergarten beraten lassen, Anfang Juli dann die Entscheidung. Auch die Erzieherstellen sind bereits ausgeschrieben – jetzt fehlt nur noch der Bauwagen, der zu jedem Waldkindergarten gehört. 70 000 Euro hatte die Gemeinde im Haushalt für den Bauwagen eingeplant, es gebe aber eine unglaubliche Preisspanne, sagte Bürgermeister Jörg Agthe. Der Wagen dient als Stauraum oder auch als Zufluchtsort bei extremem Wetter. Er dient jedoch auch für eine lebhafte Diskussion im Gemeinderat.
Bevor Agthe überhaupt die Modelle vorstellen konnte, gab es schon die ersten Wortmeldungen. „Wir sollten uns erst einmal um das Personal bemühen“, sagte Theresia Gsell, „die sollten ein Konzept erarbeiten und sagen, was sie brauchen. Nachher kaufen wir da irgendwas, und es ist das völlig Falsche.“Nina Ehrle stimmte zu: „Ich kauf doch auch nicht dem Metzger sein Messer. Ohne die Profis ist es schwer zu entscheiden.“
Bürgermeister Agthe zeigte Verständnis für diesen Einwand, obwohl er hoffte, der Gemeinderat würde schon in dieser Sitzung eine Entscheidung treffen. Doch der ursprüngliche Zeitplan war eh schon sportlich, gab Agthe zu. Nach der Beratung Mitte März hatte die Gemeinde vor, innerhalb von sechs Monaten den Kindergarten zu eröffnen. „Vom Personal schaffen wir es wohl bis September, das mit dem Bauwagen wird ein Problem“, sagte Jörg Agthe.
Neben dem Einbinden der Erzieherinnen, hatten die Räte vergangene Woche jedoch weitere Anmerkungen. Ob man nicht einen Zimmerer aus der Gemeinde beauftragen könnte. Zwar gibt es spezialisierte Firmen für diese Bauwägen – das sei jedoch nichts, was nicht auch ein hiesiger Handwerker erledigen könnte, meinte beispielsweise Markus Hagen. Sebastian Seigerschmidt warf außerdem die Frage auf, ob eine Hütte anstatt eines Bauwagens nicht billiger wäre. Agthe zeigte sich wenig begeistert: „Eine Hütte braucht ein Fundament. Das wäre ein großer
Eingriff und macht einen riesigen Unterschied.“
Norbert Kurzemann schlug letztendlich vor, die Diskussion in den nicht-öffentlichen Teil der Sitzung zu verlegen. Der Antrag wurde angenommen. „Ich vermute, das war wegen der Personalfragen“, erklärt Agthe der LZ diese Woche am Telefon. Tatsächlich entschied der Gemeinderat in der nicht-öffentlichen Sitzung, das zukünftige ErzieherinnenTeam in die Planung mit einzubeziehen. „Wir haben bereits viele Initiativbewerbungen, daher bin ich zuversichtlich, dass das alles bald klappt“, sagt Agthe. Außerdem entschieden die Räte, die Verantwortung für das Projekt auf den Ausschuss für Fremdenverkehr und Soziales zu übertragen.
Sobald die passenden Erzieherinnen gefunden sind, haben damit Norbert Kurzemann, Nina Ehrle, Markus Hagen, Erich Kurzemann, Silke Stohr, Ute Kaeß und Agthe selbst die Aufgabe, mit dem Personal ein passendes Bauwagenmodell zu erarbeiten und Angebote einzuholen. So soll einerseits die Expertise der Erzieherinnen mit einfließen, gleichzeitig ist der Ausschuss in der Lage, schnelle
Entscheidungen zu treffen. „Ich hoffe, dass wir das im August alles klären, damit wir im September bestellen können“, stellt Agthe in Aussicht.
Der Bürgermeister sorgt sich jedoch vor allem um die Zeit: „Schnelle Anbieter liefern in vier bis sechs Wochen, bei anderen kann das schon mal ein halbes Jahr dauern.“Er habe sich eine schnellere Entscheidung für einen Bauwagen gewünscht, „ich kann mit dem Beschluss aber leben“, sagt Agthe. Damit rückt die Eröffnung des Waldkindergartens weiter in die Ferne – voraussichtlich in Richtung Dezember.