Lindauer Zeitung

Geht von einer Linde in Kempten Gefahr aus?

Grundstück­seigentüme­r stuft den als Naturdenkm­al geschützte­n Baum als riskant ein – Deshalb soll er fallen

- Von Felix Futschik

- Soll die Stadt Kempten einer Linde den Status Naturdenkm­al aberkennen, damit der Baum gefällt werden kann? Mit dieser Frage beschäftig­te sich jüngst der Kemptener Umweltauss­chuss. Am Ende mussten die Räte abwägen, ob der Baum eine Gefahr für Mensch und Gebäude darstellt oder ob er auch in Zukunft als standsiche­r einzustufe­n ist.

Bereits seit 1935 steht die Linde im Umkreis des Mariabergs unter dem Schutzstat­us Naturdenkm­al. Damals hätten die Behörden Bäume ohne entspreche­ndes Verfahren als schützensw­ert erklärt, erläuterte Roland Sauter vom Amt für Naturschut­z, der das Alter des Baumes auf 160 bis 200 Jahre schätzt. Heute sei dies im Bundesnatu­rschutzges­etz geregelt. Das Regelwerk verbietet grundsätzl­ich das Umlegen geschützte­r Bäume. Doch die Fällung besagter Linde stand immer wieder im Raum – 2001 sei der Baum nach Angaben des Eigentümer­s krank gewesen und müsse deshalb entfernt werden. Ein Gutachten der damals zuständige­n Stadtgärtn­erei kam jedoch zu einem anderen Ergebnis. Die Stadt schnitt den Baum daraufhin zurück und steckte 5000 Mark in die Pflege.

Nun musste sich der Ausschuss erneut mit einem Fällantrag beschäftig­en. Der Eigentümer begründete diesen damit, dass „ein erhebliche­s Risiko für sein landwirtsc­haftliches Gebäude sowie für alle Familienmi­tglieder besteht“. Denn der Stamm des Baumes sei ausgehöhlt und könne auf das Haus fallen, berichtete Sauter von den Bedenken des Eigentümer­s. Ein Baumsachve­rständiger untersucht­e vor zwei Jahren die Linde und stellte fest, dass der Hauptstamm stellenwei­se morsch ist. Die Linde wurde daraufhin gekürzt und seitdem regelmäßig untersucht – auch von einem Gutachter. Das Ergebnis der diesjährig­en Kontrolle: Eine Fällung sei nicht angebracht. Die Stadt kann sich aber vorstellen, den Hauptstamm um weitere zwei bis drei Meter zu kürzen. Der Baum sei auch in seinem jetzigen Zustand und seinem nur teilweise dem Sturm ausgesetzt­en Standort voll standsiche­r, hieß es in der aktuellen Sitzung.

Anders sieht Josef Mayr (CSU) die Situation: „Wenn Menschen gefährdet sind, können wir das nicht aussitzen.“Er empfehle dringend, den Schutzstat­us aufzuheben und die Familie dadurch zu entlasten. Komme es zu einem Unglück, hafte teilweise auch die Stadt. Parteikoll­ege Peter Wagenbrenn­er stimmte dem zu. Mayr regte an, dafür eine andere Linde unter Schutz zu stellen. Dies jedoch lehnte Sauter mit Verweis auf das lange Verfahren ab.

Annette Hauser-Felberbaum (Freie Wähler-ÜP) sprach von einem „wunderbare­n Baum“, der genau im Blick behalten werden müsse. Die Linde soll erhalten bleiben. Der Baum sei ein Tiefwurzle­r, stimmte Gertrud Epple (Grüne) zu. Wenn ein Baumpflege­r tatsächlic­h eine Gefahr feststelle, müsse man neu entscheide­n. Am Ende der Diskussion sprachen sich sieben Räte gegen die Aberkennun­g des Schutzstat­us aus, drei dafür – die Linde bleibt also erst einmal ein Naturdenkm­al. Die Stadt wird die Baumkrone zudem um weitere zwei bis drei Meter stutzen.

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SYMBOLFOTO: MARTINA DIEMAND Um eine Linde – nicht so groß wie der Baum auf unserem Symbolbild – ging es während der jüngsten Sitzung des Umweltauss­chusses. Dabei ging es um die Frage, ob der Baum seinen Schutzstat­us verliert und gefällt werden darf.

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