Blitzen ohne Limit
Bisher war der Kemptener Ordnungsdienst zehn Stunden pro Woche Temposündern auf der Spur – Das neu angeschaffte mobile Gerät kann mehr
- Bisher durfte der Kommunale Ordnungsdienst maximal zehn Stunden pro Woche sein Blitzgerät einsetzen – um so Temposündern im Kemptener Stadtgebiet auf die Spur zu kommen. Mehrere Stadträte waren der Meinung, das sei zu wenig. Sie forderten, die Blitzer-Zeit auszuweiten oder die Deckelung aufzuheben. Dem folgte nun jüngst der Verkehrsausschuss des Stadtrats: Der Ordnungsdienst soll die Geschwindigkeitsüberwachung künftig eigenverantwortlich regeln.
Wie berichtet, verfügt die Stadt seit Ende vergangenen Jahres über ein neues, mobiles Blitzgerät. „Das hat sehr viele Einsatzmöglichkeiten, die man bei einer Deckelung so nicht ausnutzen kann“, sagte Uwe Sutter, Leiter des Ordnungsdienstes. Beispielsweise sind Messungen von Fahrzeugen auf der gegenüberliegenden Spur oder in Kurvenbereichen möglich.
Sutter legte außerdem die Ergebnisse einer Testphase im Februar und März in der Kronenstraße vor. Zwei Wochen sei intensiv die Geschwindigkeit gemessen worden, gefolgt von einer zweiwöchigen Ruhephase und einer erneuten Messphase. Während der ersten Überwachungsphase habe die Zahl der
Verwarnungen stetig abgenommen, erklärte Sutter. Nach der Pause seien die Geschwindigkeitsübertretungen wieder auf dem alten Niveau gewesen, seien dann aber wieder schnell zurückgegangen. Der Test zeige also, dass eine stärkere Überwachung dazu führe, dass langsamer gefahren werde und die Verkehrssicherheit damit steige.
Und nicht zuletzt seien mit der Ausweitung der Blitzer-Einsätze keine zusätzlichen Kosten verbunden, betonte Sutter. Mit dem neuen Gerät könne ein Mitarbeiter bis zu 30 Messstunden im Stadtgebiet schaffen – neben einzelnen Einsätzen in den Umlandgemeinden.
„Mir persönlich geht es darum, dass die Sicherheit im Vordergrund steht, an Schulen, Kitas und Spielplätzen“, sagte Stadtrat Alexander Buck (Freie Wähler/ÜP). „Wir müssen darauf achten, dass es nicht ausartet, an Feiertagen oder in der Nacht.“Er schlug einen jährlichen Bericht über die Messstellen und die aufgewandte Zeit vor.
„Ich halte nichts davon zu blitzen“, sagte indes Helmut Berchthold (CSU). Er verwies auf einen älteren Beschluss, Smiley-Displays zu installieren, die die Geschwindigkeit beim Vorbeifahren anzeigen. Sutter entgegnete, dass die 14 Displays, die im Umlauf seien, nicht für den dauerhaften Einsatz geeignet seien. „Die Fahrer bremsen eine Zeit lang runter und vergessen es wieder.“
Thomas Hartmann (Grüne) betonte, dass es innerorts viele Abschnitte gebe, an denen „dramatisch zu schnell“gefahren werde. Am Kino etwa oder am Hildegardplatz. „Das ist eine Unsitte, die nicht nur Gefahren erzeugt, sondern auch rücksichtslos Lärm verursacht.“Im Straßenverkehr gehe es nicht um Kavaliersdelikte, sagte auch Oberbürgermeister Thomas Kiechle.
Berchthold, Hildegard John und Josef Mayr stimmten gegen die unbegrenzte Blitzer-Zeit.