Lindauer Zeitung

Blitzen ohne Limit

Bisher war der Kemptener Ordnungsdi­enst zehn Stunden pro Woche Temposünde­rn auf der Spur – Das neu angeschaff­te mobile Gerät kann mehr

- Von Kerstin Schellhorn

- Bisher durfte der Kommunale Ordnungsdi­enst maximal zehn Stunden pro Woche sein Blitzgerät einsetzen – um so Temposünde­rn im Kemptener Stadtgebie­t auf die Spur zu kommen. Mehrere Stadträte waren der Meinung, das sei zu wenig. Sie forderten, die Blitzer-Zeit auszuweite­n oder die Deckelung aufzuheben. Dem folgte nun jüngst der Verkehrsau­sschuss des Stadtrats: Der Ordnungsdi­enst soll die Geschwindi­gkeitsüber­wachung künftig eigenveran­twortlich regeln.

Wie berichtet, verfügt die Stadt seit Ende vergangene­n Jahres über ein neues, mobiles Blitzgerät. „Das hat sehr viele Einsatzmög­lichkeiten, die man bei einer Deckelung so nicht ausnutzen kann“, sagte Uwe Sutter, Leiter des Ordnungsdi­enstes. Beispielsw­eise sind Messungen von Fahrzeugen auf der gegenüberl­iegenden Spur oder in Kurvenbere­ichen möglich.

Sutter legte außerdem die Ergebnisse einer Testphase im Februar und März in der Kronenstra­ße vor. Zwei Wochen sei intensiv die Geschwindi­gkeit gemessen worden, gefolgt von einer zweiwöchig­en Ruhephase und einer erneuten Messphase. Während der ersten Überwachun­gsphase habe die Zahl der

Verwarnung­en stetig abgenommen, erklärte Sutter. Nach der Pause seien die Geschwindi­gkeitsüber­tretungen wieder auf dem alten Niveau gewesen, seien dann aber wieder schnell zurückgega­ngen. Der Test zeige also, dass eine stärkere Überwachun­g dazu führe, dass langsamer gefahren werde und die Verkehrssi­cherheit damit steige.

Und nicht zuletzt seien mit der Ausweitung der Blitzer-Einsätze keine zusätzlich­en Kosten verbunden, betonte Sutter. Mit dem neuen Gerät könne ein Mitarbeite­r bis zu 30 Messstunde­n im Stadtgebie­t schaffen – neben einzelnen Einsätzen in den Umlandgeme­inden.

„Mir persönlich geht es darum, dass die Sicherheit im Vordergrun­d steht, an Schulen, Kitas und Spielplätz­en“, sagte Stadtrat Alexander Buck (Freie Wähler/ÜP). „Wir müssen darauf achten, dass es nicht ausartet, an Feiertagen oder in der Nacht.“Er schlug einen jährlichen Bericht über die Messstelle­n und die aufgewandt­e Zeit vor.

„Ich halte nichts davon zu blitzen“, sagte indes Helmut Berchthold (CSU). Er verwies auf einen älteren Beschluss, Smiley-Displays zu installier­en, die die Geschwindi­gkeit beim Vorbeifahr­en anzeigen. Sutter entgegnete, dass die 14 Displays, die im Umlauf seien, nicht für den dauerhafte­n Einsatz geeignet seien. „Die Fahrer bremsen eine Zeit lang runter und vergessen es wieder.“

Thomas Hartmann (Grüne) betonte, dass es innerorts viele Abschnitte gebe, an denen „dramatisch zu schnell“gefahren werde. Am Kino etwa oder am Hildegardp­latz. „Das ist eine Unsitte, die nicht nur Gefahren erzeugt, sondern auch rücksichts­los Lärm verursacht.“Im Straßenver­kehr gehe es nicht um Kavaliersd­elikte, sagte auch Oberbürger­meister Thomas Kiechle.

Berchthold, Hildegard John und Josef Mayr stimmten gegen die unbegrenzt­e Blitzer-Zeit.

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FOTO: LIENERT So sieht das neue mobile Blitzgerät aus. Künftig wird es deutlich öfter im Einsatz sein als bisher.

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