Betoniertes System
Zu „Papst entzweit deutsche Katholiken“(24.7.):
Man könnte meinen, im Vatikan gibt es weder Kalender noch Uhren, die zeigen, was die Stunde bei uns geschlagen hat. Dass Hunderttausende Kirchenaustritte seit Jahren stattfinden, dass andererseits immer noch Tausende ehrenamtliche und hauptberufliche MitarbeiterInnen mit Herzblut Verantwortung für ihre Gemeinden unter schwierigen Bedingungen wahrnehmen, dass es eindrucksvolle Beispiele von „Laien“(sie sind doch in vielen Belangen die Profis) in pastoraler Leitung gibt, all das scheint in Rom nicht anzukommen, zumindest nicht bei manchen Ignoranten in roten Roben. Was bleibt den „Laien“außer Frustration und/oder Austritt oder Übertritt? Es bleibt vor allem, innere Distanz aufzubauen zur nicht mehr zeitgemäßen, machtbewussten Klerikerkirche alten Stils. Es geht nicht darum, alle Kleriker in diese Ecke zu stellen. Aber das betonierte System von Macht, Amt und Weihe verhindert offenbar wirkliche Reformen. Auch für Frauen ist kein Platz für ein Weiheamt vorgesehen. Wer kann verantworten, dass ungezählte Charismen, die Gott Frauen geschenkt hat, uns Katholiken vorenthalten bleiben? Wir müssen all jenen auf Augenhöhe begegnen, denen klerikale Macht wichtiger scheint, als in einer Kirche des Volkes Zeugnis zu geben von einem ansteckenden Glauben, von Geschwisterlichkeit und Teamfähigkeit. Priester und Bischöfe, die ein solches Glaubenszeugnis leben, brauchen die Solidarität ihrer Gläubigen. Also, achtsam hinschauen.
Berthold Seeger, Biberach
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständnis dafür, dass wir für die Veröffentlichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalten müssen. Leserzuschriften stellen keine redaktionellen Beiträge dar. Anonyme Zuschriften können wir nicht veröffentlichen.
Schwäbische Zeitung Karlstraße 16 88212 Ravensburg Fax-Nr. 0751 / 295599-1499 Leserbriefe@schwaebischezeitung.de
Ihre Redaktion