Ins Kokosfettnäpfchen
WWF-Studie geht mit Speiseeisherstellern ins Gericht
(dpa) - Deutsche Speiseeisproduzenten erfüllen offenbar kaum Anforderungen an die ökologische Nachhaltigkeit. Das geht aus einer Studie der Umweltstiftung WWF Deutschland hervor. Demnach werde Kokosfett oft ohne Zertifizierung gekauft, Raps- und Sonnenblumenöl würden aus Übersee importiert.
Insbesondere der Trend unter Eisherstellern von Palmöl zu Kokosfett sei schlecht für die Umwelt. Palmöl benötige weniger Anbaufläche, denn der Ertrag der Ölpalme liege mit etwa 3,8 Tonnen Öl pro Hektar weit über dem von Kokosöl mit 0,7 Tonnen Öl pro Hektar, teilte WWF mit.
Um einen Stopp der Regenwaldrodungen zu erwirken, fordert die Organisation daher ein Lieferkettengesetz. Dieses sollte Unternehmen dazu verpflichten, Umweltstandards und Menschenrechte in ihren Produktionsketten zu achten. Laut Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) sei hierbei jedoch ein europäischer Standard erforderlich – und nicht ein nationales Gesetz.
Dem WWF zufolge bedroht der Anbau von Kokospalmen auch die Artenvielfalt.
„Wer den Kunden nicht zertifiziertes Kokosöl als grüne Alternative verkauft, betreibt Augenwischerei“, kritisierte die Referentin Landnutzung und nachhaltige Biomasse beim WWF, Ilka Petersen.
Der BDSI entgegnete, dass es weltweit nur wenig nachhaltig erzeugtes oder zertifiziertes Kokosfett gebe. Grund sei unter anderem, dass für den Anbau von Kokospalmen kein Zertifizierungssystem für den industriellen Bereich bestehe, das mit dem Anbau von Ölpalmen vergleichbar sei. Zudem verarbeiteten die deutschen Produzenten bei Speiseeis mit pflanzlichen Fetten schon seit Langem fast ausschließlich Kokosfett. Ein Wechsel von Palmöl zu Kokosfett, so der BDSI, sei entgegen der WWF-Annahme in jüngerer Zeit nicht erfolgt.
2019 wurden 557 Millionen Liter Eis in Deutschland konsumiert – 8,3 Liter pro Kopf. Dabei wurden 22 000 Tonnen Kokosfett verarbeitet. „Bezogen auf die Menge des 2019 in Deutschland hergestellten Speiseeises ist das ein Anteil von 5,5 Prozent“, teilte der BDSI mit. Der bedeutendere Grundstoff beim Eis sei Milch.