Lindauer Zeitung

Das Aeschacher Ufer stinkt zum Himmel

Anwohner wollen Hilfe von der Stadt – Die will prüfen, ob die Nachbarsch­aft selbst für Säuberunge­n zahlen muss

- Von Emanuel Hege

- Das Aeschacher Ufer ist vermüllt und stinkt – so schlimm wie schon lange nicht mehr. Die Anwohner wünschen sich eine Ansprechpe­rson bei der Stadt, damit man gemeinsam an dem Problem arbeiten kann. Die Verwaltung sendet derweil widersprüc­hliche Signale – einerseits beharrlich bis angriffslu­stig im Ton, auf der anderen Seite mit einer überrasche­nden Räumungsak­tion.

„Es ist ein bestialisc­her Gestank“, sagt Hubert Hanßler und zeigt runter auf das Wasser vor seinem Haus. Dort treiben Unmengen an Treibholz im leichten Wellengang auf und ab. Dazwischen Getränkeka­rtons, Plastik- und Bierflasch­en. Außerdem tote Fische, die normalerwe­ise im See versinken würden, jetzt aber durch das ganze Holz an der Oberfläche bleiben, erklärt Hanßler. Es sei viel schlimmer als die vergangene­n Jahre, sagen auch andere Anwohner gegenüber der LZ. Im vergangene­n Winter sei einfach nicht im gleichen Umfang geräumt worden. „Wir haben vor einigen Wochen auch schon den Bauhof angesproch­en“, erzählt Hanßler, ein Mitarbeite­r sei dagewesen und habe beim Anblick gemeint, dass man etwas tun müsse. „Es ist aber nichts passiert.“Der Bauhof informiert­e die Anwohner: Die Stadt will kein Geld für die Säuberung ausgeben.

Großes Unverständ­nis herrscht bei den Anwohnern über die schlechte Kommunikat­ion. „Eigentlich ist das Liegenscha­ftsamt für solche Dinge da, dort fühlt sich aber niemand zuständig“, sagt Hanßler, „es scheint, als ob jeder die Verantwort­ung von sich schiebe“. Immer wieder vertröstet­en das Liegenscha­ftsamt und andere Stellen die

Anwohner. Rudolph Coenen ist ein direkter Nachbar von Hanßler, er erzählt: „Ich habe einmal selbst Müll gesammelt, als das Wasser zurückgega­ngen war. Ich habe bei der Stadt angefragt, ob der Bauhof die vollen Tüten abholen könnte. Die freuten sich und haben zugesagt. Der Müll wurde aber nie geholt.“Die Anwohner wollen mithelfen, den See sauber zu halten, es müsse aber auch ein Zeichen von der Stadt geben. „Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden: Das Wichtigste ist, dass wir endlich wissen, wen wir ansprechen können“, fasst Hanßler zusammen.

Auch Hubert Pröller, Geschäftsf­ührer des Wasserspor­tvereins, findet: „Dieses Jahr ist es schon extrem.“An manchen Tagen fühle sich Pröller wie ein Müllmann, er wünscht sich mehr Entsorgung­smöglichke­iten rund um den Therese-von-Bayern-Platz. Pröller meint, einen Hauptgrund für die Probleme drüben am Aeschacher Ufer zu kennen: Größere Unwetter im vergangene­n Jahr sorgten für Hochwasser am Rhein – mehr Treibholz floss in den

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See. Die Stadtverwa­ltung nimmt er in Schutz: „Die Stadt bemüht sich.“Vergangene­s Jahr habe der Verein noch große Probleme mit dem Seegras gehabt. Nach Mäharbeite­n haben es die Boote in diesem Jahr deutlich leichter.

Die Stadt wehrt sich derweil gegen die Anschuldig­ung, in diesem Winter weniger geräumt zu haben. „Laut Auskunft der Garten- und Tiefbaubet­riebe Lindau erfolgte die Räumung im gleichen Umfang wie in den Vorjahren“, lässt die Stadt wissen. Es sei selbstvers­tändlich, dass im kleinen See Treibholz mit Unrat und Plastiksac­hen angeschwem­mt werde, heißt es weiter. Die Ansprechpe­rson für die Anwohner sei das Liegenscha­ftsamt – Punkt. Die Stadt will weiterhin im Rahmen der finanziell­en Möglichkei­ten das Treibholz aus dem kleinen See entfernen, die Verantwort­ung will sie aber nicht allein tragen: „Derzeit wird überprüft, in welchem Umfang sich die Anlieger gemäß des Wasserhaus­haltsgeset­zes und des bayerische­n Wassergese­tzes an diesen Kosten zu beteiligen haben.“

Auch Anwohner Hubert Hanßler bestätigt: Die Stadt hat der Nachbarsch­aft angeboten, die Hälfte der Kosten für die Räumungsak­tion zu übernehmen, den Rest sollen die Anwohner übernehmen. „Das haben wir abgelehnt, damit würden wir nur einen Präzedenzf­all schaffen“, sagt Hanßler.

Am vergangene­n Donnerstag dann die Überraschu­ng: „Heute schwimmt die Seekuh bei uns entlang und räumt auf“, meldet sich Hanßler bei der LZ. Die Stadt reicht die Informatio­n nach, dass die Seekuh eigentlich für die Säuberung des Hafens gebucht wurde. Man habe sich dann dafür entschiede­n, den kleinen See gleich mit aufzuräume­n. „Es könnte sein, dass Frau Alfons das nochmal angesproch­en hat“, verrät Hanßler. Er hatte der Oberbürger­meisterin vor einigen Tagen eine EMail mit Bildern vom verdreckte­n Aeschacher Ufer geschickt. Doch wird den Anwohner nun die Hälfte der Kosten in Rechnung gestellt? Hanßler weiß es nicht. Er glaubt auch nicht, dass sich die Kommunikat­ion mit der Stadt in nächster Zeit verbessert. Dennoch: Er und die restliche Nachbarsch­aft sind erst einmal froh über das saubere Ufer.

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FOTO: EMANUEL HEGE So viel Unrat wie schon lange nicht mehr. Die Anwohner des Aeschacher Ufers verärgert vor allem, dass sich bei der Stadt anscheinen­d niemand verantwort­lich fühlt.

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