Das Aeschacher Ufer stinkt zum Himmel
Anwohner wollen Hilfe von der Stadt – Die will prüfen, ob die Nachbarschaft selbst für Säuberungen zahlen muss
- Das Aeschacher Ufer ist vermüllt und stinkt – so schlimm wie schon lange nicht mehr. Die Anwohner wünschen sich eine Ansprechperson bei der Stadt, damit man gemeinsam an dem Problem arbeiten kann. Die Verwaltung sendet derweil widersprüchliche Signale – einerseits beharrlich bis angriffslustig im Ton, auf der anderen Seite mit einer überraschenden Räumungsaktion.
„Es ist ein bestialischer Gestank“, sagt Hubert Hanßler und zeigt runter auf das Wasser vor seinem Haus. Dort treiben Unmengen an Treibholz im leichten Wellengang auf und ab. Dazwischen Getränkekartons, Plastik- und Bierflaschen. Außerdem tote Fische, die normalerweise im See versinken würden, jetzt aber durch das ganze Holz an der Oberfläche bleiben, erklärt Hanßler. Es sei viel schlimmer als die vergangenen Jahre, sagen auch andere Anwohner gegenüber der LZ. Im vergangenen Winter sei einfach nicht im gleichen Umfang geräumt worden. „Wir haben vor einigen Wochen auch schon den Bauhof angesprochen“, erzählt Hanßler, ein Mitarbeiter sei dagewesen und habe beim Anblick gemeint, dass man etwas tun müsse. „Es ist aber nichts passiert.“Der Bauhof informierte die Anwohner: Die Stadt will kein Geld für die Säuberung ausgeben.
Großes Unverständnis herrscht bei den Anwohnern über die schlechte Kommunikation. „Eigentlich ist das Liegenschaftsamt für solche Dinge da, dort fühlt sich aber niemand zuständig“, sagt Hanßler, „es scheint, als ob jeder die Verantwortung von sich schiebe“. Immer wieder vertrösteten das Liegenschaftsamt und andere Stellen die
Anwohner. Rudolph Coenen ist ein direkter Nachbar von Hanßler, er erzählt: „Ich habe einmal selbst Müll gesammelt, als das Wasser zurückgegangen war. Ich habe bei der Stadt angefragt, ob der Bauhof die vollen Tüten abholen könnte. Die freuten sich und haben zugesagt. Der Müll wurde aber nie geholt.“Die Anwohner wollen mithelfen, den See sauber zu halten, es müsse aber auch ein Zeichen von der Stadt geben. „Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden: Das Wichtigste ist, dass wir endlich wissen, wen wir ansprechen können“, fasst Hanßler zusammen.
Auch Hubert Pröller, Geschäftsführer des Wassersportvereins, findet: „Dieses Jahr ist es schon extrem.“An manchen Tagen fühle sich Pröller wie ein Müllmann, er wünscht sich mehr Entsorgungsmöglichkeiten rund um den Therese-von-Bayern-Platz. Pröller meint, einen Hauptgrund für die Probleme drüben am Aeschacher Ufer zu kennen: Größere Unwetter im vergangenen Jahr sorgten für Hochwasser am Rhein – mehr Treibholz floss in den
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See. Die Stadtverwaltung nimmt er in Schutz: „Die Stadt bemüht sich.“Vergangenes Jahr habe der Verein noch große Probleme mit dem Seegras gehabt. Nach Mäharbeiten haben es die Boote in diesem Jahr deutlich leichter.
Die Stadt wehrt sich derweil gegen die Anschuldigung, in diesem Winter weniger geräumt zu haben. „Laut Auskunft der Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau erfolgte die Räumung im gleichen Umfang wie in den Vorjahren“, lässt die Stadt wissen. Es sei selbstverständlich, dass im kleinen See Treibholz mit Unrat und Plastiksachen angeschwemmt werde, heißt es weiter. Die Ansprechperson für die Anwohner sei das Liegenschaftsamt – Punkt. Die Stadt will weiterhin im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten das Treibholz aus dem kleinen See entfernen, die Verantwortung will sie aber nicht allein tragen: „Derzeit wird überprüft, in welchem Umfang sich die Anlieger gemäß des Wasserhaushaltsgesetzes und des bayerischen Wassergesetzes an diesen Kosten zu beteiligen haben.“
Auch Anwohner Hubert Hanßler bestätigt: Die Stadt hat der Nachbarschaft angeboten, die Hälfte der Kosten für die Räumungsaktion zu übernehmen, den Rest sollen die Anwohner übernehmen. „Das haben wir abgelehnt, damit würden wir nur einen Präzedenzfall schaffen“, sagt Hanßler.
Am vergangenen Donnerstag dann die Überraschung: „Heute schwimmt die Seekuh bei uns entlang und räumt auf“, meldet sich Hanßler bei der LZ. Die Stadt reicht die Information nach, dass die Seekuh eigentlich für die Säuberung des Hafens gebucht wurde. Man habe sich dann dafür entschieden, den kleinen See gleich mit aufzuräumen. „Es könnte sein, dass Frau Alfons das nochmal angesprochen hat“, verrät Hanßler. Er hatte der Oberbürgermeisterin vor einigen Tagen eine EMail mit Bildern vom verdreckten Aeschacher Ufer geschickt. Doch wird den Anwohner nun die Hälfte der Kosten in Rechnung gestellt? Hanßler weiß es nicht. Er glaubt auch nicht, dass sich die Kommunikation mit der Stadt in nächster Zeit verbessert. Dennoch: Er und die restliche Nachbarschaft sind erst einmal froh über das saubere Ufer.