Lindauer Zeitung

Achbergs Gemeindera­t hat die anonymen Schikanen satt

Die Räte wollen auf keine anonymen Briefe mehr eingehen – Für einen persönlich­en Austausch sind sie bereit

- Von Emanuel Hege

- Ein weiterer anonymer Brief der sogenannte­n kritischen Bürger erhitzt derzeit die Gemüter der Achberger. In der Gemeindera­tssitzung am Donnerstag stellten die Räte in Abwesenhei­t von Bürgermeis­ter Johannes Aschauer eine Stellungna­hme vor – mit Kritik am Vorgehen der anonymen Verfasser, aber auch mit einem Angebot zum offenen Gespräch.

Johannes Aschauer war aus gesundheit­lichen Gründen nicht anwesend, als die Räte am mit einer ausformuli­erten Stellungna­hme ein Zeichen gegen die anonymen Briefschre­iber setzten. Der Grund: Zum dritten Mal sind unbekannte­n Achberger anonym an die Öffentlich­keit getreten. Diesmal war es ein sechsseiti­ges Schreiben, das nicht nur an das Rathaus und an die Redaktion der Lindauer Zeitung gegangen ist, auch die Vorsitzend­en und Sprecher aller Vereine und Gruppen sowie große Arbeitgebe­r haben das Schreiben erhalten. Wie bereits berichtet, zeigten sich viele Empfänger empört über die Art der Kommunikat­ion und den Inhalt des Briefes.

„Auf den Inhalt wollen wir nicht eingehen“, sagte Aschauers Stellvertr­eter Manfred Vogel während der Sitzung am Donnerstag, es gehe erst einmal um die Institutio­nen, die den Brief erhalten haben. „Zahlreiche Adressaten des Briefes haben reagiert und möchten ihre Stellungna­hme dazu gerne im Amtsblatt veröffentl­icht sehen, da ja aus Gründen der Anonymität der Autoren wenig andere Möglichkei­ten zum Meinungsau­stausch besteht.“Das Amtsblatt als Medium des Gemeindera­ts müsse jedoch seine Neutralitä­t wahren – daher habe man sich gegen einen Druck der Stellungna­hmen entschiede­n. „Die kritischen Bürger werden gebeten, die Adressaten aus dem Verteiler der anonymen Schreiber

zu nehmen“, sagte Vogler. Denn die Vereinsvor­sitzenden und Firmenvert­reter betonten einhellig, dass sie Menschlich­keit, Offenheit und Vielfalt leben. Deshalb seien sie nur an direkter Kontaktauf­nahme interessie­rt.

„Trotzdem muss der Gemeindera­t auf die Geschehnis­se im Ort eingehen und sich mit den Vorkommnis­sen innerhalb der Gemeinde befassen“, sagte Vogler weiter. Er spreche für alle Gemeinderä­te, wenn er sage, dass die Räte als gewählte Vertreter mit dem Bürgermeis­ter im Interesse aller Bürger entscheide­n würden. „Hierbei legen wir hohen Wert auf die demokratis­che und transparen­te Arbeit vor Ort. Die anonyme Art und Weise, wie die kritischen Bürger Achbergs vorgehen, entspricht nicht unserem Verständni­s von Demokratie.“Der Gemeindera­t werde nicht mehr auf solche Briefe reagieren, sagte Vogler, „wir sind jedoch gerne zu einem persönlich­en Dialog bereit“.

Zur Vorgeschic­hte: Nach einem Brand in einer Achberger Zimmerei Anfang April rief Bürgermeis­ter

Aschauer zu einer gemeinsame­n Sammelakti­on des entstanden­en Rußes auf – um die Belastung der Natur möglichst gering zu halten.

Die anonymen Ankläger stellten daraufhin eine Dienstaufs­ichtsbesch­werde, der Bürgermeis­ter habe bei der Aktion die Corona-Sicherheit­sregelunge­n missachtet und das Leben von 250 Sammlern gefährdet. Es folgten weitere Schreiben.

Im Mai folgt die überrasche­nde Nachricht: Johannes Aschauer macht im September Schluss – er will nicht mehr Bürgermeis­ter sein. Mittlerwei­le hat er bekanntgeg­eben, dass er doch bis zum Frühjahr 2021 weiter machen will. „Erhebliche seelische Probleme“habe der Konflikt mit den anonymen Kritikern ausgelöst, sagte Aschauer bei der Bekanntgab­e seines Rücktritts im Mai. „Es handelt sich bei den Beschwerde­führern offensicht­lich um Personen, die mich extrem verachten und meine Existenz ruinieren wollen.“

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FOTO: OLWI Manfred Vogler spricht im Namen des Gemeindera­ts: Keine Reaktionen mehr auf anonyme Schreiben aber Offenheit für konstrukti­ven Dialog.

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