Achbergs Gemeinderat hat die anonymen Schikanen satt
Die Räte wollen auf keine anonymen Briefe mehr eingehen – Für einen persönlichen Austausch sind sie bereit
- Ein weiterer anonymer Brief der sogenannten kritischen Bürger erhitzt derzeit die Gemüter der Achberger. In der Gemeinderatssitzung am Donnerstag stellten die Räte in Abwesenheit von Bürgermeister Johannes Aschauer eine Stellungnahme vor – mit Kritik am Vorgehen der anonymen Verfasser, aber auch mit einem Angebot zum offenen Gespräch.
Johannes Aschauer war aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend, als die Räte am mit einer ausformulierten Stellungnahme ein Zeichen gegen die anonymen Briefschreiber setzten. Der Grund: Zum dritten Mal sind unbekannten Achberger anonym an die Öffentlichkeit getreten. Diesmal war es ein sechsseitiges Schreiben, das nicht nur an das Rathaus und an die Redaktion der Lindauer Zeitung gegangen ist, auch die Vorsitzenden und Sprecher aller Vereine und Gruppen sowie große Arbeitgeber haben das Schreiben erhalten. Wie bereits berichtet, zeigten sich viele Empfänger empört über die Art der Kommunikation und den Inhalt des Briefes.
„Auf den Inhalt wollen wir nicht eingehen“, sagte Aschauers Stellvertreter Manfred Vogel während der Sitzung am Donnerstag, es gehe erst einmal um die Institutionen, die den Brief erhalten haben. „Zahlreiche Adressaten des Briefes haben reagiert und möchten ihre Stellungnahme dazu gerne im Amtsblatt veröffentlicht sehen, da ja aus Gründen der Anonymität der Autoren wenig andere Möglichkeiten zum Meinungsaustausch besteht.“Das Amtsblatt als Medium des Gemeinderats müsse jedoch seine Neutralität wahren – daher habe man sich gegen einen Druck der Stellungnahmen entschieden. „Die kritischen Bürger werden gebeten, die Adressaten aus dem Verteiler der anonymen Schreiber
zu nehmen“, sagte Vogler. Denn die Vereinsvorsitzenden und Firmenvertreter betonten einhellig, dass sie Menschlichkeit, Offenheit und Vielfalt leben. Deshalb seien sie nur an direkter Kontaktaufnahme interessiert.
„Trotzdem muss der Gemeinderat auf die Geschehnisse im Ort eingehen und sich mit den Vorkommnissen innerhalb der Gemeinde befassen“, sagte Vogler weiter. Er spreche für alle Gemeinderäte, wenn er sage, dass die Räte als gewählte Vertreter mit dem Bürgermeister im Interesse aller Bürger entscheiden würden. „Hierbei legen wir hohen Wert auf die demokratische und transparente Arbeit vor Ort. Die anonyme Art und Weise, wie die kritischen Bürger Achbergs vorgehen, entspricht nicht unserem Verständnis von Demokratie.“Der Gemeinderat werde nicht mehr auf solche Briefe reagieren, sagte Vogler, „wir sind jedoch gerne zu einem persönlichen Dialog bereit“.
Zur Vorgeschichte: Nach einem Brand in einer Achberger Zimmerei Anfang April rief Bürgermeister
Aschauer zu einer gemeinsamen Sammelaktion des entstandenen Rußes auf – um die Belastung der Natur möglichst gering zu halten.
Die anonymen Ankläger stellten daraufhin eine Dienstaufsichtsbeschwerde, der Bürgermeister habe bei der Aktion die Corona-Sicherheitsregelungen missachtet und das Leben von 250 Sammlern gefährdet. Es folgten weitere Schreiben.
Im Mai folgt die überraschende Nachricht: Johannes Aschauer macht im September Schluss – er will nicht mehr Bürgermeister sein. Mittlerweile hat er bekanntgegeben, dass er doch bis zum Frühjahr 2021 weiter machen will. „Erhebliche seelische Probleme“habe der Konflikt mit den anonymen Kritikern ausgelöst, sagte Aschauer bei der Bekanntgabe seines Rücktritts im Mai. „Es handelt sich bei den Beschwerdeführern offensichtlich um Personen, die mich extrem verachten und meine Existenz ruinieren wollen.“