Polizeihauptmeister: „Die Dunkelziffer ist extrem hoch“
Gerade in der Urlaubszeit warnt die Bundespolizei vor Taschendieben
- Einmal nicht aufgepasst – und schon fehlt der Geldbeutel, das Handy oder gleich der ganze Koffer. Gerade in der Urlaubszeit informiert die Bundespolizei die Allgäuer unter anderem an Infoständen über die Tricks von Taschendieben – und wie man sein Hab und Gut schützen kann. Die Zahlen im Allgäu sind zwar im Vergleich zu Großstädten eher niedrig. „Die Menschen werden aber immer mobiler, verreisen viel und sind unterwegs. Außerdem kann man Diebstähle nicht zwingend an der Örtlichkeit festmachen“, sagt Polizeihauptmeister Norbert Keuchel von der Bundespolizei-Inspektion Kempten.
Fast 400 Taschenund Gepäckdiebstähle hat die Landespolizei im vergangenen Jahr im Allgäu gezählt, bei der Bundespolizeiinspektion Kempten wurden heuer bislang zehn Fälle vermerkt. Das Problem bei derlei Zahlen: „Die Dunkelziffer ist extrem hoch“, sagt Keuchel. Opfer meldeten sich oft nicht bei der Polizei, weil sie sich schämten. Viele wüssten genau, dass sie unvorsichtig waren und beispielsweise den Geldbeutel in der Gesäßtasche getragen oder den Reißverschluss der Handtasche nicht geschlossen hatten. Andere seien der Meinung, eine Anzeige habe ohnehin keinen Sinn. Der Experte rät, alle Diebstähle zu melden. „Wenn wir erkennen, dass sich Vorfälle an bestimmten Orten häufen, können wir dort Beamte in Zivil einsetzen.“Derzeit liege die Aufklärungsquote lediglich bei etwa sechs Prozent.
Täter auf den ersten Blick zu erkennen, ist laut Keuchel kaum möglich: „Sie kommen aus allen sozialen Schichten und Altersklassen. Sie wissen, dass sie nicht auffallen dürfen.“Viele seien freundlich, helfen beispielsweise anderen, ihr Gepäck in den Zug zu bekommen. „In dieser Zeit wird dann schon einmal der Rucksack aufgemacht oder es werden direkt Wertsachen gestohlen.“Gerade in Großstädten seien oft Banden aktiv, die teils brutal vorgehen. Bettlerbanden schickten für die Straftaten auch nicht selten Kinder unter 14 Jahren vor. Auffällig ist: „Die Täter arbeiten fast immer zu zweit.“
Einer lenkt das Opfer ab, der andere schnappt sich den Geldbeutel. An Bahnhöfen beispielsweise
Die Zahlen: Die Täter: Die Tricks:
blockiere einer mit seinem Koffer „versehentlich“eine Tür oder den Weg. Das Opfer muss deshalb stehen bleiben, hinter ihm lauert dann der Dieb. „Die Täter kramen nicht lange in den Taschen ihrer Opfer herum. In der Regel haben sie sie vorher beobachtet und wissen, wo die Wertsachen verstaut sind.“Leichte Beute sind für die Taschendiebe auch Menschen, die ihre Jacken samt Geldbeutel in der Tasche über die Stuhllehnen hängen. „Die Täter schnappen sich das Portemonnaie, nehmen das Geld raus und stecken die Geldbörse wieder in die Jacke zurück, ohne dass das Opfer etwas merkt“, sagt Keuchel.
Häufig geklaut wird vor allem dort, wo viele Menschen an einem Ort sind und Gedränge herrscht. Im Allgäu betrifft das laut Keuchel beispielsweise Schloss Neuschwanstein oder auch gut besuchte Weihnachtsmärkte. „Die Corona-Abstandsregeln machen es den Dieben gerade aber schwer.“Vorsicht geboten sei auch auf Märkten, in Fußgängerzonen oder öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die Bundespolizei rät, nur so viel Bargeld wie nötig dabei zu haben. Zudem sollten Geld und Wertsachen eng am Körper getragen werden, wenn möglich in verschlossenen Innentaschen. Gerade Männer könnten auch ein UnterschenkelHolster verwenden. „20 Euro in der Hosentasche und der Rest im Holster, das ist optimal für Städtereisen.“Wer so seinen Kaffee bezahlt, zeigt den Dieben auch nicht, wie viel Geld er wirklich dabei hat. Um sich diesbezüglich bedeckt zu halten, helfe es auch, große Scheine im Geldbeutel zu falten. Generell rät Keuchel, Wertsachen nicht in Außentaschen zu verstauen, Handtaschen mit der Öffnungsseite zum Körper zu tragen, Reißverschlüsse zu schließen und Geld gleich nach dem Bezahlen sicher zu verstauen. Senioren sollten ihre Wertsachen keinesfalls im Korb ihres Rollators verstauen, sondern am Körper tragen. Wem dennoch der Geldbeutel geklaut wurde und wer zuordnen kann, wo in etwa der Diebstahl passierte, dem rät Keuchel, die Umgebung abzusuchen. „Meist nehmen die Diebe das Geld und schmeißen den Geldbeutel samt Ausweis und anderen Papieren in den Müll oder ins Gebüsch.“
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