Ehering im See verloren – und wiedergefunden
Zwei Tage lang liegt der Ring von Tim Ostermeier im Wasser – Tauchteam hat Ähnliches selbst schon erlebt
- Dreimal geht der Sprung von der Überlinger Uferpromenade in den See gut. Doch beim vierten Sprung merkt Tim Ostermeier: Der Ehering rutscht vom Finger. Der silberne Ring sinkt sofort Richtung Bodenseeboden und ist verschwunden. Zwei Taucher vom Tauchteam Bodensee erklären sich schnell bereit, zu helfen. Denn sie haben selbst schon eine ganz ähnliche Situation erlebt.
„Bis zu diesem Zeitpunkt war es ein sehr schöner Sommertag. Doch dann war die Verzweiflung groß“, erinnert sich der Überlinger bei einem erneuten Treffen mit den Helfern an der Promenade. Zusammen mit ein paar Kollegen und seiner Frau ist er am Dienstag in Überlingen unterwegs. Nach einem Stadtbummel wollten sie sich noch im See erfrischen. Gegen den Rat seiner Ehefrau Melanie Ostermeier springt auch Tim rein. „Ich hatte ihm noch kurz davor gesagt, er solle lieber nicht springen. Wer weiß, was im Wasser ist.“
Tatsächlich ragt nur wenige Meter von der Stelle am Ufer ein Pfahl vom Boden Richtung Wasseroberfläche, 60 Meter weiter befindet sich ein Schiffswrack, berichtet Taucher Thomas Wagenbreth. Doch nicht, was sich im See befindet, wurde Tim Ostermeier zum Verhängnis, sondern die Kombination aus dem Sprung und rutschignassen Fingern. „Normalerweise passt der Ring perfekt und ist nicht locker. Vor allem abends nicht“, so der Überlinger.
Sofort nach dem Verlust sei er wieder aufgetaucht. „Meine Laune war am Boden. Ich bin dann gleich zu meiner Frau, die am Ufer war, und habe es gebeichtet“, erzählt der Überlinger. Auch für sie sei es erst einmal ein Schock gewesen. „Es ging uns nicht um den materiellen Wert, sondern um die Emotionen und Erinnerungen, die mit dem Ring zusammenhängen. Wir hätten einen neuen kaufen können, das wäre aber niemals dasselbe“, sagt Melanie Ostermeier.
Der Abend ist gelaufen, das Paar fährt nach Hause. Hier schreiben sie gleich einen Facebook-Aufruf in eine Überlingen-Gruppe und fragen um Rat. Nur kurze Zeit darauf erhalten sie eine Antwort: Maren Moldon und Thomas Wagenbreth vom Tauchteam Bodensee bieten ihre Hilfe an. Sie beide würden diese Situation und das Gefühl nur zu gut kennen, erzählt die Taucherin: „Wir hatten unseren Verlobungsring circa zwölf Stunden lang.
Dann ist er ins Meer bei Ägypten gefallen.“Die beiden Taucher waren damals mit einem Tauchboot unterwegs. Um das Boot und die Stelle, an der der Ring verschwand, schwammen sehr viele Fische, der Ring sank schnell Richtung Meeresgrund. Keine guten Voraussetzungen. „Wir sind nur wenige Minuten nach dem Verlust ins Meer gesprungen und hinterhergetaucht. Wir hatten zum Glück ein Boot voller Taucher dabei“, erinnert sich Thomas Wagenbreth. Und sie finden den Ring schließlich wieder.
Darum habe er auch nicht gezögert, so der Taucher, und sei an seinem freien Tag gleich in der Früh an die Stelle am Ufer gekommen, an der Tim Ostermeier ins Wasser sprang. Um 5.30 Uhr am Donnerstagmorgen taucht er das erste Mal ab. Mit einer Taschenlampe leuchtet er den Boden in fünf Metern Tiefe ab und hofft auf die Reflexion des silbernen Rings. „Zunächst fand ich aber die glitzernde Lasche einer Dose. Und auch eine Bratpfanne.“Nach knapp 40 Minuten unter Wasser sinkt die Hoffnung. Auch bei Tim Ostermeier, der nervös am Ufer wartet, wie er erzählt.
Noch einmal geht der Taucher schließlich unter Wasser und versucht es dieses Mal ein paar Meter weiter an der Ufermauer entlang. „Ich habe den Boden von der anderen Seite aus dann angeleuchtet. Und habe ein verdächtiges Funkeln entdeckt.“Der Ring von Tim Ostermeier – unter einem angespülten Ast. „Dann war aber Partystimmung am Ufer“, erzählt Wagenbreth.
Die Erleichterung ist groß. Es komme öfter vor, dass sie nach verlorenen Dingen im See tauchen, berichten die beiden Taucher. „Wenn man noch genau weiß, wo man etwas verloren hat und es nicht lange her ist, gibt es eine Chance, es wieder zu finden“, so Maren Moldon. Ringe sinken nach ihrer Erfahrung gerade im Wasser hinab.
Ein Schwimmer kommt vorbei, steigt über die Leiter an der Ufermauer in den See und schwimmt los. „Passen Sie auf Ihren Ring auf “, ruft Tim Ostermeier ihm zu. Er selbst werde künftig wohl nur noch an flachen Stellen in den See waten. Und dabei die Hand ganz fest zu einer Faust schließen.