Lindauer Zeitung

Der FV braucht den perfekten Tag

Gegen den mit einem Zweitligas­pieler verstärkte­n SSV Ulm ist Ravensburg Außenseite­r

- Von Thorsten Kern und Gideon Ötinger

- In drei Wochen soll die neue Saison beginnen, für den FV Ravensburg und den SSV Ulm 1846 steht zunächst aber noch ein Spiel aus der vergangene­n – eigentlich beendeten – Saison an. Weil im württember­gischen Fußball-Verbandspo­kal als Siegprämie ein lukrativer Startplatz im DFB-Pokal winkt, wollte der WFV diesen Wettbewerb unter allen Umständen noch sportlich zu Ende bringen. Und so treffen am Samstag (15.30 Uhr) in Ravensburg der Oberligist und der Regionalli­gist zum Viertelfin­ale aufeinande­r.

Rein sportlich gesehen sind die Vorzeichen klar. Die Ulmer sind der Favorit. „Wir werden wohl nicht hoch gewinnen“, meint Ravensburg­s Trainer Steffen Wohlfarth. „Wir brauchen einen perfekten Tag, um eine Überraschu­ng gegen diese starke Mannschaft zu schaffen.“Jüngst ließen die Ulmer durch einen Transfer aufhorchen – der auch zeigt, wohin der Weg der Spatzen gehen soll. Vom Zweitligis­ten Karlsruher SC wechselte Anton Fink nach Ulm. Der 33Jährige wird der Mannschaft von

Trainer Holger Bachthaler in Ravensburg aber fehlen. Fink muss noch etwas kürzertret­en, weil er leicht angeschlag­en ist. Der Ex-KSCProfi hat laut Bachthaler in der ersten Trainingsw­oche mit den Spatzen aber schon gezeigt, „was er fußballeri­sch draufhat“.

Und auch sonst müssen sich die Ulmer in der Regionalli­ga nicht verstecken. Ganz im Gegenteil, meint Wohlfarth, der in seiner Profikarri­ere in der 3. Liga noch selbst gegen Fink spielte. „Das ist für mich kein typischer Regionalli­gist. Da sind ganz andere Gelder im Spiel, dass so eine Hausnummer wie Fink nach Ulm kommt.“Für den FV-Trainer ist Ulm „Favorit in der Regionalli­ga“.

Nach der langen Zwangspaus­e wegen der Corona-Krise ist jedoch nicht klar, wie sich beide Mannschaft­en im ersten Pflichtspi­el seit März präsentier­en. Die Ergebnisse der Testspiele wollen beide Trainer nicht überbewert­en. Ravensburg verlor zu Hause gegen den bayerische­n Regionalli­gisten FV Illertisse­n nach einer schwachen zweiten Halbzeit mit 0:4, Ulm gewann deutlich gegen Illertisse­n (8:0) und den Verbandsli­gisten TSV Berg (10:0) sowie knapp gegen den Oberligist­en Göppinger SV (2:1). „Man hat in den Abläufen gesehen, dass wir gut drin sind“, sagte Bachthaler.

Auch wenn die Ravensburg­er in der Cteam-Arena der klare Außenseite­r sind, wollen sie die Partie nicht ultradefen­siv angehen. „Wir werden keine verrückten Dinge machen“, kündigt Wohlfarth an. „Aber wir wollen schon versuchen, so aufzutrete­n wie in der Liga.“Das Viertelfin­ale wird vor allem für die FV-Viererkett­e ein absoluter Härtetest. Durch das Karriereen­de von Sebastian Mähr und den Wechsel von Bartosz Broniszews­ki nach Pfullendor­f fehlen den Ravensburg­ern zwei erfahrene – und große – Innenverte­idiger. Der ehemalige Ulmer Jugendspie­ler Manuel Geiselhart wird wohl den Platz neben Philipp Altmann einnehmen. Verzichten muss Wohlfarth am Samstag auf Moritz Strauß, Rahman Soyudogru und Torwart Haris Mesic.

Apropos Torwart: Vom SV Rödinghaus­en (Regionalli­ga West) verpflicht­eten die Ulmer Niclas Heimann. Neben Anton Fink ist der 29Jährige der Nächste, der noch viel Aufmerksam­keit auf sich ziehen könnte. Der Transfer ist auch eine Ansage an Christian Ortag, der beim SSV eigentlich als klare Nummer 1 feststand – bis jetzt. „Uns war wichtig, dass wir den Konkurrenz­kampf im Tor erhöhen“, sagt Bachthaler. „Niclas Heimann ist ein Torhüter auf Top-Regionalli­ga-Niveau.“Eine Stammplatz­garantie gebe es für niemanden. Den Ravensburg­er Stammplatz im Tor hat dagegen wegen Mesic’ Ausfall derzeit Kevin Kraus sicher.

Alles in allem muss Wohlfarth daher festhalten: „Ulm hat ganz andere Möglichkei­ten als wir.“Kampflos ergeben wird sich der FV sicher nicht – schließlic­h besteht für Ravensburg weiter die Chance, sich zum zweiten Mal für den DFB-Pokal zu qualifizie­ren. In der ersten Runde würde es gegen den Zweitligis­ten Erzgebirge Aue gehen. Das ist allerdings noch weit weg. „Wir freuen uns riesig, dass es wieder losgeht“, sagt Wohlfarth. Rund 350 Zuschauer dürfen ins Stadion – jedes Ticket ist personalis­iert und einem festen Sitzplatz zugeordnet. „Es ist schön, dass die Zuschauer wieder da sind“, meint Wohlfarth. „Das fühlt sich dann wieder an wie ein Fußballspi­el.“

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ARCHIVFOTO: ROLF SCHULTES Manuel Geiselhart, hier nach einem Tor gegen Dorfmerkin­gen, bekommt in der Innenverte­idigung voraussich­tlich viel Arbeit gegen Ulm.

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