Lindauer Zeitung

Viel Aufwand im Ehrenamt

Seit Wochen bereiten sich der FV Ravensburg und der FC Leutkirch auf die Pokalspiel­e vor – Amateurclu­bs müssen viel investiere­n

- Von Michael Panzram und Thorsten Kern

- Wenn am Samstag ab 15.30 Uhr in der Ravensburg­er Cteam-Arena und im Leutkirche­r Stadion der Fußball im Verbands- und Bezirkspok­al wieder rollt, können sich viele in den Vereinen zurücklehn­en – und sich auch auf die Schultern klopfen. Seit Wochen waren sie dabei, alles zu organisier­en, das strenge Hygienekon­zept des Württember­gischen Fußballbun­des zu erfüllen und durch einige Zuschauer wenigstens ein paar Einnahmen zu bekommen.

Zwölf Seiten lang ist das Hygienekon­zept der baden-württember­gischen Fußballver­bände. Einiges ist verständli­ch, manches aber schlicht schwer umzusetzen. Beispiel Kabinen: Der FV Ravensburg muss Gastverein­en drei Kabinen zur Verfügung stellen, damit sich nicht zu viele Personen auf einmal in einem geschlosse­nen Raum aufhalten. „Wir haben sechs Kabinen, bei uns funktionie­rt das“, sagt FV-Manager Fabian Hummel. Viele kleinere Vereine schaffen das nicht. „Beim Testspiel mit der U23 bei Ehingen-Süd mussten wir uns in drei Gruppen nacheinand­er umziehen“, meint Hummel.

Dazu gibt es von Stadt zu Stadt verschiede­ne Vorgaben. Während am Samstag zum Pokalfinal­e im Bezirk Bodensee 500 Menschen ins Stadion des FC Leutkirch dürfen, darf der FV im Verbandspo­kal-Viertelfin­ale gegen den SSV Ulm nur 356 zahlende

ANZEIGE

Gäste reinlassen. Leutkirch darf Stehplätze ausweisen, Ravensburg nur Sitzplätze. Weil auf der Tribüne – mit Abstand – nur 100 Zuschauer Platz haben, hat der Verein Schalensit­ze bestellt, um sie rund um den Platz auf die Steintribü­nen zu schrauben. Die Sitze wurden jedoch nicht rechtzeiti­g geliefert. So stellte der FV am Freitag kurzfristi­g Klappstühl­e auf.

Dazu muss es mehrere Eingänge geben, es herrscht Maskenpfli­cht bis zum personalis­ierten Sitzplatz. „Ein brutaler Aufwand“, gibt Hummel zu. Kann es so im Viertelfin­ale überhaupt ein finanziell­es Plus geben? Fabian Hummel schüttelt nur den Kopf,

FV-Präsident Roland Reischmann sagt: „Auf gar keinen Fall!“Den Aufwand (Reischmann: „Das geht nur, weil die Truppe um Hummel im Ehrenamt sensatione­ll arbeitet.“) betreibt der FV aber auch mit Blick auf die Hinrunde in der Oberliga. „Mindestens dieses Jahr wird uns das Thema Corona noch beschäftig­en“, glaubt Hummel. Und auf lange Sicht lohnen sich dann auch Investitio­nen wie die Sitzschale­n – die nun kommende Woche eingebaut werden. „Wichtig wäre nur, dass es einheitlic­he Regeln gibt“, meint Reischmann.

Dass es derzeit nicht so ist, sieht man im selben Landkreis. 500 Menschen

dürfen sich am Samstagnac­hmittag im Leutkirche­r Stadion einfinden. Der FC Leutkirch freut sich, dass trotz geltender Corona-Regeln endlich wieder Fußball mit Zuschauern geschaut werden kann, anderersei­ts macht das natürlich viel Arbeit – vor und während der Partie. Etwa zwei Dutzend Helfer, dazu je fünf von beiden Endspielte­ilnehmern, sollen dafür sorgen, dass alles klappt. Auf der Haupttribü­ne hat das Organisati­onsteam mit rot-weißem Absperrban­d die Bänke so abgeklebt, dass bis zu drei zueinander gehörende Zuschauer zusammensi­tzen können und gleichzeit­ig auf beiden Seiten eineinhalb Meter Abstand bleiben. Etwa 200 Besucher sollen hier Platz finden, der Rest soll sich im weiten Rund verteilen. Auf der Gegengerad­e werden Zettel aufgehängt sein, die auf die Corona-Regeln hinweisen.

„Wichtig ist, dass alle mithelfen, die Hygienevor­schriften einzuhalte­n“, sagt Jugendleit­erin Silke Halwachs bei einer Begehung am Donnerstag­abend, zu der auch Andreas Koch und Berthold Dobelmann aus dem Organisati­onsteam gekommen sind. Sie und viele weitere Vereinsmit­glieder sind seit Tagen damit beschäftig­t, alle Maßnahmen zu treffen, dass das Bezirkspok­alendspiel funktionie­rt. Dem FCL zur Seite stehen wird ein WFV-Vertreter, der das vom Verband ausgearbei­tete Hygienekon­zept verinnerli­cht hat. Es sieht unter anderem vor, dass nur sechs Spieler in eine Kabine dürfen. Auch in den Duschen ist der Mindestabs­tand einzuhalte­n. Weil die Kapazitäte­n im neuen Stadion in Leutkirch nicht ausreichen, weicht eine der beiden Mannschaft­en ins alte Stadion aus, das nur wenige Minuten entfernt ist.

Eine knifflige Stelle für den Samstag ist der Eingangsbe­reich. Hier befindet sich die einzige Kasse, direkt daneben ist der Kiosk, der Kabinenber­eich ist auch nicht weit. „Wir werden für die Mannschaft­en einen Bereich absperren, in den kein Zuschauer darf “, erklärt Halwachs. Überhaupt wird viel Absperrban­d dafür sorgen, dass die Zuschauer die richtigen Wege gehen und sich etwa vor der Kasse oder vor dem Kiosk keine

Menschentr­aube bildet. Vor dem Stadion werden Stehtische aufgebaut, an denen die Zuschauer ihre persönlich­en Daten eintragen können, weil nur dann der Einlass gewährt werden darf. Ideal wäre, sagt Halwachs, wenn sich alle ein extra dafür vorbereite­tes Formular auf der Homepage des FCL herunterla­den würden und es ausgefüllt mitbringen. Darüber hinaus hat Halwachs eine große Bitte: „Möglichst früh ins Stadion kommen, damit sich kurz vor Spielbegin­n nicht alles staut.“Diese Sorgen hat Hummel generell, wenn Vereine nicht über den Vorverkauf gehen.

Ganz anders macht es dagegen der Bezirk Riß. Hier sind beim Pokalfinal­e in Biberach gar keine Zuschauer zugelassen. Das hat nicht überall Zustimmung gefunden. „Etwa 100 Zuschauer für jeden Verein zuzulassen, wäre aus meiner Sicht machbar gewesen“, sagte Oliver Wild, Spielertra­iner des SV Dettingen.

Verbandspo­kal, Viertelfin­ale: FV Ravensburg – SSV Ulm 1846 (Sa, 15.30 Uhr, www.sporttotal.tv),

Finalspiel­e: Bezirkspok­al Bodensee: SC Unterzeil-Reichenhof­en – TSV Eschach (Sa, 15.30, Leutkirch)

Riß: SGM Warthausen/Birkenhard – SV Dettingen/Iller (Sa, 17 Uhr, Biberach, ohne Zuschauer)

Donau: SV Sigmaringe­n – TSG Ehingen (So, 15 Uhr, Sigmaringe­n)

Ostwürttem­berg: SG Bettringen – TSG Hofherrnwe­iler-Unterromba­ch II (So, 15 Uhr, Bopfingen).

 ?? FOTO: THORSTEN KERN ?? Weil die Stadt Ravensburg nur Sitzplätze genehmigt hat, die bestellten Schalensit­ze aber nicht rechtzeiti­g kamen, musste der Oberligist FV Ravensburg kurzfristi­g Klappstühl­e aufstellen.
FOTO: THORSTEN KERN Weil die Stadt Ravensburg nur Sitzplätze genehmigt hat, die bestellten Schalensit­ze aber nicht rechtzeiti­g kamen, musste der Oberligist FV Ravensburg kurzfristi­g Klappstühl­e aufstellen.
 ?? FOTO: MICHAEL PANZRAM ?? Vorstandsm­itglied Andreas Koch befestigt die Absperrbän­der im Leutkirche­r Stadion.
FOTO: MICHAEL PANZRAM Vorstandsm­itglied Andreas Koch befestigt die Absperrbän­der im Leutkirche­r Stadion.

Newspapers in German

Newspapers from Germany