Lindauer Zeitung

Handgemach­te Italo-Küche im Herzen der Stadt

- Von Erich Nyffenegge­r

Kommen wir schnell zum Unerfreuli­chen, dann haben wir’s hinter uns: Wenn zur Gesamtbeur­teilung eines Restaurant­s auch das Verhalten und die Fürsorge eines Kellners für seine Gäste in Zeiten von Corona gehören, dann gibt es für eine männliche Bedienung im Da Giuseppe am Ravensburg­er Marienplat­z einen deutlichen Abzug in der B-Note, um es freundlich zu formuliere­n: Nicht nur, dass er einen ihm offenbar bekannten Gast demonstrat­iv umarmt, auch zwei jungen Frauen, die des Weges kommen, streckt er die Hand hin, welche die überrumpel­ten Damen schütteln. Seine Maske hängt dabei natürlich konsequent auf halbmast unterm Kinn. Kurz gesagt:

Das muss wirklich nicht sein, gerade wenn man im Hinterkopf behält, dass Italien besonders hart von der Pandemie betroffen ist.

Zum Glück gibt es neben diesen unerfreuli­chen Szenen auch viel Positives vom Besuch des Restaurant­s am Rande der Altstadt zu berichten. Zu Beginn ein reichlich gefüllter Teller mit bunten Vorspeisen: gegrilltes Gemüse, etwas roher Schinken, vollreife Melone, Salami, Tomate und Mozzarella sowie ein paar Oliven. Bis auf die Tatsache, dass das Olivenöl vergessen wurde und zu einem Land, das gänzlich von Meer umschlosse­n ist, natürlich auch Fisch und Meeresfrüc­hte zu den Antipasti gehören, sicher kein Reinfall. Köstlich dazu: kleine Brotpralin­en aus Pizzateig, knusprig und noch ofenwarm. Sehr schön und besonders knusprig-rustikal präsentier­t sich dann auch die Pizza Margherita, die über ausgesproc­hen viel Aroma im Teig verfügt, der am Rand luftig aufgegange­n ist. Der Belag verbindet Käse und Tomatensoß­e zu einer klassische­n Melange aus fruchtigem Wohlgeschm­ack.

Über die leckere Saltimbocc­a alla romana, die zarten Kalbsschni­tzel mit rohem Schinken und Salbei, lässt sich ebenso wenig ein schlechtes Wort verlieren, ganz im Gegenteil: Das Fleisch ist zwar dünn, aber hat genug Substanz, um noch schön saftig zu sein. Der etwas zu dick geschnitte­ne Schinken sorgt in Verbindung mit dem Salbei dafür, dass der mit Weißwein und Butter gezogene Bratensaft mit opulenter Aromatik glänzen kann. Aus verschiede­nen Beilagen kann dazu frei gewählt werden – die bestellten Pommes Frites passen ausgezeich­net dazu. Den raschen und zuvorkomme­nden Service am Tisch erledigt übrigens ein anderer und rücksichts­vollerer Kellner.

Die insgesamt sehr gelungene Mahlzeit beschließt eine ebenso solide wie sahnige Panna Cotta im Gläschen, gekrönt von einer fruchtigen Beerenschi­cht. Süß-säuerliche Aromen und cremige Textur halten dabei eine schöne Balance. Sowohl außen, unter der natürliche­n Beschattun­g grüner Bäume, wie auch innen mit gepflegtem Mobiliar hat das Da Giuseppe alles, was es braucht, um sich im Lichte mediterran­er Gelassenhe­it richtig wohlzufühl­en.

Nach einer kleinen Corona-Nachschulu­ng des etwas zu gelassenen Kellners ist das Restaurant rundum eine gute Empfehlung für handgemach­te und unkomplizi­erte italienisc­he Küche.

Ristorante Pizzeria Da Giuseppe Marienplat­z 1

88212 Ravensburg

Telefon 0751-180895654 www.giuseppe-ravensburg.de Geöffnet täglich ab 11.30 Uhr durchgehen­d bis 23 Uhr. Hauptgeric­hte 6,70-21,90 Euro.

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO: NYF Unkomplizi­erte italienisc­he Küche: Saltimbocc­a alla romana, Kalbsschni­tzel mit Salbei und Schinken.
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