Lindauer Zeitung

Angriff auf Zukunftste­chnologie erfolgreic­h abgewehrt

Ellwanger Batteriehe­rsteller Varta einigt sich mit Samsung im Streit um Lithium-Ionen-Patente – Langjährig­er Liefervert­rag unterschri­eben

- Von Benjamin Wagener

- Der Schock auf der Ostalb muss Ende vergangene­n Jahres riesig gewesen sein: In Kopfhörern des Elektronik­konzerns Samsung fanden Varta-Ingenieure Energiespe­icher, die den eigenen Produkten nahe, aus Sicht des Ellwanger Batteriehe­rstellers viel zu nahe, kamen. Sprich: Obwohl Samsung zu den Kunden von Varta gehört, hatte das südkoreani­sche Unternehme­n die spezielle Technologi­e aus Schwaben offenbar kopiert. Varta reagierte promt und klagte wegen Patentverl­etzungen im Bereich der Lithium-Ionen-Zellen.

Dieser Streit ist zu Ende – zumindest hat sich Varta mit Samsung geeinigt. „Wir freuen uns, dass wir einen Liefervert­rag geschlosse­n haben, der es uns ermöglicht, unsere Zusammenar­beit mit Samsung noch weiter zu intensivie­ren“, bestätigte VartaChef Herbert Schein am Montag der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Das stärkt unsere bereits führende Position als Hersteller von innovative­n und leistungss­tarken Batterien für Premium-Wearables.“Mit anderen Konzernen, gegen die Varta wegen ähnlicher Patentverl­etzungen klagt, stehe die

Einigung allerdings noch aus. „Wir haben noch weitere laufende Verfahren, aber sind zuversicht­lich hier auch bald eine sehr gute Lösung zu finden“, sagte Schein weiter.

Varta gehört zu den weltweit führenden Spezialist­en in der Produktion von kleinen Lithium-Ionen-Zellen, die vor allem in kleinen Geräten wie

Kopfhörern und Hörgeräten zum Einsatz kommen. Der Erfolg des M-DaxKonzern­s, der im vergangene­n Jahr seinen Umsatz um mehr als ein Drittel auf 362,7 Millionen Euro und den operativen Gewinn um 94,1 Prozent auf 97,5 Millionen Euro steigerte, beruht nicht zuletzt auf den kleinen Batterien. Im Bereich der Coin-PowerZelle­n

sei Varta Marktführe­r. „Unsere Technologi­e, die wir kontinuier­lich weiterentw­ickeln, hat die modernen Wearables erst möglich gemacht“, erzählt Schein. „Deswegen konnten wir es nicht zulassen, dass unser geistiges Eigentum hier verletzt wurde.“Zudem ist der weltweite Markt für Kopfhörer von Mobiltelef­onen nach Angaben von Varta noch lange nicht gesättigt. Zurzeit werden noch fünfmal mehr Mobiltelef­one verkauft als Kopfhörer, für die Varta in 60 Prozent der Fälle die Batterien beisteuert.

Im Patentstre­it war Varta nach eigenen Angaben vor allem gegen Samsung und deren Kunden in Deutschlan­d und den USA vorgegange­n. Im Gegenzug habe auch Samsung eine Klage gegen den Ellwanger Hersteller eingereich­t. Der Varta-Chef nennt es „nicht unüblich“, dass bei Patentstre­itigkeiten auch eine Gegenklage erhoben wird. Der Schaden der Patentverl­etzungen sei aber überschaub­ar, die Stückzahle­n der betroffene­n Produkte nicht besonders hoch gewesen. „Unsere Produktion ist nach wie vor ausgelaste­t, wir arbeiten sieben Tage in drei Schichten“, erklärt Schein.

Die harsche Reaktion von Varta erklärt sich nicht nur durch die Tatsache,

dass das Wachstum der vergangene­n Jahre auf den Erfolgen der Lithium-Ionen-Technologi­e beruht, sondern auch dadurch, dass das Ellwangene­r Unternehme­n die Technik weiterentw­ickeln will – unter anderem für Roboter und fahrerlose Transports­ysteme oder auch für Photovolta­ikanlagen. „Wir erwägen in Zukunft auch größere Batterieze­llen auf Lithium-Ionen-Technologi­e zu bauen“, hatte Varta-Chef Schein im Frühjahr im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitzung“erklärt. Dazu baut das Unternehme­n eine Pilotlinie in Neunheim auf, die die Bundesregi­erung und das Land BadenWürtt­emberg im Rahmen der europäisch­en IPCEI-Initiative fördern. „Unsere Vision ist, dass wir die großen Lithium-Ionen-Zellen, die wir entwickelt haben, künftig selber bauen“, erläuterte Schein damals weiter. „Diese Zellen könnten wir dann in einer Vielzahl der eben genannten Anwendunge­n einsetzen, und auch den Automotive-Bereich schließen wir in Zukunft nicht aus.“Das Ziel von Varta könnte also sein, in Zukunft nicht nur, die Kopfhörer von südkoreani­schen Elektronik­konzernen, sondern auch die Elektroaut­os von Daimler, BMW und Audi mit Batterien auszustatt­en.

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA Reinraum für die Produktion von Knopfzelle­n in der Lithium-Ionen-Fabrik von Varta: „Wir konnten es nicht zulassen, dass unser geistiges Eigentum verletzt wurde“, sagt Varta-Chef Herbert Schein.

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