Eine Baustelle auf 1844 Meter Höhe
Kemptner Hütte wird für 4,5 Millionen Euro saniert, soll aber ihren Charakter behalten
(az/bb) Auf der Kemptner Hütte südlich von Oberstdorf haben die Bauarbeiten begonnen. Die Hütte der Sektion AllgäuKempten des Deutschen Alpenvereins (DAV) soll innerhalb von zwei Jahren saniert werden, ohne dass der ursprüngliche Charakter als einfache Bergsteigerunterkunft verloren geht. Deshalb wird auch die Kapazität von 289 Schlafplätzen nicht erhöht. Für das Projekt hat die Sektion insgesamt 4,35 Millionen Euro bewilligt.
Mitte Juli hat die Einrichtung des Baulagers und der Transport der Baumaschinen auf die 1844 Meter hoch gelegene Hütte begonnen. Dabei wurden wegen der hochalpinen Lage Baumaschinen und Material nach oben geflogen. Eine besondere technische und logistische Herausforderung war das Errichten des Baukrans, der aus etlichen Einzelteilen oben mit Hilfe eines Hubschraubers erst zusammengebaut werden musste. Inzwischen ist bereits das Nebengebäude abgerissen.
TRAUERANZEIGEN
Die Sanierungsarbeiten auf der Kemptner Hütte werden sich über die Jahre 2020 und 2021 erstrecken. „Am Ende wartet dann eine völlig neue und moderne Kemptner Hütte auf die Gäste“, sagt Matthias Keller von der DAV-Sektion Allgäu-Kempten. Dabei werde die Hütte aber ganz bewusst nicht erweitert, sondern nur maßvoll saniert. So werden zwar die Waschräume erweitert, die jetzigen Duschen aber rückgebaut. Auf „TalLuxus“wie WLAN oder Steckdosen in den Zimmern wird auch weiterhin ganz bewusst verzichtet.
Die Sanierung sei laut Keller dringend erforderlich geworden, nachdem die Hütte schon über mehrere Jahre nicht mehr wirklich mit der Frequentierung habe mithalten können. Für das Jahr 2015 zum Beispiel berichtete Wirtin Gabriele Braxmair über mehr als 21 000 Übernachtungen – und damit über so viele, wie es noch nie auf einer DAV-Hütte in einer Sommersaison gegeben hat.
Wegen des enorm großen Zulaufs brauchte es dringend weitere Küchenund Lagerkapazitäten für Speisen und Getränke, Wohn- und Sozialräume für das Personal, größere Waschräume und ein Update der Brandschutzmaßnahmen. Auch die verschachtelte und unübersichtliche Hüttenstruktur, die sich über die Jahrzehnte durch immer neue Anbauten ergeben hatte, wird im Zuge der Sanierung bereinigt.
Die Auswirkungen auf den regulären Hüttenbetrieb werden in diesem Jahr überschaubar bleiben: Wegen der Corona-Krise musste die Auslastung der Hütte in dieser Saison ohnehin reduziert werden – die fehlenden Schlafplätze würden daher nicht ins Gewicht fallen. Lediglich auf etwas „Baustellenfeeling“tagsüber müssten sich Hüttengäste derzeit einstellen, blickt Keller voraus. Auf dem Fahrweg in die Spielmannsau und zum Baulager werde es allerdings immer wieder Baustellenverkehr mit Lkw geben. Deshalb bittet die Sektion alle Wanderer und Biker um Verständnis und empfiehlt, alternative Radoder Fußwege zu benutzen.
Wenn alles nach Plan läuft und schlechtes Wetter, ein früher Wintereinbruch oder unvorhergesehene Vorkommnisse nicht dazwischenkommen, soll die Kemptner Hütte im Laufe der Saison 2021 wieder den regulären Betrieb aufnehmen. Die Wiedereröffnung soll dann in die Feier zum 150-jährigen Sektionsjubiläum eingebettet werden.
Die Kemptner Hütte war 1891 eröffnet und im Laufe der Zeit mehrmals erweitert worden, zuletzt 1991. Das alpine Schutzhaus liegt am Heilbronner Weg. Sie ist Startpunkt der beliebten Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran. Von ihr aus können der höchste Berg der Allgäuer Alpen, der Große Krottenkopf (2656 Meter), und die Mädelegabel (2645 Meter) jeweils in etwa drei Stunden bestiegen werden.