Lindauer Zeitung

Mission Nichtabsti­eg hat begonnen

Aufsteiger VfB Stuttgart startet mit dem viertjüngs­ten Team in die Bundesliga-Saison

- Von Jürgen Schattmann

- Unglaublic­he 35 000 Zuschauer wohnten am Montag dem Auftakttra­ining des neuen FußballErs­tligisten VfB Stuttgart bei, der fünfmalige Meister darf also stolz behaupten: Die Fanbase stimmt. Allerdings befanden sich die Fans bloß vor ihrem Laptop und Handy und beäugten ein Facebook-Video, real zugegen waren exklusiv Spieler, Betreuer und jene Menschen, die den Livestream betreuten. Vor einem Jahr waren noch 4500 Fans vor Ort gewesen, um die ersten Leibesübun­gen wie Jonglieren oder „Eckle macha“, wie das Vier gegen Zwei auf schwäbisch genannt wird, zu begutachte­n, trotz des damaligen Abstiegs. Willkommen also in CoronaZeit­en und zur ersten Profisaiso­n, die, wenn es dumm läuft, komplett ohne Zuschauer stattfinde­n könnte.

Dennoch waren die Protagonis­ten froh, wieder ihrer Arbeit nachgehen zu dürfen. „Extreme Vorfreude und Optimismus“verspüre er, sagte Trainer Pellegrino Matarazzo. Und wenn es nach Sven Mislintat geht, könnte es offenbar schon jetzt losgehen, nicht erst in sechs Wochen respektive fünf, wenn man die DFB-Pokal-Runde hinzuzählt. Der hervorrage­nd gebräunte Sportdirek­tor ist zufrieden mit den Neuzugänge­n und mit seiner bisherigen Arbeit in der Sommerpaus­e, die für Experten ja die wichtigste Zeit überhaupt ist in so einer Saison. Dann gilt es, die Guten ins Töpfchen zu tun und die Schlechten im Zweifel ins Kröpfchen, also: sich zu verstärken.

Viel muss da aus Mislintats Sicht nicht mehr passieren. „Wenn wir es uns aussuchen dürften, können wir heute aufhören. Dann hätten wir uns gut verstärkt“, sagte der 47-Jährige, der zwei neue Verteidige­r begrüßen durfte – Waldemar Anton und Konstantin­os Mavropanos – und einen weiteren Neuzugang: Mittelfeld­spieler Erik Thommy nämlich, der in Düsseldorf gute Leiharbeit leistete. Auch der lang verletzte Wiener Mittelstür­mer Sasa Kalajdzic (24) ist quasi ein Neuer. Ob das schon ausreicht für den Klassenerh­alt, „unser einziges Ziel“, wie Mislintat betont? Vier, fünf Hochkaräte­r hatten die Stuttgarte­r Ex-Weltmeiste­r Guido

Buchwald und Thomas Berthold gefordert, sonst sei der VfB nicht konkurrenz­fähig, bloß: Das Geld ist eben nicht da. Sollte der wechselwil­lige Stürmer Nicolas Gonzalez noch gehen, könnte sich das ändern. Als Alternativ­e wird bereits der Nigerianer Peter Olayinka gehandelt (24), Torjäger von Slavia Prag.

Noch allerdings ist es nicht so weit: „Fakt ist: Ein Angebot ist nicht da“, sagte der Sportchef. „Fakt ist auch: Wir müssen nicht verkaufen.“Und so lange keiner der Interessen­ten – angeblich Dortmund, Neapel und Leeds United – die geforderte­n 20 Millionen Euro bietet, planen Matarazzo und seine neuen Co-Trainer Peter Perchtold und Michael Kammermeye­r mit dem argentinis­chen Nationalsp­ieler. „Ich gehe davon aus, dass er bleibt“, sagte Matarazzo.

Am Freitag wird der Trainer erfahren, auf wen der VfB in sechs Wochen zum Auftakt trifft. Es wird das erste Erstligasp­iel werden für den 42-Jährigen, der der entscheide­nde Mann sein dürfte in Liga eins. Schafft Matarazzo es, das Zukunftspo­tenzial des viertjüngs­ten Bundesliga­teams (24,3 Jahre im Schnitt) zu heben? Der Kaderwert des VfB wird derzeit mit 75 Millionen Euro taxiert. Damit ist er Liga-16., immerhin vor Union Berlin und Bielefeld, allerdings waren jene Clubs den Stuttgarte­n in puncto Kompakthei­t zuletzt um einiges voraus. Die Ansage von Matarazzo klang immerhin forsch: „Ich gehe jede Aufgabe mit Vollgas und mutig an. Wir wollen dominant auftreten und dem Gegner weh tun.“

Sein erstes Testspiel bestreitet der VfB am Samstag (11 Uhr) gegen Zweitligis­t Sandhausen, vom 22. bis 28. August steht das Trainingsl­ager in Kitzbühel an. Dass die 32-MannTruppe dann noch so groß ist wie jetzt, ist eher unwahrsche­inlich. Mislintat sagt: „Sicher werden wir noch Fluktuatio­n im Kader haben.“

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FOTO: TOM WELLER/DPA Wenn der VfB gegen den VfB spielt: Stuttgarts Mateo Klimowicz (vorn) beharkt sich mit Eigengewäc­hs Lilian Egloff.

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