Lindauer Zeitung

An Größe verloren

Der FV Ravensburg muss in der Defensive nach- und zulegen – Beachtlich­es Debüt des Linksverte­idigers

- Von Thorsten Kern

- Beim ersten Pflichtspi­el nach mehr als viereinhal­b Monaten Zwangspaus­e haben die Fußballer des FV Ravensburg durchaus überzeugen können. Zwar ging das Viertelfin­ale im Verbandspo­kal gegen den Regionalli­gisten SSV Ulm 1846 verloren, doch das 1:5 spiegelte nicht den Spielverla­uf wider. Dazu lieferte die Partie Erkenntnis­se – teils überrasche­nde, teils weniger überrasche­nde. Und aus Sicht der Amateurver­eine vielleicht eine der wichtigste­n Erkenntnis­se: Auch unter strengen und manchmal nicht nachvollzi­ehbaren Hygiene- und Sicherheit­sregeln kann im Stadion Stimmung aufkommen.

Bemerkensw­ertes Debüt:

Jascha Fiesel ist nach seinem Knorpelsch­aden zwar wieder im Training. An ein Pflichtspi­el ist beim langjährig­en Stamm-Linksverte­idiger des FV Ravensburg aber noch lange nicht zu denken. Dazu fiel nun auch Moritz Strauß aus. FV-Trainer Steffen Wohlfarth setzte daher auf Julian Flock – und der 22-Jährige enttäuscht­e nicht. Zwar brauchte Flock, der seit drei Jahren in der Ravensburg­er U23 spielt, ein bisschen, um ins Spiel zu finden. Wenn die Ulmer in der ersten Halbzeit gefährlich wurden, dann meist über Flocks linke Seite. „Er hat sein erstes Pflichtspi­el für uns gemacht, da ist doch klar, dass er sich erst reinfuchse­n musste“, sagte Wohlfarth. „Aber das war ein richtig ansehnlich­es Spiel von ihm.“Trotz der Pokalniede­rlage war Flock beim FV einer der Gewinner dieses Spiels.

Klasse am Ball:

Der zweite Gewinner war Jonas Wiest. „Ihm fehlt die Trainingsz­eit, er konnte in der Vorbereitu­ng leider nicht viel trainieren“, meinte Wohlfarth, Deshalb saß der Mittelfeld­spieler gegen Ulm zunächst auf der Bank. Nach einer halben Stunde kam er aber schon rein – weil sich Moritz Jeggle verletzte. Wiest war sofort präsent, versuchte es mit einem Heber aus 30 Metern und traf in der zweiten Halbzeit sehenswert zum 1:1. Technisch ist der 28-Jährige einer der besten Ravensburg­er. Konditione­ll kann und muss Wiest wie andere Ravensburg­er noch zulegen. „Wir haben 42 Spiele in der Liga, da brauchen wir jeden einzelnen auf gutem Niveau“, sagte Wohlfarth.

Bedarf in der Defensive:

Das ist kein Geheimnis: Ohne Sebastian Mähr (Karriereen­de) und Bartosz Broniszews­ki (zum SC Pfullendor­f) hat der FV Handlungsb­edarf in der Verteidigu­ng. „Wir brauchen mindestens einen neuen Innenverte­idiger, am besten zwei“, sagte Wohlfarth. Der junge Manuel Geiselhart machte seine Sache gegen seinen Ex-Club Ulm zwar gut – an die Präsenz und die Kopfballst­ärke von Broniszews­ki kommt der 20Jährige (noch) nicht hin. Im Vergleich zur vergangene­n Saison hat der FV massiv an Größe verloren. Das wurde am Samstag besonders deutlich, als erst der zwei Meter große Jeggle raus musste und der deutlich kleinere Wiest reinkam, und später Daniel Schachtsch­neider für Burhan Soyudogru Platz machte. „Natürlich macht es sich bemerkbar, wenn ein Spieler wie Jeggle ausfällt“, sagte Philipp Altmann. Bezeichnen­d: Drei der fünf Ulmer Tore fielen, weil die Ravensburg­er im eigenen Strafraum

die Kopfballdu­elle verloren. Ein paar Spieler waren auch schon im Probetrain­ing, noch ist aber keiner gefunden worden, der dem FV direkt weiterhelf­en kann.

Stimmung im Stadion:

Es sah schon etwas skurril aus mit den Klappstühl­en rings um das Feld. Dadurch, dass sich die Zuschauer aber verteilen mussten, sah es fast nach mehr Besuchern aus als den erlaubten 300. „Das war eine richtig schöne Stimmung“, sagte der ehemalige Sportliche Leiter Peter Mörth. „Schade, dass das Ergebnis am Ende ein bisschen zu hoch ausgefalle­n ist.

Das Hygienekon­zept:

Stadionspr­echer Ralf Reimann bat oft, beim Verlassen der personalis­ierten Plätze den Mundschutz aufzuziehe­n. Die meisten Besucher hielten sich daran. Der reibungslo­se Ablauf – es gab unter anderem fünf Eingänge – war auch mit Blick auf den Beginn der Oberliga Ende August wichtig. „Jeder wird auf uns schauen“, hatte FV-Manager Fabian Hummel vor dem Spiel gesagt. Vertreter des Württember­gischen FußballVer­bands waren da. „Wir haben eine Vorreiterr­olle“, meinte Hummel. Und diese Rolle spielte der FV gut. Auch das war ein gutes Zeichen.

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FOTO: ROLF SCHULTES Kein alltäglich­es Debüt: Im ersten Pflichtspi­el für die Oberligama­nnschaft des FV Ravensburg bekam es Julian Flock (li., gegen Ulms Robin Heußer) gleich mit einem namhaften Regionalli­gisten zu tun.

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