Kleine Schritte
Es ist absolut nachvollziehbar, dass sich die 36 Vereine der Deutschen Fußball Liga (DFL) für eine Rückkehr der Fans in die Stadien ausgesprochen haben. Denn die Alternative dazu hätte sehr wahrscheinlich geheißen, die gesamte nächste Bundesliga-Saison vor leeren Rängen spielen zu müssen. Bis zu einem Corona-Impfstoff wird sich die Lage nämlich nicht mehr entscheidend verbessern. Für den Profifußball hätte das bedeutet, den Kontakt zur Fanbasis endgültig und womöglich dauerhaft zu verlieren. Ein klug durchdachter Versuch, der natürlich sitzen muss, sei der DFL deshalb zugestanden.
Ebenso nachvollziehbar ist, dass die DFL hohe Auflagen vereinbart hat. Keine Gästefans, keine Stehplätze, kein Alkohol, personalisierte Eintrittskarten – angesichts der aktuellen Lage sind das alles logische Maßnahmen. Dass damit insbesondere die Ultras nicht zufriedenzustellen sein werden, ist verschmerzbar. Deren Forderung, entweder alle oder keinen ins Stadion zu lassen, zeigt zudem einmal mehr, dass eine konstruktive Diskussion zwischen Vereinen und den vermeintlich wichtigsten Fans nahezu unmöglich ist.
Es stand DFL-Boss Christian Seifert am Dienstag gut zu Gesicht, dass er die Vereinbarungen der Mitgliederversammlung geradezu demütig kommunizierte. Es schien, als ringe er um jedes seiner Worte, mit denen er die Beschlüsse der breiten Öffentlichkeit erklärte. Das ist – angesichts der wegen der Corona-Pandemie weiter extrem schwierigen Lage – mehr als angemessen. Kleine Schritte wolle die DFL gehen, sagte Seifert. Forderungen stellten die Vereine keine, schob er hinterher. Auch nicht, wie viele Fans womöglich wieder in welches Stadion dürfen. Die Entscheidung liege allein bei der Politik beziehungsweise den verantwortlichen Behörden.
Es bleibt zu hoffen, dass sich Seifert über den Tag hinaus daran erinnert, was er am Dienstag in den Vordergrund stellte: Es geht nicht um volle Stadien, sondern um die gesundheitliche Situation. Daran muss er sich in den kommenden Monaten messen lassen.