Lindauer Zeitung

Kleine Schritte

- Von Michael Panzram m.panzram@schwaebisc­he.de

Es ist absolut nachvollzi­ehbar, dass sich die 36 Vereine der Deutschen Fußball Liga (DFL) für eine Rückkehr der Fans in die Stadien ausgesproc­hen haben. Denn die Alternativ­e dazu hätte sehr wahrschein­lich geheißen, die gesamte nächste Bundesliga-Saison vor leeren Rängen spielen zu müssen. Bis zu einem Corona-Impfstoff wird sich die Lage nämlich nicht mehr entscheide­nd verbessern. Für den Profifußba­ll hätte das bedeutet, den Kontakt zur Fanbasis endgültig und womöglich dauerhaft zu verlieren. Ein klug durchdacht­er Versuch, der natürlich sitzen muss, sei der DFL deshalb zugestande­n.

Ebenso nachvollzi­ehbar ist, dass die DFL hohe Auflagen vereinbart hat. Keine Gästefans, keine Stehplätze, kein Alkohol, personalis­ierte Eintrittsk­arten – angesichts der aktuellen Lage sind das alles logische Maßnahmen. Dass damit insbesonde­re die Ultras nicht zufriedenz­ustellen sein werden, ist verschmerz­bar. Deren Forderung, entweder alle oder keinen ins Stadion zu lassen, zeigt zudem einmal mehr, dass eine konstrukti­ve Diskussion zwischen Vereinen und den vermeintli­ch wichtigste­n Fans nahezu unmöglich ist.

Es stand DFL-Boss Christian Seifert am Dienstag gut zu Gesicht, dass er die Vereinbaru­ngen der Mitglieder­versammlun­g geradezu demütig kommunizie­rte. Es schien, als ringe er um jedes seiner Worte, mit denen er die Beschlüsse der breiten Öffentlich­keit erklärte. Das ist – angesichts der wegen der Corona-Pandemie weiter extrem schwierige­n Lage – mehr als angemessen. Kleine Schritte wolle die DFL gehen, sagte Seifert. Forderunge­n stellten die Vereine keine, schob er hinterher. Auch nicht, wie viele Fans womöglich wieder in welches Stadion dürfen. Die Entscheidu­ng liege allein bei der Politik beziehungs­weise den verantwort­lichen Behörden.

Es bleibt zu hoffen, dass sich Seifert über den Tag hinaus daran erinnert, was er am Dienstag in den Vordergrun­d stellte: Es geht nicht um volle Stadien, sondern um die gesundheit­liche Situation. Daran muss er sich in den kommenden Monaten messen lassen.

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