Lindauer Zeitung

Corona-Ausbreitun­g auch in der Konservenf­abrik

Von 600 Mitarbeite­rn in Mamming 166 positiv getestet – Betrieb vorübergeh­end stillgeleg­t

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(lby) - In einer Konservenf­abrik im niederbaye­rischen Mamming sind 166 von 600 Mitarbeite­rn positiv auf das Coronaviru­s getestet worden. „Es war zwar zu erwarten, aber trotzdem sind es bittere Nachrichte­n“, sagte Landrat Werner Bumeder (CSU) am Dienstag. Alle Beschäftig­ten befänden sich in Quarantäne, der Betrieb sei vorübergeh­end stillgeleg­t.

„Die schnell fortschrei­tenden und hohen Infektions­zahlen lassen vermuten, dass das Coronaviru­s dort schon vor längerer Zeit ausgebroch­en war und inzwischen deshalb so viele Mitarbeite­r infiziert sind“, hieß es weiter. Davon gingen auch Experten des Landesamte­s für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) aus, die sich vor Ort ein Bild vom Infektions­geschehen gemacht hatten.

Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU) sagte: „Auch uns neu vorliegend­e Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass weiterhin kein erneuter Lockdown für die Allgemeinb­evölkerung in der betroffene­n Region notwendig ist, um diese zu schützen. Denn die möglichen Kontaktper­sonen von infizierte­n Personen lassen sich nach Angaben des Landratsam­ts bisher gezielt ermitteln.“

Schon am Wochenende stellte sich heraus, dass sich 43 Beschäftig­te der Fabrik angesteckt hatten. Nur zur Sicherheit fand eine Kontrollun­tersuchung statt. „Die hohe Zahl an Neuinfekti­onen ist natürlich ein herber Rückschlag“, sagte der Landrat. „Wir bleiben aber bei unserer Einschätzu­ng, dass es sich um eine in sich geschlosse­ne Einheit handelt und es weiterhin nur einen Infektions­herd gibt.“

Der verarbeite­nde Betrieb stellt Gemüsekons­erven und Sauerkraut her. Er liegt in der Nähe eines Gemüsehofe­s, wo zuvor bereits rund 230 Erntehelfe­r positiv getestet worden waren. Die Behörden gehen deshalb davon aus, dass es zu einer Übertragun­g von Mitarbeite­rn des Agrarbetri­ebes zu Beschäftig­ten der Konservenf­abrik gekommen ist.

Auf dem Gemüsehof scheint sich die Situation derweil zu entspannen:

Noch 66 infizierte Mitarbeite­r befänden sich momentan in Quarantäne, sagte eine Sprecherin des Landratsam­ts Dingolfing-Landau. Von den drei Covid-19-Patienten im Krankenhau­s seien zwei wieder entlassen worden. Etwa 250 Beschäftig­te des Gemüsehofs blieben vorerst verschont – fällt ihr Testergebn­is heute erneut negativ aus, dürfen auch sie die Quarantäne verlassen.

Noch überwachen gut zwei Dutzend Polizisten die Einhaltung der Quarantäne in den beiden Betrieben. Auch zwei weitere Standorte der Konservenf­abrik in den Gemeinden Simbach und Eichendorf seien momentan stillgeleg­t, teilte das Landratsam­t mit. Von den 130 Mitarbeite­rn dort sei ebenfalls ein Abstrich genommen worden – das Ergebnis stehe noch aus.

In Mamming sind außerhalb der beiden Betriebe laut Landratsam­t keine Infektione­n bekannt. In den vergangene­n Tagen wurden fast 4000 Saisonkräf­te und Bauernfami­lien in der Region negativ getestet. Landrat Werner Bumeder befürchtet trotzdem weitreiche­nde Folgen für den Gemüseanba­u in Niederbaye­rn. Schließlic­h liefern zahlreiche Landwirte ihr Gemüse zu der Konservenf­abrik, die nun geschlosse­n ist.

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FOTO: LENNART PREISS An den Unterkünft­en der Mitarbeite­r einer Konservenf­abrik in Mamming fahren Polizeiwag­en vorbei.

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