Gewaltige Explosionen erschüttern Beirut
Dutzende Tote und Verletzte in der libanesischen Hauptstadt – Ursache der Detonationen unklar
- Zwei kurz aufeinander folgende Explosionen haben am frühen Dienstagabend die libanesische Hauptstadt Beirut erschüttert. Die Detonationen ereigneten sich in der Gegend des Hafens. Sie waren derart heftig, dass im Umkreis von zwei Kilometern die Fensterscheiben zu Bruch gingen. Auf Videofilmen sieht man Passanten, die mit blutendem Gesicht und Kopfwunden am Straßenrand hocken. Nach Angaben von Gesundheitsminister Hassan Hamad starben mindestens 50 Menschen, 2750 wurden verletzt. Das Rote Kreuz war mit 30 Teams im Einsatz. Die Armee half, Verletzte in Krankenhäuser zu bringen. Bürger wurden aufgerufen, Blut zu spenden. Über der Stadt stieg eine dichte Rauchwolke auf. Im vor 20 Jahren sanierten Stadtzentrum von Beirut, das östlich des Hafens liegt, wurden durch herumfliegende Glas- und Metallsplitter Autos schwer beschädigt.
Die Hintergründe der Explosionen blieben am Abend unklar. In den sozialen Medien wurde spekuliert, dass ein Waffenlager oder eine unsachgemäß gelagerte Waffenlieferung für die libanesische Armee explodiert sein könnte. Nach einer anderen These waren detonierende Feuerwerkskörper die Ursache. In Beirut war es in den vergangenen Tagen fast 40 Grad heiß. Aus Wut über die sich häufenden Stromabsperrungen, die oft stundenlang andauern, hatten Dutzende von Demonstranten am Dienstagnachmittag versucht, das Energieministerium zu stürmen. Die Proteste gingen auch am Abend weiter.
Auch ein politischer Grund für die Explosionen konnte nicht ausgeschlossen werden. In der niederländischen Stadt Den Haag wird in den nächsten Tagen das Urteil eines Sondergerichts der Vereinten Nationen im Mordfall des früheren libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri erwartet. Beobachter rechnen damit, dass Mitglieder der pro-iranischen Hisbollah verurteilt werden. Die Explosion in der Beiruter Hafengegend am Dienstagabend ereignete sich nur wenige Hundert Meter von dem Ort, an dem Hariri am Valentinstag des Jahres 2005 von einer gewaltigen Bombe in Stücke gerissen wurde.
„Wir haben keine Informationen darüber, was genau passiert ist und was der Auslöser war, ob es ein Unfall oder ein herbeigeführter Akt war“, sagte ein UN-Sprecher kurz nach der Tat am Dienstag in New
York. „Zu diesem Zeitpunkt sind unsere Gedanken bei den Menschen im Libanon. Was auch immer passiert ist: Wir hoffen, dass der Schaden begrenzt ist und dass die Sicherheit des libanesischen Volkes garantiert ist.“
Regierungschef Hassan Diab erklärte den Mittwoch zum Tag landesweiter Trauer in Gedenken an die Opfer. Präsident Michel Aoun berief eine Dringlichkeitssitzung des Nationalen Verteidigungsrats ein.