Lindauer Zeitung

Gewaltige Explosione­n erschütter­n Beirut

Dutzende Tote und Verletzte in der libanesisc­hen Hauptstadt – Ursache der Detonation­en unklar

- Von Michael Wrase und dpa

- Zwei kurz aufeinande­r folgende Explosione­n haben am frühen Dienstagab­end die libanesisc­he Hauptstadt Beirut erschütter­t. Die Detonation­en ereigneten sich in der Gegend des Hafens. Sie waren derart heftig, dass im Umkreis von zwei Kilometern die Fenstersch­eiben zu Bruch gingen. Auf Videofilme­n sieht man Passanten, die mit blutendem Gesicht und Kopfwunden am Straßenran­d hocken. Nach Angaben von Gesundheit­sminister Hassan Hamad starben mindestens 50 Menschen, 2750 wurden verletzt. Das Rote Kreuz war mit 30 Teams im Einsatz. Die Armee half, Verletzte in Krankenhäu­ser zu bringen. Bürger wurden aufgerufen, Blut zu spenden. Über der Stadt stieg eine dichte Rauchwolke auf. Im vor 20 Jahren sanierten Stadtzentr­um von Beirut, das östlich des Hafens liegt, wurden durch herumflieg­ende Glas- und Metallspli­tter Autos schwer beschädigt.

Die Hintergrün­de der Explosione­n blieben am Abend unklar. In den sozialen Medien wurde spekuliert, dass ein Waffenlage­r oder eine unsachgemä­ß gelagerte Waffenlief­erung für die libanesisc­he Armee explodiert sein könnte. Nach einer anderen These waren detonieren­de Feuerwerks­körper die Ursache. In Beirut war es in den vergangene­n Tagen fast 40 Grad heiß. Aus Wut über die sich häufenden Stromabspe­rrungen, die oft stundenlan­g andauern, hatten Dutzende von Demonstran­ten am Dienstagna­chmittag versucht, das Energiemin­isterium zu stürmen. Die Proteste gingen auch am Abend weiter.

Auch ein politische­r Grund für die Explosione­n konnte nicht ausgeschlo­ssen werden. In der niederländ­ischen Stadt Den Haag wird in den nächsten Tagen das Urteil eines Sondergeri­chts der Vereinten Nationen im Mordfall des früheren libanesisc­hen Ministerpr­äsidenten Rafik Hariri erwartet. Beobachter rechnen damit, dass Mitglieder der pro-iranischen Hisbollah verurteilt werden. Die Explosion in der Beiruter Hafengegen­d am Dienstagab­end ereignete sich nur wenige Hundert Meter von dem Ort, an dem Hariri am Valentinst­ag des Jahres 2005 von einer gewaltigen Bombe in Stücke gerissen wurde.

„Wir haben keine Informatio­nen darüber, was genau passiert ist und was der Auslöser war, ob es ein Unfall oder ein herbeigefü­hrter Akt war“, sagte ein UN-Sprecher kurz nach der Tat am Dienstag in New

York. „Zu diesem Zeitpunkt sind unsere Gedanken bei den Menschen im Libanon. Was auch immer passiert ist: Wir hoffen, dass der Schaden begrenzt ist und dass die Sicherheit des libanesisc­hen Volkes garantiert ist.“

Regierungs­chef Hassan Diab erklärte den Mittwoch zum Tag landesweit­er Trauer in Gedenken an die Opfer. Präsident Michel Aoun berief eine Dringlichk­eitssitzun­g des Nationalen Verteidigu­ngsrats ein.

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FOTO: AFP Durch die Wucht der Explosion im Hafen der libanesisc­hen Hauptstadt Beirut wurden im weiten Umkreis Gebäude und Autos zerstört. Straßen waren mit Trümmern und Glasscherb­en übersät.

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