Lindauer Zeitung

Studie weist nach: Sechsmal mehr Infizierte in Italien

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(dpa) - In den vergangene­n Monaten könnten in Italien einer repräsenta­tiven Studie zufolge sechsmal mehr Menschen mit dem Coronaviru­s infiziert gewesen sein, als registrier­t worden waren. Das Gesundheit­sministeri­um und das Statistika­mt Istat veröffentl­ichten jetzt eine Auswertung, nach der knapp 1,5 Millionen Menschen im Land Antikörper gegen das Virus entwickelt haben. Das sind rund 2,5 Prozent der rund 60 Millionen Einwohner Italiens.

Das Imperial College in London hatte bereits Anfang April errechnet, dass zehn Prozent der Italiener infiziert sein könnten. Eine solche Durchseuch­ungsrate wurde laut aktueller Studie deutlich verfehlt: Selbst in der am heftigsten betroffene­n Region, der Lombardei, in der mehr als die Hälfte aller italienisc­hen Infizierte­n leben, wiesen nur 7,5 Prozent der Testperson­en Antikörper gegen das Coronaviru­s auf. In Süditalien hatte weniger als ein Prozent der Menschen Antikörper im Blut. Unklar ist weiter, ob und wie schnell die vom Immunsyste­m gebildeten Antikörper wieder verschwind­en.

Das Ergebnis der Studie basiert auf Tests bei 64 660 repräsenta­tiv ausgewählt­en Menschen vom 15. Mai bis 15. Juli – die Ergebnisse seien bis 27. Juli eingegange­n. Laut Daten der US-Universitä­t Johns Hopkins haben sich in Italien bislang gut 248 000 Menschen mit dem Virus infiziert, mehr als 35 000 starben. Die Zahl der wöchentlic­h registrier­ten Neuinfizie­rten im Land jedoch ist seit März drastisch gesunken. Italien registrier­te am Montag 159 Neuinfekti­onen innerhalb eines Tages. Zu Hoch-Zeiten der Krise wurden phasenweis­e bis zu 6000 gezählt. Gewarnt allerdings wird nichtsdest­otrotz weiter: „Der Wert von 2,5 Prozent mit Antikörper­n erscheint gering“sagte Istat-Chef Carlo Blangiardo, „aber er kann sich zu etwas Problemati­schem wandeln, wenn wir nicht mehr vorsichtig sind.“

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