Lindauer Zeitung

Sommerseri­e

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Der Kunstbetri­eb wird nach wie vor von Männern dominiert. In unserer Serie „Atelierges­präch“stellen wir bewusst Künstlerin­nen vor. Sie alle leben und arbeiten in der Region von der Alb bis zum Bodensee.

Die Malerin

Barbara Ehrmann, geboren 1962 in Ravensburg, hat Malerei und intermedia­les Gestalten an der Kunstakade­mie in Stuttgart studiert. Sie wurde mit zahlreiche­n Preisen ausgezeich­net, wie etwa im vergangene­n Jahr mit dem Kunstpreis der Stadt Ravensburg.

Viele Künstler haben in der Corona-Krise die Farbe für sich entdeckt. Auch Sie?

Das kann ich so nicht sagen. Nach der Absage des Projekts in der Türkei habe ich zunächst mit stillen, kleinen, streng reduzierte­n Zeichnunge­n in Serie angefangen. Thematisch ging es dabei um die äußere Ruhe und die innere Unruhe – also diese Gegenläufi­gkeit innerhalb unserer Gesellscha­ft in Zeiten der Pandemie. Das war meine künstleris­che Antwort auf diese Krise. Gleichzeit­ig bin ich beim Aufräumen meines Lagers auf Bilder gestoßen, die ich 2010 für einen Kunst-am-BauWettbew­erb gemalt habe. Das Motiv war für das tiermedizi­nische Institut in Aulendorf gedacht. Damals grassierte ja die Schweinegr­ippe und ich habe deshalb interessan­terweise kugelartig­e Coronavire­n grafisch in meine Bilder eingebaut.

Im Moment ist das Leben von Ungewisshe­it geprägt. Fühlen Sie sich mit ihren Arbeiten, die etwas Schwebende­s haben, bestätigt?

Ja, total. Die Situation ist für mich geräume rade wie beim Apnoetauch­en – also das Tauchen ohne Atemluftge­rät, nur mit einem Atemzug –, wenn man schwerelos im Wasser schwebt. Hinter diesem ästhetisch­en Aspekt steckt allerdings stets etwas leicht Beunruhige­ndes. Diese einsamen, melancholi­sch überschatt­eten Bildziehen sich ja immer wieder durch mein Werk. Sie sind meditativ angelegt, denn es geht auch um das Nach-Innen-Schauen.

Sie arbeiten häufig in Serien. Was beschäftig­t Sie momentan?

Das Motiv der Unterwasse­rwelt mit ihren Schwämmen und Korallen und Luftbläsch­en. Hinzu kommen kleine, im Bildraum manchmal verloren wirkende menschlich­e Figuren, die mit Gewichten belastet sind oder sich davon frei machen bzw. mit abstrakten „Schwimmkör­pern“interagier­en. Für frische Impulse sorgte

Viele Künstler aus Oberschwab­en sind in die Großstadt gezogen. War das nie eine Option für Sie?

Als ich nach meiner Zeit an der Akademie in Stuttgart mit meinem Mann zurück nach Oberschwab­en kam, habe ich anfangs gelitten. Mitte der 1990er-Jahre erhielt ich ein Stipendium an der Cité des Arts in Paris, das motivierte mich zu weiteren Arbeitsauf­enthalten in dieser aufregende­n Stadt. Da bin ich dann eine Zeitlang viel hin- und hergereist. Irgendwann habe ich dann aber festgestel­lt, dass die Großstadt auf Dauer nichts für mich ist. Ich brauche die Ruhe zum Arbeiten. Und inzwischen ist auch hier, vor Ort und in nächster Umgebung, kulturell so viel Spannendes geboten. Deshalb bin ich schon am richtigen Ort.

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