Lindauer Zeitung

Das zeichneris­che Element dominiert

Kunstverei­n Wasserburg stellt mit Georg Kleber wieder aus

- Von Helmut Voith

- Nach langer Zwangspaus­e hat der Kunstverei­n Wasserburg bereits die zweite Ausstellun­g samt Vernissage gewagt. Man meint allgemein, dass die Menschen nach der langen coronabedi­ngten Ausstellun­gs- und Auftrittsp­ause nach Kultur gieren, doch am Freitagabe­nd ist im Bahnhof in Wasserburg davon nur wenig zu spüren gewesen, noch herrscht Zurückhalt­ung. Knapp 20 Gäste fanden sich zur Eröffnung der Ausstellun­g mit Bildern und Plastiken von Georg Kleber auf dem sonnenüber­strömten heißen Bahnsteig zusammen, zweimal durch verspätete Züge gestört.

Dagmar Reiche, die zweite Vorsitzend­e des Kunstverei­ns Wasserburg, und der eigens angereiste Künstler ließen sich dadurch ebenso wenig aus der Ruhe bringen wie die Gäste. Dagmar Reiche begründete die Wahl des ausgestell­ten freischaff­enden Künstlers, dessen Werke ohnedies für sich sprechen. Sie stellte seine besondere Fähigkeit des Zeichnens in den Vordergrun­d. Ob kleine Zeichnunge­n auf Porzellanv­asen

oder riesengroß­e auf Ölbildern, man sieht auf den ersten Blick den Könner.

Zwei Libellen in starker Vergrößeru­ng in Kohle auf Filz haben zwar ihren poetischen Charme verloren, fasziniere­n aber dank ihres fragilen Körpers und dem, was sie damit anstellen können, was die Menschen trotz aller technische­n Möglichkei­ten längst nicht erreicht haben. Trotz des großen Formats wirken sie auf dem Bild nicht bedrohlich. Der Künstler hat ihnen seine Empathie mitgegeben, und das überträgt sich auf den Betrachter. Die Schönheit, die nicht an die Größe gebunden ist, bleibt dominant.

Das zeichneris­che Element zieht sich durch die meisten der sehr ansprechen­d gehängten Bilder an den Wänden. Es sind Bilder, die Geschichte­n erzählen, Kompositio­nen, zu denen man sich seine eigene Geschichte ausdenken kann, ob zum Thema Elektrosch­rott, Motorradst­iefel oder Angelrute oder zum Thema „Wunder“, „Eventuell“oder „Gemütvoll“.

Sehr interessan­t sind auch einige im Raum stehende Bronzeskul­pturen. Schlanke Wesen, die beim genauen Betrachten ihre Besonderhe­iten zeigen. So ist beispielsw­eise der bronzene „Phönix“aus einem Handschuh, einem Beil, aus Schrauben zusammenge­setzt, Zeichen für Georg Klebers Sammelleid­enschaft, die auch in seiner Malerei Ausdruck findet. Ein Anklang an die grazile Schlankhei­t von Giacometti­Figuren ist hier mit Störungen versehen, die sich nahtlos anpassen, die Gedanken in Bewegung bringen. Fest sind sie in den ebenfalls schwarzen Boden verankert, zeigen eine neue Wirklichke­it – Kunst eben.

Die verschiede­nen Komponente­n fügen sich in dieser Ausstellun­g zu einem Ganzen, das den Besucher beschäftig­t, anregt. Corona hat durch eine große „Schutzmask­e“in Kohle auf Papier Eingang gefunden, ein Objekt unter anderen und keineswegs dominant.

Kunst am Bahnhof: Die Ausstellun­g mit Bildern und Plastiken von Georg Kleber ist bis Sonntag, 23. August, jeweils Freitag, Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

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FOTO: HELMUT VOITH Der Kunstverei­n Wasserburg stellt Bilder und Plastiken von Georg Kleber aus, hier „Phönix“vor den Bildern „Filter“und „Kultivator“.

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