Das Millionen-Projekt in Lindenberg rückt näher
Stadtrat schafft Baurecht für die Seniorenwohnungen und die Tagespflege auf dem Bräuhaus-Areal
- Das Projekt „Gepflegt Leben und Wohnen am alten Bräuhaus“hat die nächste Hürde genommen. Mit vier Gegenstimmen hat der Stadtrat die Satzung für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan beschlossen und somit Baurecht für das Millionen-Vorhaben geschaffen, das die Johanniter zusammen mit einem Investor in Lindenberg planen. Der nächste Schritt ist nun der konkrete Bauantrag. Der Bau soll nach dem Willen der Verantwortlichen im Frühjahr 2021 starten. Die ersten Bewohner könnten demnach frühestens im Herbst 2022 oder im Frühjahr 2023 in die Seniorenwohnungen einziehen. Auch eine Tagespflege ist geplant.
In der letzten Sitzung vor der Sommerpause hat sich der Stadtrat mit den Stellungnahmen befasst, die im Rahmen der öffentlichen Auslegung bis Ende Juni eingegangen sind. Planer Merlin Rehmann vom Büro Sieber stellte diese vor. Die 13 Stellungnahmen der Behörden seien demnach „unbedenklich“. Die Untere Naturschutzbehörde wies darauf hin, dass in der abzureißenden Gaststätte Mauersegler nisten. Die Vögel sollen in Abstimmung mit der Behörde während der Bauphase mit Nistkästen an die Antonio-Huber-Schule umgesiedelt werden.
Im Neubau sind ebenfalls Nistkästen vorgesehen, sodass die Tiere im Anschluss wieder dauerhaft an ihren alten Standort zurückkehren können. Fledermäuse seien hingegen nicht festgestellt worden, ergänzte Rehmann.
Die Stellungnahmen dreier Bürger bezeichnete Rehmann als „im Wesentlichen kritisch“. Ein Anwohner monierte, dass sein Haus verschattet würde, da der Neubau näher an sein Grundstück heranrücke als bisher. Dem widersprach Rehmann mittels einer Schattenstudie. Zudem wies er darauf hin, dass auf dem Grundstück bereits ein Baurecht bestanden habe, das weitaus höhere Gebäude zugelassen hätte. Es sei also damit zu rechnen gewesen, dass die Fläche eines Tages bebaut wird. Insofern entstehe durch das Vorhaben „keine Verschlechterung“.
Für das Großprojekt, das im November erstmals öffentlich vorgestellt wurde, werden das Bräuhaus und die alte Stadthalle abgerissen. Entstehen sollen vier Gebäude mit rund 60 modernen Seniorenwohnungen – vom Ein-Zimmer-Appartement bis hin zur Drei-Zimmer-Wohnung. Der Investor will sie sowohl verkaufen als auch vermieten. Die Bewohner können Pflegeangebote oder andere Dienstleistungen buchen. Geplant sind Flächen für Hauswirtschaftsservice, Pflegedienst, Senioren-Tagespflege sowie ein Café als Begegnungsfläche, in dem auch ein offener Mittagstisch angeboten werden soll.
Der Stadtrat steht mehrheitlich hinter dem Konzept. „Wir brauchen dringend Kurzzeitpflegeplätze“, verdeutlichte beispielsweise Florian Weber. Der Sprecher der Freien Wähler wies aber auch darauf hin, dass dringend ein Gehweg für die älteren Bewohner nicht vergessen und auf ausreichend Parkplätze geachtet werden sollte. Neben einer Tiefgarage sind auch oberirdische Stellflächen vorgesehen. Diese sollten aber nicht „halböffentlich“sein, sagte Thomas Kühnel (Grüne). Auch für SPD-Sprecher Helmut Wiedemann ist die Zahl der Parkplätze für die Besucher entscheidend: „Dauerparker könnten ein Problem werden. Aber da muss sich der Objektträger Gedanken machen, wie er das regelt.“Gedanken soll er sich auch noch über die Heizung machen. Es gebe Anlass zur Vermutung, dass mit Holzhackschnitzel geheizt werden soll, sagte Anton Wiedemann (CSU). „Eine so große Anlage verursacht Feinstaub. Da das Objekt mitten in der Stadt steht, sollten wir das vermeiden.“
Im Bebauungsplan und auch im bereits unterzeichneten Durchführungsvertrag sind keine Energieträger ausgeschlossen, doch beim noch zu genehmigenden Bauantrag könnte das nochmals eine Rolle spielen. Bürgermeister Eric Ballerstedt kündigte an, eine einvernehmliche Lösung mit dem Investor suchen und finden zu wollen.