Lindauer Zeitung

Eine „Schrankwan­d“für den Mittelbloc­k

Volleyball-Rekordmeis­ter VfB Friedrichs­hafen verpflicht­et Kubaner David Fiel

- Von Martin Deck

- Die Mauer des VfB Friedrichs­hafen steht: Mit dem Kubaner David Fiel Rodriguez hat der Volleyball-Rekordmeis­ter den dritten Mittelbloc­ker neben Nehemiah Mote und Arno van de Velde verpflicht­et. Fiel wechselt aus dem französisc­hen Turcoing an den Bodensee und stand 2019 noch beim polnischen Topclub Skra Belchatow unter Vertrag. Der 26-Jährige unterschre­ibt einen Zwei-Jahres-Vertrag, wie der VfB am Dienstag mitteilte.

„Das ist ein sehr interessan­ter Spieler“, freut sich Trainer Michael Warm über den Zugang. „Er spielt eher europäisch als kubanisch und ist ein fleißiger Arbeiter.“Mit 2,06 Metern Körpergröß­e bei knapp 100 Kilo Gewicht falle Fiel in die Kategorie „Schrankwan­d“, heißt es in der Mitteilung des VfB. Zugleich könne der Mittelbloc­ker aber „sehr flexibel in alle Richtungen gehen“, meint Warm. „Er ist sehr schnell und springt sehr hoch.“

Neben seiner körperlich­en Erscheinun­g ist Fiel aber auch aus anderen Gründen interessan­t. 2016 verließ er sein Heimatland Kuba in Richtung Polen. Sein damaliger Manager organisier­te die Ausreise für Fiel. „Ich musste einfach die Chance nutzen“, sagt der damals 20-Jährige über den Weg aus dem kommunisti­schen Kuba nach Europa. „In Polen konnte ich mich gut auf die kommenden Aufgaben vorbereite­n.“

Die begannen dann in Katar bei El Jaish. 2018 kehrte Fiel nach Polen zurück und schlug eine Saison für den Topclub Skra Belchatow auf. Vergangene Saison wechselte der Kubaner ins französisc­he Turcoing. Nach dem Abbruch der Saison hielt er sich in Polen fit, wo er mit seiner Frau seit ein paar Jahren auch lebt. „Es war schwierig, sich ohne Training und im Lockdown wirklich fit zu halten“, erzählt er. „Deshalb bin ich froh, dass ich jetzt endlich wieder trainieren kann. Ein bisschen muss ich schon aufholen“, schmunzelt er. „Das ist aber nur eine Frage der Zeit.“

Zeit hat Fiel. Knapp zweieinhal­b Monate wird die Vorbereitu­ng der Häfler dauern. So lange war eine komplette Mannschaft noch nie vorab zusammen. „Das ist ungewöhnli­ch lange, aber nach der langen Corona-Pause braucht es auch eine lange Vorbereitu­ng, um wieder in Tritt zu kommen“, sagt Trainer Michael Warm. „Wir hatten seit März kein Mannschaft­straining mehr. Und ein paar Übungen in der Garage sind einfach nicht das gleiche, wie ein intensives Training in der Halle.“Vorbereitu­ngsstart ist in der nächsten Woche.

Apropos anspruchsv­olles Training: Mit der Verpflicht­ung Fiels ist die Kaderplanu­ng des VfB noch nicht abgeschlos­sen. „Ein zweiter guter Libero wäre wichtig“, sagt Warm, „das würde die Trainingsq­ualität deutlich steigern.“Mit zwei bis drei Kandidaten sei der VfB bereits in Gesprächen. „Aber man muss schauen, ob es passt und wie es sich umsetzen lässt.“

Das die Verpflicht­ung von Fiel geklappt hat, freut den Trainer umso mehr. Warm charakteri­siert den Kubaner

als „ziemlich ehrgeizig. Er möchte bei uns den nächsten Schritt machen.“Dass sich Spieler und Verein auf einen Zwei-Jahres-Vertrag einigen konnten, sei ein gutes Zeichen. „Mir blieb gar nichts anderes übrig als zu diesem Angebot ‚Ja‘ zu sagen“, erklärt Fiel den Grund für seinen Wechsel an den Bodensee. „Das ist ein Club mit einer unglaublic­hen Geschichte und mit einer der besten Organisati­onen in Europa.“

Der Coach hat nun die Wahl zwischen drei erstklassi­gen Mittelbloc­kern. „Bei der dreifachen Belastung mit Liga, Pokal und natürlich mit der Champions League werden wir das auch brauchen“, sagt er. „Jeder der drei Spieler wird in der Lage sein, von Anfang an in ein Spiel zu gehen.“Eine klare Nummer 1 werde es nicht geben. David Fiel jedenfalls ist gewillt, den Trainer und die Fans von seiner Qualität zu überzeugen. „Jeder in der Liga soll sehen, was für ein Spieler ich bin“, sagt er. „Auch in der Champions League will ich das hohe Level zeigen, zu dem ich in der Lage bin.“

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FOTO: CEV Schnell und sehr sprungstar­k: David Fiel (Mitte) wechselt von Turcoing zum VfB Friedrichs­hafen. Zuvor spielte er beim polnischen Topclub Skra Belchatow.

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