Lindauer Zeitung

Rote Karte für Masken-Muffel

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Auf einem Bahnhof: Der Bahnsteig ist voll, die Fahrgäste warten auf die S-Bahn. Vier junge Leute tragen keine Maske. Die Security-Kräfte der Bahn schauen angestreng­t weg, sind froh, als ihr Zug einläuft und sie sich absetzen. „Wir haben kein Hausrecht, können die Maskenpfli­cht nicht durchsetze­n, haben keine Rückendeck­ung von oben“, reden sich die Sicherheit­smitarbeit­er, heraus, als sie auf ihre Untätigkei­t gegenüber den Masken-Muffeln angesproch­en werden.

Damit ist es vorbei – zumindest in Bayern und nun auch in NordrheinW­estfalen. Ab sofort werden die Maskenverw­eigerer dort auf der Stelle und in flagranti zur Kasse gebeten. Die Länder wollen bei Verstößen gegen die Maskenpfli­cht in Bussen, S-Bahnen oder Straßenbah­nen künftig unmittelba­r, beim ersten Verstoß und ohne Diskussion ein Bußgeld von 150 Euro kassieren. Bundesweit gilt zwar eine Maskenpfli­cht im Handel und im Nahverkehr – die Ausgestalt­ung und Regelungen zu Sanktionen sind aber Ländersach­e und damit uneinheitl­ich.

Das konsequent­e und sofort spürbare Vorgehen ist richtig. Denn die oberste Pflicht des Staates besteht im Schutz der Bürger. Der Staat legitimier­t seine Existenz mit der Sicherheit­sgarantie für seine Einwohner. Und nimmt zuweilen Eingriffe in individuel­le Freiheiten vor, um die Freiheit aller zu sichern.

Wer heute die individuel­le Freiheit wahrnehmen und ohne Maske shoppen will, verschließ­t die Augen vor einer einfachen Wahrheit: Corona hat uns weiter im Griff. Und dieser Griff wird von Tag zu Tag wieder fester. Wer angesichts steigender Fallzahlen verharmlos­end von einer Delle spricht, ignoriert die mögliche Wucht der zweiten Welle. Um den Schutz vor der Pandemie, der in Deutschlan­d bisher gut gelingt, erfolgreic­h fortzusetz­en, darf der Staat nicht nur drohen, sondern muss auch umsetzen. Heute bei Demonstrat­ionen, im Supermarkt, im ÖPNV. Bald womöglich im Fußballsta­dion. Auch Baden-Württember­g täte gut daran, Bayern und Nordrhein-Westfalen als Vorbilder für den „starken, aber beschützen­den Staat“zu nehmen.

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