Mamming entzweit Koalitionspartner
Gesundheitsministerin Melanie Huml weist Kritik von Freien Wählern zurück
- Der neuerliche CoronaAusbruch in einer Konservenfabrik im niederbayerischen Mamming hat zu Misstönen zwischen den Freien Wählern und Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) geführt. Der Vorsitzende der Freie Wähler Landtagsfraktion Florian Streibl hatte am vergangenen Dienstag im Fall Mamming ein besseres Krisenmanagement angemahnt. Huml müsse rasch eine „ziel- und passgenaue Strategie für lokale Infektionsgeschehen entwickeln“, hatte Streibl erklärt. Sonst drohe dem Freistaat ein zweiter Lockdown. Streibl solle sich besser über das Vorgehen Bayerns im Kampf gegen Corona informieren, reagierte Huml am Mittwoch auf die Kritik des Koalitionspartners.
Durch strengere Kontrollen müsse man Corona-Hotspots entdecken, bevor diese entstehen, hatte Streibl angemahnt. Mit der Ausweitung der Testkapazitäten nach Bekanntwerden von Hotspots sei es nicht getan: „Die Gesundheitsämter müssen auch in die Lage versetzt werden, überall dort, wo sich schnell fortschreitende und hohe Infektionszahlen feststellen lassen, Kontrollen durchzuführen, um die Einhaltung von Hygieneregeln, Abstandsgeboten und Quarantänemaßnahmen zu überprüfen", forderte Streibl. Die Ereignisse in Mamming müssten dem Huml-Ministerium „Warnung und Ansporn zugleich“sein.
Huml wies die Kritik am Mittwoch zurück. Es gebe bereits eine ziel- und passgenaue Strategie für lokale Infektionsgeschehen, die auch im Landkreis Dingolfing-Landau eingesetzt werde: „Insofern ist die entsprechende Forderung von Streibl überflüssig“, so die CSU-Politikerin. Die strikte Containment-Strategie mit dem Ziel, Infektionsketten so schnell wie möglich zu erkennen, zurückzuverfolgen, werde man konsequent fortsetzen. Außerdem würden weiterhin landwirtschaftliche Betriebe mit Saisonarbeitern durch Teams aus Gesundheitsamt, Landwirtschaftsamt und Gewerbeaufsichtsamt kontrolliert. Diese Kontrollen fänden auch statt, wenn zum Beispiel die Arbeitskräfte in den Unterkünften anzutreffen seien.
Eine Wiederaufnahme der Produktion der betroffenen Konservenfabrik komme erst dann infrage, wenn die Hintergründe des Ausbruchsgeschehens geklärt sind, betonte Huml. Ferner müsse das Hygieneund Schutzkonzept für den Betrieb
sichergestellt sein. Für die in Quarantäne befindlichen Mitarbeiter des Konservenbetriebs wie auch des zuvor schon betroffenen Gemüsehofs sei eine strikte Trennung von infizierten und nichtinfizierten Personen angeordnet worden, die überwacht werde. Außerdem werde nach kurzfristigen Lösungen für die „teilweise beengten Unterbringungsverhältnisse“gesucht.
Auf dem Gemüsehof wurden inzwischen 17 weitere Saisonarbeiter positiv getestet. Wie das Landratsamt Dingolfing-Landau am Mittwochabend berichtete, waren 231 Männer und Frauen, die bislang als gesund galten, ein drittes Mal untersucht worden. „17 von ihnen tragen nachweislich das Covid-19-Virus in sich, 214 wurden auch ein drittes Mal negativ getestet“, teilte die Behörde mit. Die Neuinfizierten seien nun von den Gesunden getrennt worden.