Zeit für nötige Reformen
Seit bald einem Jahr befindet sich der Libanon in einer Abwärtsspirale. Die Landeswährung Lira verlor fast 90 Prozent ihres Wertes. Dem Land drohen eine Hungersnot sowie eine zweite Corona-Welle. Mit den so verheerenden Explosionen im Beiruter Hafen wird die Leidensfähigkeit der Libanesen nun auf eine weitere Probe gestellt. Allein, das ist nach der Katastrophe von Dienstagabend deutlich geworden, wird der arabische Mittelmeeranrainerstaat nicht aus der Krise kommen. Er braucht die Hilfe der internationalen Staatengemeinschaft, die dem Land in den letzten Monaten auch deshalb verwehrt wurde, weil die proiranische Hisbollah an der Regierung beteiligt ist. Ohne internationale Hilfe ist das Land dem Untergang geweiht. Es droht ein Bürgerkrieg, der auf andere Staaten der Region übergreifen könnte.
In dieser schweren Krise liegt aber auch eine Chance für das Land. Um diese auch zu nutzen, braucht es jetzt die Bereitschaft der libanesischen Regierung, seit Jahren verlangte Wirtschafts– und Finanzreformen auch umzusetzen. Nur dann wird der hoch verschuldete Libanon jene 15 Milliarden US Dollar erhalten, um wieder auf die Beine zu kommen. Für die libanesische Regierung heißt das, sich nach Jahrzehnten von Filz, Korruption und unermesslicher Selbstbereicherung endlich am Riemen zu reißen. Die Chance dafür ist jetzt da. Sie zu verpassen wäre fatal.