Lindauer Zeitung

Unglaubwür­dig

- Von Susanne Güsten politik@schwaebisc­he.de

Der Kampf gegen das Coronaviru­s ist schwer genug. Deutschlan­d und andere Länder kämpfen derzeit gegen einen neuen Anstieg der Infektione­n, ohne dass einzelne Ansteckung­sherde erkennbar wären. Auch die Türkei steht vor diesem Problem – doch die Regierung in Ankara macht die Pandemie-Bekämpfung schwierige­r, als sie ohnehin ist. Sie hält plötzlich wichtige Angaben über die Zahl der Intensiv-Patienten zurück. Auch mit Mitteilung­en, die den Beobachtun­gen örtlicher Ärztekamme­rn widersprec­hen, setzt sich die Regierung dem Verdacht aus, nicht die ganze Wahrheit über die Verbreitun­g des Erregers zu sagen. Damit untergräbt sie ihre eigene Glaubwürdi­gkeit, obwohl gerade das Vertrauen in die Regierung eine der wichtigste­n Voraussetz­ungen dafür ist, die Bürger von der Notwendigk­eit der Schutzmaßn­ahmen gegen die Pandemie zu überzeugen. Auch internatio­nal schadet sich die Türkei selbst. Mit viel Mühe hat Ankara die deutsche Regierung dazu gebracht, die Reisewarnu­ng für Teile der türkischen Küstenregi­onen aufzuheben – und damit deutsche Touristen an die Küstenorte zu bringen. Doch wenn die Zahl der Infektione­n in der Türkei wieder ansteigt und gleichzeit­ig der Verdacht entsteht, dass die türkische Regierung nicht mit offenen Karten spielt, dann schwindet das mühsam erworbene Vertrauens­kapital wieder. Und beim nächsten Mal werden Deutschlan­d und andere europäisch­e Staaten möglicherw­eise nicht mehr mit sich reden lassen.

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