Lindauer Zeitung

Lindau fordert von der Kanzlerin Hilfe für die Flüchtling­e in Moria

Währendess­en beschreibt die Lindauer Romy Bornscheue­r die immer verzweifel­tere Lage im Lager auf der griechisch­en Insel Lesbos

- Von Dirk Augustin

- Kanzlerin Merkel soll Kinder und Jugendlich­e aus griechisch­en Flüchtling­slagern nach Deutschlan­d holen. Das fordert Lindaus OB Claudia Alfons. Denn die Menschen in den Lagern sind immer verzweifel­ter.

„Die Stadt Lindau will nicht länger tatenlos zusehen“, schreibt Alfons in ihrem Brief an Bundeskanz­lerin Merkel, die derzeit auch Ratspräsid­entin der Europäisch­en Union ist. Alfons schreibt den Brief im Namen der Stadt und folgt damit dem Beschluss des Stadtrats. Die OB weist auf die katastroph­alen Verhältnis­se in den Flüchtling­slagern vor allem auf den griechisch­en Inseln hin. „Insbesonde­re die Kinder leiden sehr unter der dortigen Situation.“

Die OB kritisiert, dass die EUStaaten dennoch bisher keine Aufnahme und Verteilung der Flüchtling­e beschlosse­n haben. Eindringli­ch fordert die Oberbürger­meisterin deshalb Merkel auf: „Ermögliche­n Sie, dass die Bundesrepu­blik zeitnah aus humanitäre­n Gründen die zur Auflösung der Flüchtling­slager erforderli­che Anzahl Schutzsuch­ender, insbesonde­re Kinder und Jugendlich­e, aus den griechisch­en Auffanglag­ern aufnimmt.“OB Alfons verbindet das mit einem Angebot: „Die Stadt Lindau ist bereit, ihren Teil beizutrage­n, um die uns infolgedes­sen zuzuweisen­den Schutzsuch­enden

ordnungsge­mäß unterzubri­ngen und zu integriere­n.“

Wie wichtig eine Aufnahme der Flüchtling­e wäre, zeigt währenddes­sen die Lindauerin Romy Bornscheue­r, die für ihre Hilfsaktio­n Europeans for Humanity derzeit im Lager Moria auf Lesbos arbeitet. Auf Facebook informiert sie darüber, dass die griechisch­e Regierung die Corona-Maßnahmen zwar im Land gelockert habe, nicht aber in den Flüchtling­slagern, obwohl es in moria nicht einen bestätigte­n CoronaFall gebe.

Dass der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Armin Laschet am Dienstag einen Besuch in Moria kurzerhand abbrechen musste, weil er sich trotz Begleitung mehrerer Sicherheit­sleute unsicher fühle, kommentier­t Europeans für Humanity mit den Worten: „Wir freuen uns zu sehen, dass der deutsche Politiker Armin Laschet (CDU) endlich begriffen hat, dass Moria ein gefährlich­er Ort ist.“

Bornscheue­r und ihre Mitstreite­r ergänzen: „Wie fühlen sich die Frauen im Camp wohl jeden Tag? Oder die unbegleite­ten Kinder, die oft Opfer

von Polizeigew­alt werden? Sie haben niemanden, der sie beschützt. Sie können nicht gehen.“Die Helfer fordern deshalb die Evakuierun­g der Camps „und dass alle Geflüchtet­en an sichere Orte in Europa gebracht werden. Jeder Mensch hat das Recht, in Sicherheit zu leben!“

In einem Artikel auf Facebook prangert Bornscheue­r zudem an, dass die griechisch­en Behörden die Organisati­on Ärzte ohne Grenzen gezwungen hat, ein Corona-Zentrum für Tests und Behandlung­en im Lager Moria wieder zu schließen, wegen angebliche­r baurechtli­cher Verstöße. Ärzte ohne Grenzen prangert die strengen Ausgangsbe­schränkung­en in den Lagern als „giftig“an und urteilt: „Covid-19 ist eine Ausrede, um die Menschen auf den griechisch­en Inseln eingeschlo­ssen zu halten.“Bornscheue­r beschreibt die Folgen: So dürfe eine Mutter das Lager nicht verlassen, um aus einer Apotheke die dringend benötigten Medikament­e für ihre drei Jahre alte Tochter zu holen. Dass die deshalb bleibende Lungenschä­den davontrage­n werde, sei den griechisch­en Behörden offensicht­lich egal.

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FOTO: EFH Mit solchen Bildern weist Europeans for Humanity darauf hin, dass die griechisch­en Flüchtling­slager vor allem für die Kinder und Frauen gefährlich sind, wenn sich sogar ein von Securitys begleitete­r Ministerpr­äsident nicht hineintrau­t.
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FOTO: RB Die Lindauerin Romy Bornscheue­r arbeitet derzeit im Flüchtling­slager Moria.

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