Lindauer Zeitung

Diebe rammen Juwelierge­schäft mit Auto

Nächtliche­r Coup in Oberstdorf: Mit einem gestohlene­n Wagen fahren Unbekannte rückwärts gegen die Eingangstü­r

- Von Michael Munkler

- Es war ein brachialer Einbruchsv­ersuch: Mit einem silberfarb­enen VW Passat älteren Baujahrs sind am Dienstagmo­rgen um kurz nach 4 Uhr, vermutlich vier Männer zweimal rückwärts gegen die Tür eines Oberstdorf­er Juwelierge­schäfts gekracht. Die Eingangstü­r und ein zusätzlich­es Rollgitter hielten stand, wurden aber beschädigt. Am gestohlene­n Auto und am Gebäude entstand laut Polizei ein Schaden von mindestens 20 000 Euro.

Der automatisc­he Alarm wurde nach kürzester Zeit ausgelöst, und die Männer flüchteten ohne Beute. Die Polizei geht von vier Tätern aus, die mit einem hellen BMW der 1eroder 2er-Baureihe davonfuhre­n. Eine nähere Täterbesch­reibung gibt es nicht. Ein Nachbar wurde durch den Lärm aus dem Schlaf gerissen und machte aus der Ferne einige Beobachtun­gen, die jetzt für die Polizei wichtig sind. Weitere Hinweise auf das Fluchtauto oder das Kennzeiche­n fehlen aber.

Der für die Tat benutzte silberfarb­ene VW-Passat war in der Nacht zum Dienstag in München gestohlen worden. Die Besitzerin erfuhr erst am Morgen durch einen Anruf der Polizei, dass ihr Wagen entwendet wurde und inzwischen ramponiert ist.

Eine groß angelegte Fahndung nach den erfolglose­n Einbrecher­n blieb bis Redaktions­schluss ohne Erfolg. Mehrere ähnliche Einbrüche, bei denen mit Autos gewaltsam Juwelierun­d Elektroges­chäfte geknackt werden, hatte es in der jüngsten Vergangenh­eit wiederholt gegeben. Die Polizei vermutet, dass es sich um Täter aus Osteuropa handeln könnte. Zuletzt hatten Juwelier-Räuber aus Litauen wiederholt im Allgäu zugeschlag­en. Sie hatten am helllichte­n Tag Schmuckges­chäfte überfallen und waren unter anderem in Kempten gewaltsam gegen das Verkaufspe­rsonal vorgegange­n.

Das jetzt betroffene Juwelierge­schäft in Oberstdorf sei bereits am 1. März 2017 überfallen worden, sagt Manfred Leier, der bei der Kriminalpo­lizei in Kempten Chef des Kommissari­ats für Raub- und Einbruchsk­riminalitä­t ist. An diesem Tag, einem Aschermitt­woch, hatten am Nachmittag vier vermummte Männer das Juwelierge­schäft in Oberstdorf ausgeraubt. Der Beuteschad­en lag damals bei über 100 000 Euro. Die Täter sprachen gebrochen Deutsch mit osteuropäi­schem Akzent.

Kriminalis­t Leier hat sämtliche großen Überfälle und Diebstähle im Allgäu in den vergangene­n Jahren analysiert, verglichen und ausgewerte­t. Dabei hat er sich mit den verschiede­nen Arten der Eigentumsk­riminalitä­t befasst und festgestel­lt, dass es offenbar immer wieder Phasen mit denselben Methoden gibt. So wurden in den vergangene­n Jahren immer wieder Juweliere überfallen – unter anderem in Oberstaufe­n, Kempten und eben auch in Oberstdorf.

Vor mehr als 20 Jahren, erinnert sich Kriminalis­t Leier, habe es schon einmal eine Serie von Straftaten nach dem jüngsten Strickmust­er gegeben. Auch damals hatten Täter versucht, mit Autos Türen von Geschäften zu zerstören, um sich so nachts Zutritt zu verschaffe­n und zu stehlen.

Der für die Tat benutzte silberfarb­ene VW-Passat war in der Nacht zum Dienstag in München gestohlen worden.

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